Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Konzepte auch streng umsetzen
Nun ging es doch ganz schnell, und die Entscheidung kam von ganz oben: Nach sechs für viele Fans trostlosen Monaten ist die Zeit der Geisterspiele in den Stadien in ganz Deutschland vorbei – und das nicht nur im Norden und Osten, sondern auch in Baden-Württemberg und Bayern. Dabei blieb den Bundesländern unterm Strich auch wenig Wahl. Sie orientieren sich trotz drohender zweiter Infektionswelle an der gelebten Realität. Die Menschen treffen sich – wie auch immer man das bewerten mag – längst wieder in Scharen miteinander. Sie drängen sich in den Einkaufspassagen, in den Cafés oder bei kleinen Festen. Selbst Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) musste eingestehen: „Ich hätte noch ein halbes Jahr ohne Zuschauer locker aushalten können.“Er spüre aber „den tiefen Wunsch vieler Menschen danach“. Deswegen müsse man die Wünsche und die Sicherheitsinteressen in eine vernünftige Balance bringen.
Genau hier sind die Vereine gefragt, auch wenn dem FC Bayern München vorerst ohnehin die Zahl der Neuinfektionen in die Quere kommen dürfte. Überall anders sollten die Großclubs wie der VfB Stuttgart (dürfte mit 12 000 Fans starten) trotz der hektischen Planungen für den Start der Bundesliga am Wochenende nicht nur die Ticketanzahl im Blick haben. Das Hauptaugenmerk der Vereine muss darauf liegen, dass die Konzepte auch umgesetzt werden. Landessportministerin Susanne Eisenmann (CDU) kritisierte nicht ganz zu Unrecht das Pokalspiel des VfB Stuttgart in Rostock: „Eng an eng, Schulter an Schulter, ohne Maske – das hat mich nicht überzeugt.“Auch wenn diese Aussage pauschalisiert, trifft sie doch den Kern. Denn auch in Rostock gab es strikte Abstandsregeln, der Mundschutz durfte nur auf dem Sitz abgelegt werden, doch eine Tribüne mit überwiegend Ultras hielt sich nicht vollständig daran. Die Vereine müssen auf die Umsetzung ihrer Konzepte drängen – überall. Sonst war dieser vorerst auf sechs Wochen ausgelegte Vertrauensvorschuss der letzte und könnte schlimme Folgen haben – viel weitreichendere als nur die sportlichen.