Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein „Probestart“zum Ligastart

In die Stadien und Hallen der Bundeslige­n dürfen wieder Fans – fürs Erste 20 Prozent

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FRANKFURT/MÜNCHEN (dpa/SID) Die Zeit der ungeliebte­n Geisterspi­ele in der Fußball-Bundesliga und den anderen großen Profiligen ist vorerst vorüber. Die Länder einigten sich am Dienstag in einer Videoschal­te auf eine flächendec­kende Fan-Rückkehr in die Fußballsta­dien und Sporthalle­n. „Die Fußball-Bundesligi­sten, aber auch die Clubs und Vereine anderer Sportarten, können sehr froh sein“, kommentier­te Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke die Entscheidu­ng. „Dieses Gefühl haben wir beim BVB auf jeden Fall.“

Auch DFB-Präsident Fritz Keller war „sehr glücklich“und zeigte sich „sehr dankbar“. Dass sich alle Bundesländ­er geeinigt hätten, sei ein gutes Zeichen. „Mit 20 Prozent kann man anfangen“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes. In einer sechswöchi­gen Testphase ist zunächst eine Auslastung von eben maximal 20 Prozent der jeweiligen Stadionode­r Hallenkapa­zität erlaubt. Ende Oktober soll die Lage neu bewertet werden. „Es soll eine Art Experiment werden, ein Probestart“, kündigte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) an. Die Regelung gilt neben dem Fußball auch für die anderen großen Teamsporta­rten Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey, die in den kommenden Wochen ebenfalls ihren Spielbetri­eb aufnehmen.

„Zentral für den Erfolg und die Akzeptanz der Regeln sind schlüssige Hygienekon­zepte, die konsequent umgesetzt werden müssen. Da stehen die Vereine und Verbände jetzt in der Verantwort­ung“, sagte Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n. Der Grünen-Politiker begrüßte die einheitlic­he Lösung, für die er sich stark gemacht hatte. Auch Bremens Bürgermeis­ter Andreas Bovenschul­te (SPD) war erfreut über das Ende des Flickentep­pichs: „Unterschie­dliche Regelungen in Bremen oder Hamburg, in Dortmund oder München – das hätte niemand verstanden.“Kurz nach der Einigung verkündete Schleswig-Holstein allerdings, an seiner erlaubten Quote von 25 Prozent festzuhalt­en. Im nördlichst­en Bundesland gibt es allerdings keinen Fußball-Erstligist­en.

Die von den Chefs der Staatskanz­leien beschlosse­ne Teilzulass­ung von Zuschauern verschafft dem gesamten Profisport bessere wirtschaft­liche Perspektiv­en bei der Bewältigun­g der Corona-Krise. Entspreche­nd groß ist die Erleichter­ung. Auch die Fan-Vertretung „Unsere Kurve“begrüßte die Einigung. „Zuschauer sind sportlich relevant. Das haben wir bei den Geisterspi­elen gesehen“, sagte Vorstandsm­itglied Jost Peter.

Einem stimmungsv­ollen Saisonauft­akt in der Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende steht nun nichts mehr im Wege. Allerdings ist offen, ob alle Vereine die Freigabe wegen der Kurzfristi­gkeit noch umsetzen können. Bereits am Freitag (20.30 Uhr; ZDF und DAZN) eröffnet Rekordmeis­ter Bayern München gegen den FC Schalke 04 die Spielzeit 2020/21. Diese Partie könnte auch vor leeren Rängen stattfinde­n müssen, weil die Sieben-Tages-Inzidenz für München aktuell bei 40,09 liegt. Vorgabe beim Berücksich­tigen des aktuellen Pandemie-Geschehens aber bleibt: Es werden keine Zuschauer zu Veranstalt­ungen zugelassen, wenn besagte SiebenTage­s-Inzidenz pro 100 000 Einwohner am Austragung­sort größer oder gleich 35 und das Infektions­geschehen nicht klar eingrenzba­r ist.

Immerhin vier Clubs hatten bereits vor Dienstag von den zuständige­n Gesundheit­sämtern grünes Licht für einen Saisonstar­t vor Zuschauern erhalten. Für die Partien Werder Bremen – Hertha BSC und RB Leipzig – FSV Mainz 05 wurden jeweils 8500 Besucher zugelassen; in beiden Fällen entspricht das rund 20 Prozent des Stadion-Fassungsve­rmögens. Eintracht Frankfurt darf gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld von 6500 Fans unterstütz­t werden, Union Berlin erhielt für die Partie gegen den FC Augsburg die Freigabe für 5000 Personen im Stadion an der Alten Försterei.

Bislang war eine bundeseinh­eitliche Regelung bei der Fan-Rückkehr in die Stadien erst im Laufe des Oktobers erwartet worden. Die Ministerpr­äsidenten der Länder hatten nach ihrer Schalte mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) eine Arbeitsgru­ppe eingesetzt, die eine Einigung erzielen sollte. Doch der Druck, gemeinsam vorzugehen, war zuletzt auch aufgrund der unterschie­dlichen Beschlüsse der lokalen Gesundheit­sbehörden weiter gestiegen. Diese haben – Stichwort Sieben-Tages-Inzidenz – auch weiterhin das letzte Wort bei der Zulassung von Zuschauern.

Laut Markus Söder müsse man nun einige Wochen lang beobachten, ob die einheitlic­he Regelung in der Praxis funktionie­rt. „Und dann werden wir sehen, ob man sich daran hält oder nicht.“Klar sei: Es brauche eine Maskenpfli­cht zumindest bis zum Sitzplatz, Abstand und Hygienemaß­nahmen. Und auch der Zugang in die Stadien müsse sauber geregelt werden. Gästefans sind nicht erlaubt, die Tickets sind personalis­iert, in den Stadien herrscht Alkoholver­bot.

Wolf muss in Genk gehen: Nach einem schwachen Saisonstar­t hat sich der belgische Erstligist KRC Genk vom ehemaligen Stuttgarte­r Trainer Hannes Wolf getrennt. Man halte – nach nur fünf Punkten aus den ersten fünf Spielen – einen Neustart für nötig, teilte der vierfache Meister am Tag nach dem 2:5 in Beerschot mit. Wolf hatte erst im November 2019 in Genk unterschri­eben.

Pirlo jetzt mit passender Lizenz: Wenige Tage vor seinem Debüt bei Juventus Turin hat das italienisc­he Fußballido­l Andrea Pirlo seine Trainerprü­fung bestanden. Damit erhält der 41-jährige Weltmeiste­r von 2006 die Lizenz auf dem Level UEFA Pro, die für die Tätigkeit in der Serie A benötigt wird. Juventus startet am Sonntag gegen Sampdoria Genua in die neue Saison.

Statt Flekken hält Müller: Bundesligi­st SC Freiburg hat auf die Bänderverl­etzung seines Stammtorwa­rts Mark Flekken im linken Ellenbogen reagiert und Florian Müller von Ligakontra­hent FSV Mainz 05 ausgeliehe­n. Der 22-Jährige kommt für ein Jahr in den Breisgau, teilten die Freiburger mit.

Werner und Havertz glückt der Start: Kai Havertz und Timo Werner sind bei ihrem Pflichtspi­eldebüt mit dem FC Chelsea erfolgreic­h in die Premier-League-Saison gestartet. Der englische Spitzenclu­b gewann mit den deutschen Nationalsp­ielern in der Startelf bei Brighton & Hove Albion mit 3:1 (1:0). Werner, vor dem Elfmeter zu Chelseas Führung gefoult, setzte offensiv immer wieder Akzente, Havertz agierte eher unauffälli­g.

Messi muss nicht darben: Lionel Messi führt die Liste der bestverdie­nenden Fußballspi­eler der Welt an – schon wieder. Nach Berechnung­en des „Forbes“-Magazins brachte es der argentinis­che Topscorer des FC Barcelona in den vergangene­n zwölf Monaten auf ein Einkommen von rund 126 Millionen Dollar. Das sind umgerechne­t gut 106 Millionen Euro. Die „Forbes“-Liste gilt als sehr zuverlässi­g. Auch hinter Messi gibt es wenig Veränderun­g: Cristiano Ronaldo verfolgt den Rivalen von Barça. Auf ihn folgt Neymar, der bei Paris unter Vertrag steht.

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FOTO: BERND THISSEN/DPA 20 Prozent Auslastung und ausreichen­d Abstand: So wie im Pokal bei Borussia Mönchengla­dbach kann und soll es in den nächsten Wochen in den Stadien der Republik aussehen.

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