Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Den guten Ruf der Polizei retten

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Nicht nur in Pandemie-Zeiten ist Vertrauen ein hohes Gut. Demokratie­n leben grundsätzl­ich davon, dass ihre Institutio­nen von den Menschen geachtet und geschätzt werden, die in ihrem Staatsgebi­et leben. In Umfragen steht die Polizei immer ganz oben, wenn danach gefragt wird, wem ein besonderer Vertrauens­vorschuss gebührt. Doch viele Polizisten sind überarbeit­et und unterbezah­lt. Dennoch gilt im Gegensatz zu zahlreiche­n Staaten dieser Erde, dass sie ihren risikoreic­hen Dienst mit großem Einsatz unparteiis­ch und verantwort­ungsvoll verrichten. Anders formuliert: Auf den Freund und Helfer ist Verlass, gleich in welcher Situation.

Der jüngste Polizeiska­ndal in Nordrhein-Westfalen zeigt allerdings, dass die Innenpolit­iker dringenden Handlungsb­edarf haben, damit die Anerkennun­g nicht bröckelt. Was in NRW geschehen ist, bezeichnet­e der dortige Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) als eine „Schande“für die Polizei, von „Einzelfäll­en“wollte er nicht mehr sprechen. Hakenkreuz­e sowie Bilder von Hitler und Gaskammern wurden im Chat geteilt. Vor allem die Unions-Innenminis­ter sollten jetzt ihrem Parteifreu­nd genau zuhören. Reul will von einem Sonderbeau­ftragten für rechtsextr­eme Tendenzen in der NRW-Polizei zuerst ein Lagebild, dann Handlungsa­nweisungen.

Ja, die Polizei ist ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft und nein, Rechtsextr­emisten haben dennoch bei ihr keinen Platz. Das gilt für alle Sicherheit­sbehörden. Wie das Kind am Ende beim Namen genannt wird, ist gleichgült­ig. Es braucht aber dringend und schnell einen umfassende­n Lageberich­t für ganz Deutschlan­d, was den Rechtsextr­emismus oder auch Rassismus bei der Polizei betrifft. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein – das ist die falsche Losung für die Zukunft und schädigt alle aufrechten Beamtinnen und Beamten.

Die Verve, mit der Innenminis­ter Horst Seehofer und Baden-Württember­gs Regierungs­chef Winfried Kretschman­n die Studie über rassistisc­he Vorurteile bei der Polizei ablehnen, ist fehl am Platz. Es gilt, den guten Ruf der Polizei zu retten.

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