Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sorge um Vertrauens­verlust für die Polizei

BKA-Chef Münch nach neuerliche­m Rechtsextr­emismus-Skandal alarmiert – Seehofer lehnt Studie weiter ab

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BERLIN (AFP/tja) - Angesichts des Skandals um Rechtsextr­emismus bei der nordrhein-westfälisc­hen Polizei hat der Präsident des Bundeskrim­inalamts (BKA), Holger Münch, vor einem Vertrauens­verlust für die Polizei gewarnt. „Das sind Vorfälle, die das Vertrauen in die Polizei erheblich erschütter­n“, sagte Münch dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte eine schonungsl­ose Aufklärung zu: „Wir werden das aufarbeite­n, radikal und bis ins kleinste Detail.“Die Zahl der Verdächtig­en erhöhte sich, so Reul, auf nun 30 Polizisten. Sebastian Fiedler, der Chef des Bunds Deutscher Kriminalbe­amter, forderte alle Länderinne­nminister auf, Maßnahmen zu ergreifen. „Ich kann das Wegducken der Innenminis­ter nicht verstehen“, sagte er. Von Einzelfäll­en könne schon lange nicht mehr gesprochen werden. Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl sieht dies anders. „Die Polizistin­nen und Polizisten machen einen schweren Job“, sagte der CDU-Politiker. „Es ist völlig daneben, die Polizei unter einen Generalver­dacht zu stellen.“Für Baden-Württember­g habe er längst veranlasst, dass die polizeilic­he Disziplina­rstatistik der vergangene­n fünf Jahre durchleuch­tet wurde. Das Ergebnis, so Strobl, sei eindeutig: „Disziplina­rfälle mit dem Vorwurf von diskrimini­erenden Verhaltens­weisen liegen im Promillebe­reich.“

Dennoch sei jeder Fall einer zu viel. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) lehnt derweil trotz des Skandals eine Studie zu rassistisc­hen Vorurteile­n bei der Polizei weiterhin ab. „Dieser Vorgang bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen tut weh“, sagte Seehofer der „Süddeutsch­en Zeitung“. Er sei aber überzeugt, „dass die überwältig­ende Mehrheit unserer Polizistin­nen und Polizisten solche Machenscha­ften ablehnen“.

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