Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Haariges vom Auktionator
Trist beginnt der Morgen in deutschen Badezimmern, wenn sich die noch halb im Schlaf befindlichen Männer dieser Republik ihrer Bartstoppeln entledigen: mit surrenden Apparaten. Mit scharf blitzenden Klingen, von denen gleich bis zu fünf in Reihe angeordnet, die sanfteste aller sanften Sanftrasuren versprechen. Mit dem Ergebnis rotwangiger Babypopoweichheit. Was von dieser Prozedur übrig bleibt? Ein Waschbecken voller Haarreste zum Hinabspülen.
Womöglich ist es aber falsch, das eigene Haar – egal ob es nun vom
Kinn oder am Schädel sprießt – achtlos zu entsorgen. Denn Haare können für die Nachwelt von unschätzbarem Wert sein. Auch wenn es wie an den Haaren herbeigezogen klingt: Die Versteigerung eines Büschels Haare von Abraham Lincoln brachte kürzlich die gar nicht widerborstige Summe von 81 000 Dollar ein. Pro Haar also locker zwanzig Dollar, denn so richtig viele waren es nun auch wieder nicht. Ob der Erwerber sie bald im Einzelverkauf anbietet, steht noch nicht fest.
Fest steht damit aber, dass Präsidentenhaar nicht erst seit Donald
Trumps sehr spezieller Coiffure ein allgemeineres Thema ist, wobei Letztgenannter natürlich besonderes Augenmerk auf sich zieht. Denn sowohl Schnitt als auch Farbkomposition sind unter den handelsüblichen Staatenlenkern einzigartig. Selbst das Krümelmonster aus der Sesamstraße trägt eine dezentere Frisur. Welchen Preis dereinst das Trump’sche Haupthaar auf einer Auktion erzielen wird, ist heute freilich noch nicht abzusehen. Sicher ist, dass es teuer wird. (nyf )