Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Entwischter Strafgefangener gefasst
Nach stundenlanger Fahndung führt ein Hinweis die Polizei zu dem gesuchten Mann
RAVENSBURG (len) - Die Polizei hat in der Nacht auf Donnerstag in Ravensburg einen entwischten Strafgefangenen gefasst. Er konnte gegen Mitternacht widerstandslos am Frauentor festgenommen werden, wie die Polizei am frühen Donnerstagmorgen mitteilte. Am Mittwoch war stundenlang erfolglos mit Polizeihubschrauber und Personenspürhunden nach dem Mann gesucht worden, der bei einem begleiteten Ausgang gegen 10.45 Uhr laut Polizei eine günstige Gelegenheit genutzt hatte, um davonzulaufen.
In der Nacht konnte die Polizei den 40-Jährigen, der wegen mehrerer Eigentumsdelikte eine Haftstrafe zu verbüßen hat, mithilfe eines Hinweisgebers ausfindig machen. Der Hinweis sei nicht aufgrund der herausgegebenen Personenbeschreibung eingegangen und stamme auch nicht von einem unbeteiligten Bürger, sagte ein Polizeisprecher. Näheres wolle er dazu nicht sagen. Zwischen den Zeilen ist herauszuhören, dass möglicherweise jemand aus dem Umfeld des Mannes erfahren hatte, wo er sich befindet und daraufhin die Polizei informiert haben könnte.
Nach der Festnahme wurde er laut Justizministerium noch in der Nacht in die Justizvollzugsanstalt Ravensburg eingeliefert. Über die weitere Unterbringung sei noch nicht entschieden.
Dass es so schnell zum Fahndungserfolg kommt, war am Mittwochabend noch nicht abzusehen gewesen, als die Polizei die intensive Suche beendete und ankündigte, im Rahmen des täglichen Dienstes weiter nach dem Mann zu fahnden. „Wir haben darauf gehofft, dass unsere Ermittlungen und der Fahndungsdruck dazu führen, dass er wieder auftaucht“, so der Polizeisprecher am Donnerstag.
Abgehauen war der Mann kurz vor einer Untersuchung am Zentrum für Psychiatrie in Ravensburg-Weißenau. Den Termin sollte er im Rahmen eines begleiteten Ausgangs aus dem Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg (Kreis Ludwigsburg) wahrnehmen. Für diesen Ausgang war nach Angaben des baden-württembergischen Justizministeriums keine unmittelbare und ständige Bewachung angeordnet.
Hinweise auf eine besondere Gefährlichkeit des Mannes gab es nicht. Aber die Polizei hatte für die Dauer der Fahndung am Mittwoch davor gewarnt, in Ravensburg Anhalter mitzunehmen. Nach Kenntnisstand der Polizei vom Donnerstagmorgen hat der unbewaffnete Mann auf seiner Flucht niemanden verletzt und keine Straftaten verübt.
Beim aktuellen Fall handelt es sich nach Deutung des Ministeriums nicht um eine Flucht aus der Haft, vielmehr sei der 40-Jährige von seinem begleiteten Ausgang nicht zurückgekehrt. Voraussichtlich muss er deshalb aber nicht länger in Haft bleiben. „Bei Abwesenheit aus dem Vollzug über mehrere Tage verschiebt sich der Entlassungszeitpunkt nach Wiederergreifung um die Tage der Abwesenheit“, teilt ein Sprecher des Justizministeriums mit. „Da im aktuellen Fall die Festnahme bereits am Folgetag erfolgte, ist derzeit von einer Entlassung zum bislang geplanten Endstrafentermin auszugehen.“