Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die DEL bangt um die Existenz
Trotz Teilrückkehr der Zuschauer machen sich die Eishockeyclubs große Sorgen
Duplantis knackt Bubka-Rekord: Nächster Coup von Stabhochsprung-Überflieger Armand Duplantis: Der Weltrekordler aus Schweden knackte beim Diamond-LeagueMeeting in Rom mit 6,15 m die Freiluft-Bestmarke des Ukrainers Sergej Bubka von 1994 um einen Zentimeter. Duplantis war in der Halle bereits 6,18 m gesprungen, dies gilt auch offiziell als Weltrekord. Der 20-Jährige meisterte die Höhe im zweiten Versuch. ExWeltmeister Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) wurde mit 5,45 m Siebter.
Neuer Gegner für Ulm: Basketball-Bundesligist Ratiopharm Ulm trifft zum Auftakt der Eurocup-Saison am 30. September statt auf den israelischen Club Maccabi Rishon auf den montenegrinischen Vertreter Mornar Bar. Rishon zog sich wegen logistischer Schwierigkeiten und finanzieller Bedenken wegen der Corona-Krise aus dem Wettbewerb zurück. Weitere Ulmer Gegner in der Gruppenphase sind Podgorica (Montenegro), Boulogne (Frankreich), Brescia (Italien) und Malaga (Spanien).
Ehre für Tennis-Idol: Der Tennis-Weltverband ITF hat Billie Jean King mit einer besonderen Ehre bedacht und den Fed Cup in „Billie Jean King Cup“umbenannt. „Ich bin sehr gerührt und fühle mich sehr geehrt“, sagte die US-Amerikanerin, die 39 GrandSlam-Titel im Einzel, Doppel und Mixed gewann. Das Preisgeld wird auf zwölf Millionen Dollar (10,2 Millionen Euro) erhöht und beträgt damit genauso viel wie beim Davis Cup. Die nächste Ausgabe des Events soll im April in Budapest stattfinden.
Kaymer stark bei US Open: Golfprofi Martin Kaymer aus Mettmann hat zum Auftakt der 120. US Open seine Topform bestätigt. Der frühere Weltranglistenerste, zuletzt Dritter und Zweiter bei europäischen Turnieren, spielte auf dem schweren Platz in Mamaroneck/New York eine 71 und blieb damit nur einen Schlag über dem Platzstandard. Vorne lag kurz vor Ende der 1. Runde mit 65 Schlägen Justin Thomas vor dem früheren US-Masterssieger Patrick Reed (beide USA/66), dem an Loch 7 mit einem Holein-One der Schlag des Tages glückte.
KÖLN/RAVENSBURG (SID/tk) - Eishockey ist schon vor Corona meist ein Zuschussgeschäft gewesen, doch ohne zumindest halbvolle Hallen kann kaum ein Club aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) überleben. Der jüngste Beschluss in der Zuschauer-Frage hat bei vielen Profivereinen aus dem Volleyball, Handball oder auch Zweitliga-Eishockey für positive Reaktionen gesorgt. In der DEL dagegen überhaupt nicht.
Was etwa der Fußball als Schritt in Richtung Normalität feiert, bringt das Eishockey in arge Existenznot: Die bundesweite Begrenzung auf eine 20-prozentige Auslastung der Stadien und Hallen ist für die DEL ein „Schlag in die Magengegend“, wie Geschäftsführer Philipp Walter vom Traditionsclub Kölner Haie sagte. Ohne deutlich mehr Zuschauer oder staatliche Finanzhilfen dürften im deutschen Eishockey bald die Lichter ausgehen. „Dann gibt es kein Profi-Eishockey mehr in Deutschland, dann gibt es auch keine Nationalmannschaft mehr. Dessen müssen sich alle bewusst sein“, sagte Walter in der ARD. „Man muss kein MatheGenie sein, um zu merken, dass es nicht hinhaut. Unser Geschäftsmodell wird gerade verboten.“
Dieses düstere Bild ist keineswegs überzogen. Der Aufschrei in der DEL, die in der Vorsaison im Schnitt 6523 Zuschauer pro Partie in die Hallen lockte, ist nicht umsonst deutlich lauter als im Basketball (4189 in der Saison 2018/19) oder Handball (4803). Das Budget der DEL-Clubs hängt in der Regel zu zwei Dritteln an den Einnahmen rund um ein Heimspiel. Zu den Kölner Haien zum Beispiel kamen in der Vorsaison im Schnitt 13 333 Besucher, nach der neuesten Bestimmung dürfen aber nur 3700 Tickets verkauft werden. Damit wären noch nicht einmal die Kosten ohne Spielergehälter gedeckt. „So können wir nicht spielen“, sagte Walter und sprach von einem „wirtschaftlichen Szenario, das einem die Blässe ins Gesicht treibt“. Beim Kölner Gesundheitsamt hatten die Haie ein Hygienekonzept mit einer Zuschauerauslastung von 7500 bis 9000 Zuschauer eingereicht.
Die Hoffnung lautet: Die sechswöchige Testphase verläuft sportartübergreifend ohne größere CoronaFälle und die Politik lässt sich vor dem anvisierten DEL-Saisonstart am 13. November auf eine Aufstockung ein. Darauf hofft auch Rainer Schan, Geschäftsführer des DEL2-Clubs Ravensburg Towerstars. „Wenn sich alle jetzt an die Regeln halten, dann sind im November vielleicht Erhöhungen bei den Zuschauerzahlen möglich.“Doch auch die erhoffte Aufstockung auf 40 bis 60 Prozent, meint DEL-Aufsichtsratsmitglied
Lothar Sigl, „liegt schon nahe an der roten Linie zur Wirtschaftlichkeit“.
Auf dieser vagen Hoffnung den Saisonstart zu planen, sei „ein heißer Ritt“, gab Walter zu bedenken: „Der Kostenapparat fängt irgendwann an zu laufen, dieses Zeitfenster ist brutal klein.“Es ist nicht ausgeschlossen, dass die DEL bei ihrer Gesellschafterversammlung am Montag den Saisonstart ein zweites Mal nach hinten verlegt. In der DEL2 sind die Vereine dagegen zuversichtlich, dass die Gesellschafter am Freitag den Start am 6. November beschließen.
Ungeachtet dessen forderte die DEL von der Politik mehr Unterstützung. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte Kölns Geschäftsführer Walter. Der Ravensburger Schan meint: „Die Politik muss doch auch ein Interesse daran haben, dass mehr Zuschauer kommen dürfen.“Schließlich gebe es derzeit den Corona-Notfalltopf für Proficlubs. „Und da geht es doch um Steuergelder“, sagt Schan.