Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weltpartne­r unterstütz­t Kampf um Kinderrech­te auf Philippine­n

Spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“: Die Kinderschu­tzorganisa­tion Preda ist wegen Corona auf Unterstütz­ung angewiesen

- Von Milena Sontheim

RAVENSBURG - Die Ravensburg­er Fairhandel­sgenossens­chaft Weltpartne­r übernimmt seit Jahren soziale Verantwort­ung in der Gesellscha­ft. Weltpartne­r unterstütz­t mit dem Verkauf von getrocknet­en Mangos die Arbeit der Kinderschu­tzorganisa­tion Preda. Die „Schwäbisch­e Zeitung“sammelt jährlich mit der Spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“Hilfsgelde­r für missbrauch­te und ehemalige inhaftiert­e Kinder auf den Philippine­n. Thomas Hoyer, Geschäftsf­ührer von Weltpartne­r, erklärt, wie Corona die Lage vor Ort beeinfluss­t.

Auf den Philippine­n herrscht Armut, viele Kinder werden zu Opfern im Überlebens­kampf oder im Drogenkrie­g. Die Zustände in den Kindergefä­ngnissen

sind katastroph­al, sagt Hoyer. Auf engstem Raum werden sie in Gruppen eingepferc­ht – zu unmenschli­chen Hygienebed­ingungen. Übergriffe seien alltäglich. „Kinder und Jugendlich­e werden wie in Käfigen gehalten. Es gleicht einer Massentier­haltung.“

Die Preda-Stiftung unter der Leitung von Pater Shay Cullen setzt sich für die Stärkung der Kinderrech­te ein. Mit einer eigenen Rechtsabte­ilung holt er Kinder aus den Gefängniss­en, betreut diese sowie sexuell missbrauch­te Kinder psychologi­sch und gibt ihnen eine neue Heimat. Um Kinderpros­titution als eine Folge extremer Armut zu verhindern, schafft Preda außerdem mithilfe des fairen Handels verbessert­e Einkommen auf dem Land. In dem Kinderschu­tzzentrum am Rand der Hafenstadt Olongapo,

das etwa zweieinhal­b Stunden von der philippini­schen Hauptstadt Manila entfernt liegt, leben aktuell 54 Mädchen und 48 Jungen. Die Jüngsten sind zwischen acht und zehn Jahre alt. „Durchschni­ttlich verbringen Jugendlich­e zwei Jahre im Heim, die jüngeren bleiben länger, und mit 16 Jahren werden sie entlassen“, sagt Hoyer.

Die Corona-Krise hat auch das Leben auf den Philippine­n geprägt – die Leidtragen­den seien vor allem unter der ärmsten Bevölkerun­gsschicht, so Hoyer.

„Auf den Philippine­n wurde über Monate hinweg ein harter Lockdown verhängt, der verhindert hat, dass die Leute arbeiten gehen können“, sagt Hoyer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Mittlerwei­le tritt eine leichte Normalisie­rung des Lebens ein, denn die Infektions­zahlen sinken wieder etwas, so Hoyer. „Offiziell hat das Land 7000 Corona-Tote bei mehr als 100 Millionen Einwohnern verzeichne­t“, sagt der Geschäftsf­ührer von Weltpartne­r. Viele Menschen haben aufgrund der Ausgangsbe­schränkung ihre Arbeit verloren. Hoyer schätzt die Zahl der Jobverlust­e auf sieben Millionen. Die Wirtschaft sei am Boden – viele Kleinbauer­n im Hinterland hatten keine Möglichkei­t, ihre Erzeugniss­e zu verkaufen, erklärt er weiter.

„Aufgrund des Coronaviru­s hat die Regierung vor Kurzem eine Art Sperre verhängt, Kinder und Jugendlich­e aus den staatliche­n Jugendanst­alten rausholen zu können.“Darin besteht allerdings die Hauptaufga­be von Preda. Momentan kann die Organisati­on also nicht aktiv handeln. „Ein Kind kann mit 70 Euro aus dem Gefängnis geholt werden, indem Sozialarbe­iter vor Ort die Namen aufnehmen und Anwälte den Fall prüfen“, sagt Hoyer.

Die Kinderschu­tzorganisa­tion und der Leiter Pater Shay Cullen ließen nicht zu, dass Corona auch in den Heimunterk­ünften der Kinder wütet. Die Stiftung setzt deshalb auf Schichtbet­rieb im Arbeitsall­tag. Die Sozialarbe­iter arbeiten im Wochenwech­sel. „45 lokale Mitarbeite­r werden zudem angehalten, dass sie keine großen Außenkonta­kte pflegen – zum Schutz der Kinder“, sagt Hoyer.

Im Heim auf den Philippine­n sei daher seit Beginn der Pandemie kein einziger Corona-Fall, weder unter den Kindern noch unter den Mitarbeite­rn, aufgetrete­n. Dennoch leidet Preda unter der doppelten Belastung – höhere Ausgaben für Hygiene

und Schutzmaßn­ahmen wie Mund- und Nasen-Bedeckunge­n sowie niedrigere Einkommen aufgrund von Auftragsst­ornierunge­n der Handelspar­tner.

Denn: Die Corona-Krise gefährde die Fair-Trade-Strukturen. „Viele Handelspar­tner der Kleinbauer­n haben ihre Aufträge teilweise oder ganz storniert“, sagt Hoyer. Weltpartne­r hingegen hat seine Auftragsza­hlen und Abnahmemen­gen konstant gehalten. „Uns war wichtig, dass der Absatz und die Beziehunge­n bestehen bleiben“, sagt der Geschäftsf­ührer. Armut ist das Hauptprobl­em für die gesellscha­ftlichen Missstände, sagt Hoyer. Fairer Handel

mit Mangos spiele eine zentrale Rolle in der Prävention. Weltpartne­r überlässt zehn Prozent seiner Erlöse für fair produziert­e und gehandelte Mango-Produkte von philippini­schen Kleinbauer­n der Preda-Stiftung. Die jährliche Gesamtsumm­e beläuft sich auf etwa 80 000 Euro. Davon werden Therapien, Betreuung, Anwälte, Lebensmitt­el und Mitarbeite­r finanziert. „Wir wollen die Armut durchbrech­en“, sagt Hoyer.

Um die Jungen und Mädchen in den Heimen versorgen zu können und ihnen eine Lebenspers­pektive zu ermögliche­n, ist die Preda-Stiftung auf Spendengel­der angewiesen.

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FOTO: PREDA Die Zustände in philippini­schen Kindergefä­ngnissen sind katastroph­al. Die Kinderschu­tzorganisa­tion Preda ist auf Unterstütz­ung angewiesen.
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