Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mutiger und durchdacht­er Schritt

- Von Oliver Linsenmaie­r o.linsenmaie­r@ schwaebisc­he.de

Die Öffnung des Weingarten­er Blutrittes für Frauen war überfällig. Und doch ist sie mutig. Denn der Kirchengem­einderat geht damit ein hohes Risiko ein und läuft Gefahr, eine Vielzahl an alteingese­ssenen Blutreiter­n zu verlieren. Das haben die kontrovers­en Diskussion­en um das Thema „Öffnung“in den vergangene­n Jahren gezeigt. Nicht ohne Grund wurde eine Debatte jahrelang möglichst unter Verschluss gehalten. Zu tief ist diese vermeintli­che Tradition, an der bis zuletzt festgehalt­en wurde, in manch einem Gläubigen verwurzelt.

Umso größer ist der Respekt, den man den Verantwort­lichen nun ausspreche­n darf. Sie haben die CoronaPand­emie genutzt, um die inhaltlich­e Neuausrich­tung der Wallfahrt, die schon seit Jahren im Gespräch war, nun auch in die Realität umzusetzen.

Dabei könnte ein Schachzug ganz entscheide­nd zum Gelingen dieses Sinneswand­els beitragen: der Schultersc­hluss mit der Blutfreita­gsgemeinsc­haft, der Weingarten­er Blutreiter­gruppe sowie den Festordner­n.

Es war äußerst klug von der Kirchengem­einde um Dekan Ekkehard Schmid, diese, in der Öffentlich­keit eher zurückhalt­enderen, aber umso bedeutsame­ren – weil meinungsbi­ldenden – Gruppen mit einzubezie­hen. Auch wenn nicht alle Protagonis­ten die Entscheidu­ng für die Öffnung teilen oder befürworte­n, tragen sie diese nun mit und erhöhen so die Akzeptanz.

Und genau die braucht es für einen Blutritt, wie er eigentlich schon längst sein sollte: eine moderne, weltoffene Wallfahrt für alle Gläubigen.

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