Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mutiger und durchdachter Schritt
Die Öffnung des Weingartener Blutrittes für Frauen war überfällig. Und doch ist sie mutig. Denn der Kirchengemeinderat geht damit ein hohes Risiko ein und läuft Gefahr, eine Vielzahl an alteingesessenen Blutreitern zu verlieren. Das haben die kontroversen Diskussionen um das Thema „Öffnung“in den vergangenen Jahren gezeigt. Nicht ohne Grund wurde eine Debatte jahrelang möglichst unter Verschluss gehalten. Zu tief ist diese vermeintliche Tradition, an der bis zuletzt festgehalten wurde, in manch einem Gläubigen verwurzelt.
Umso größer ist der Respekt, den man den Verantwortlichen nun aussprechen darf. Sie haben die CoronaPandemie genutzt, um die inhaltliche Neuausrichtung der Wallfahrt, die schon seit Jahren im Gespräch war, nun auch in die Realität umzusetzen.
Dabei könnte ein Schachzug ganz entscheidend zum Gelingen dieses Sinneswandels beitragen: der Schulterschluss mit der Blutfreitagsgemeinschaft, der Weingartener Blutreitergruppe sowie den Festordnern.
Es war äußerst klug von der Kirchengemeinde um Dekan Ekkehard Schmid, diese, in der Öffentlichkeit eher zurückhaltenderen, aber umso bedeutsameren – weil meinungsbildenden – Gruppen mit einzubeziehen. Auch wenn nicht alle Protagonisten die Entscheidung für die Öffnung teilen oder befürworten, tragen sie diese nun mit und erhöhen so die Akzeptanz.
Und genau die braucht es für einen Blutritt, wie er eigentlich schon längst sein sollte: eine moderne, weltoffene Wallfahrt für alle Gläubigen.