Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Engelbilder von Florence Seel erfreuen Besucher
Zwölf großformatige Darstellungen bilden neben vielen kleineren Werken den Kern der Ausstellung in St. Jodok
RAVENSBURG - „Bleib behütet!“Unter diesem Segensspruch steht die Ausstellung der Künstlerin und Pädagogin Florence Seel in der Jodokskirche. Die ideenreichen, farbenfrohen Werke bezeugen Gestaltungskraft und Lebensfreude. Gemeindereferentin Christine Mauch begleitet die Kunstaktion und hat sie mit organisiert.
Die nach dem großen Brand frisch renovierte Jodokskirche hatte Florence Seel so berührt und angesprochen, dass sie bei einer Vernissage auf Gemeindereferentin Christine Mauch zuging und eine Zusage erhielt. Zu der Zeit hatte die Künstlerin erst zwei große Engeldarstellungen geschaffen. Florence Seel hat an der PH Weingarten Kunst und Katholische Theologie studiert, arbeitet als Sonderpädagogin in Bodnegg und lebt mit ihrer Familie in Ravensburg. Ihr erster Engel war eine Auftragsarbeit, und dann ließ das Thema sie nicht mehr los. Für die Jodokskirche plante sie zwölf große Engeldarstellungen auf Leinwand. Der letzte ist noch im Werden und nur am Wochenende zu sehen. Verschmitzt bemerkt die Künstlerin: „Die Kunst schafft ihre eigenen Regeln!“Daneben hält sie die Vielfalt des künstlerischen Ausdrucks hoch.
Am liebsten arbeitet Florence Seel schon immer mit Acrylfarbe. Ihre Arbeiten tragen dabei oft Merkmale einer Collage. Die „großen Engel“sind neben Acrylfarbe mit Wachs, Sand und Japanpapier bearbeitet. Auf der Nordseite der Kirche trägt ein Engel mit grünen Flügeln ein Kleid aus Papier. Japanische, chinesische, deutsche und französische
Zeitungen seien das, die sie sich teilweise von Reisenden hat mitbringen lassen, erzählte die Künstlerin. Sie ist zweisprachig aufgewachsen, bei einer französischen Familie in Süddeutschland. Die Bildsprache für ihre Engel, die Verwendung sprachlicher Zeichen unter anderem, sei in mehr als zwei Jahren Arbeit gewachsen. Kleinformatige Bilder auf Holz oder hinter Glas erinnern an orthodoxe Ikonen. Bei der Serie „Kleine Engel auf Holz“fallen Engelköpfe auf, die Barock- oder RenaissanceKunstwerke zitieren.
Das Wechselspiel, die gegenseitige Beeinflussung von Kunst und Kirche liegt Gemeindereferentin Christine Mauch am Herzen. Der kirchliche Freiraum der Jugendkirche soll auch Fernstehende und Suchende ansprechen. „Das Thema der Ausstellung, die Zusage von höherem Schutz und geistiger Begleitung, kommt der Sehnsucht vieler Menschen entgegen“, sagte die Seelsorgerin. „Das passt so gut in diese Corona-Zeit“, betonte sie. Die Vernissage musste zwar ausfallen, dennoch besuchten während der Zeit viele Menschen die Kirche. Spätestens beim Verlassen der Jodokskirche bemerkt man am Seiteneingang neben dem Gästebuch ein Becken, aus dem man sich wie Weihwasser etwas mitnehmen darf. Die kleinen Segenskärtchen mit Fotoausschnitten der Engeldarstellungen sind ein Ausstellungsbeitrag von Christine Mauch.