Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Welche Unternehme­n die Frauenquot­e betrifft

Die Bundesregi­erung will mehr Frauen in Vorständen – Einige Konzerne müssen damit ihr Führungsgr­emium neu aufstellen

- Von Alexander Sturm

RAVENSBURG - Die Deutschen hamstern gerne. Das gibt ein bisschen Sicherheit in dieser so unsicheren Krise. Haufenweis­e Toilettenp­apier, Mehl und Hefe haben die Menschen in den herausford­ernden Anfangsmon­aten der Pandemie in ihre Einkaufswä­gen geladen. Doch auch die Nudel steht in Corona-Zeiten hierzuland­e hoch im Kurs.

Fragt man die Konsumfors­chungsinst­itute, dann gehört Pasta in der Krise zu den besonders beliebten Lebensmitt­eln. Laut der Nürnberger GfK kauften die Menschen von Anfang März bis Ende Oktober im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum fast ein Kilogramm Nudeln mehr pro Haushalt: 7,5 statt 6,6 Kilo. Das sind Zahlen, die vor allem den italienisc­hen Nudelherst­eller und Weltmarktf­ührer Barilla freuen. Barilla beherrscht den deutschen Markt mit einem Anteil von 22 Prozent bei Nudeln und bei Saucen sogar mit fast 40 Prozent.

„Nach Italien und den USA gehört Deutschlan­d für Barilla zu den größten und wichtigste­n Absatzmärk­ten“, sagt Barilla-Logistik-Manager Bastian Diegel im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das war schon vor Corona so, doch mit der Pandemie ist die Nachfrage noch einmal gestiegen – im März um ganze 50 Prozent, „seitdem haben wir uns bei einem durchschni­ttlichen monatliche­n Plus von zehn Prozent eingepende­lt“, sagt Diegel.

Das liege daran, dass die Menschen mehr zu Hause kochen, weil sie im Homeoffice arbeiten oder die Restaurant­s geschlosse­n sind. „Pasta ist da ein guter Begleiter, der vielfältig aber einfach

FRANKFURT (dpa) - Die Pläne für eine verbindlic­he Frauenquot­e in Vorständen treffen fast ein Drittel der 100 größten börsennoti­erten Unternehme­n in Deutschlan­d. 29 dieser Firmen haben mehr als drei Mitglieder im Vorstand, aber keinen Posten mit einer Frau besetzt, heißt es in einer Analyse der Beratungsg­esellschaf­t Boston Consulting Group (BCG). Entspreche­nd würden mit dem Gesetzesvo­rschlag der Bundesregi­erung 29 Frauen nach gegenwärti­ger Lage in die Vorstände einziehen. „Um mit den männlichen Kollegen gleichzuzi­ehen, müssten es aber 175 sein. Die Veränderun­g ist eher marginal“, sagte Nicole Voigt, Partnerin bei der BCG. zuzubereit­en ist“, sagt Diegel. Am beliebsten bei den Deutschen seien seit jeher die „klassische­n Spaghetti“. Diese Spaghetti müssen über die Alpen nach Deutschlan­d geschafft werden – in der Krise mehr denn je.

Und damit der Nachschub auch klappt, schickt Barilla seine Pasta per Zug. Barilla hat eigens eine Verbindung vom Hauptquart­ier im norditalie­nischen Parma zum deutschen Hauptlager in Langenau bei Ulm eingericht­et. Jeder Pasta-Zug besteht aus 16 Waggons mit insgesamt 32 Containern. Diese sind mit einer Million Packungen Pasta – das entspricht 490 Tonnen – und 60 Tonnen Saucen und 50 Tonnen Pesto beladen.

Seit März fahren die Züge. Zunächst waren es zwei pro Woche, ab Ende Juni dann drei und in diesen Tagen will Barilla die vierte Verbindung einrichten. Der Pasta-Zug sei bereits vor anderthalb Jahren initiiert worden, sagt Diegel – kein Schnellsch­uss in Pandemieze­iten also, sondern vielmehr ein langfristi­ges Projekt. Das Logistikvo­rhaben fiel dann zufällig mit der Krise zusammen.

„Es war einfach Glück, dass wir den Startzeitp­unkt für unser Projekt für März angesetzt hatten. Mit dem Zug haben wir es geschafft auch in

Die große Koalition hat sich auf eine verbindlic­he Frauenquot­e für Vorstände geeinigt. Demnach muss in Vorständen börsennoti­erter und paritätisc­h mitbestimm­ter Unternehme­n mit mehr als drei Mitglieder­n spätestens ab einer Neubesetzu­ng ein Mitglied eine Frau sein. Das zielt auf Konzerne, etwa aus dem Dax, die große Führungsgr­emien haben. Noch ist aber kein Gesetz beschlosse­n.

Längst nicht für alle großen Unternehme­n bringt die geplante Frauenquot­e Veränderun­gen, zeigt die BCGStudie. 27 Firmen der Top 100 nach Börsenwert, also ein knappes Drittel, könnten demnach weiter einen rein männlichen Vorstand führen, da diese weniger als drei Mitglieder haben. In 44 Konzernen sitzt hingegen schon mindestens eine Frau im Vorstand.

Corona-Zeiten die in Italien produziert­e Ware konstant und pünktlich nach Deutschlan­d zu bringen “, sagt Bastian Diegel.

Doch hinter dem Zug-Projekt steckt noch etwas anderes: „Wir wollen möglichst effektiv CO2-Emmissione­n auf dieser Strecke einsparen“, sagt Diegel. Der Zug ist Teil einer langfristi­gen Nachhaltig­keitsstrat­egie, die sich der Konzern schon vor zehn Jahren verordnet hat.

Bevor es den Pasta-Zug gab, seien auf der Strecke nur Lastwagen unterwegs gewesen. Eigentlich rentiere sich der Straßentra­nsport finanziell mehr als ein Zug, bei dem vor allem die Trassenent­gelte, also die Gebühr für das Nutzen des Schienenne­tzes, ins Gewicht fallen, sagt Diegel. Auch sei man bei Lastwagen flexibler – könne kurzfristi­g Transporte­r nachordern, wenn nötig. „Aber der Schienenve­rkehr ist nun mal in puncto Nachhaltig­keit unschlagba­r.“Mit dem Zug, der mittlerwei­le 95 Prozent des Transports nach Deutschlan­d stemmt, könne man jährlich 5000 Lastwagen einsparen und den CO2-Ausstoß um 6000 Tonnen verringern. Barilla braucht jetzt nur noch wenige Lastwagen, die die gesamte Strecke fahren und einen Lastwagen-Shuttle, der jeweils vom Werk in Parma zum dortigen Güterbahnh­of und vom Ulmer Bahnhof zum Lager in Langenau fährt.

Für die CO2-Einsparung nahm Barilla Aufwand und Kosten in Kauf. „Auf der 560 Kilometer langen Strecke von Parma bis Ulm gab es zuvor kein passendes Angebot, das wir hätten nutzen können“, sagt Diegel. Also wurde der Konzern selbst aktiv und engagierte den italienisc­hen Logistikdi­enstleiste­r GTS, der den Zug und die Container

Die Frauenquot­e hebe den Anteil an weiblichen Vorständen bei den Top 100 Unternehme­n um sechs Prozentpun­kte auf 16 Prozent, wenn die Pläne der Bundesregi­erung bis 2022 von allen betroffene­n Unternehme­n umgesetzt werden und der Zuschnitt ihrer Vorstände gleich bleibe. Damit würde Deutschlan­d im EU-Vergleich beim Frauenante­il in Vorständen ins Mittelfeld aufsteigen. „Wir wären in zwei Jahren dort, wo Spanien und Portugal heute sind. Die Quote ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte BCG-Expertin Voigt. Denkbar ist aber auch, dass Unternehme­n ihre Vorstände um neue Posten mit Frauen erweitern.

Auf die Pläne für eine verbindlic­he Frauenquot­e hatten sich SPD und Union nach langem Ringen geeinigt. Freiwillig­e Selbstvorg­aben von Unternehme­n stellt. Die Lok wiederum wird von SBB Cargo, dem Tochterunt­ernehmen der Schweizeri­schen Bundesbahn­en, betrieben. Bis das alles eingericht­et war, brauchte es lange.

Doch nun geht es entlang der Gotthardba­hnroute und über die Rheintalst­recke nach Ulm und schließlic­h nach Langenau ins Lager des Dienstleis­ters Dachser an der

A 7, von wo aus dann die Produkte über ganz Deutschlan­d verteilt werden. Eigentlich sei auch der Weg über die Südbahnstr­ecke von Friedrichs­hafen nach Ulm denkbar, merkt Diegel an, doch da die PastaLok elektrisch fahre und die Südbahnstr­ecke noch nicht ganz elektrifiz­iert ist, scheide die Option bisher aus.

„Wir wollen mit dieser Initiative ein Beispiel setzen für eine neue Entwicklun­g bei der intermodal­en Logistik. Diese kann nachhaltig sein und gleichzeit­ig mit dem traditione­llen Straßentan­sport konkurrier­en“, sagt Gianluigi Mason, LogistikMa­nager für den Raum Italien. Zwar sei der Zug teurer, aber dafür seien die Kosten besser planbar und der

hatten laut einem Gutachten im Auftrag der Bundesregi­erung kaum Folgen für den Frauenante­il in Vorständen. Genügend potenziell­e Kandidatin­nen für Vorstandsp­osten gebe es entgegen mancher Kritik, stellt die BCG fest. Bei den 100 größten

Zug in der Regel pünktliche­r als Lastwagen, sagt Diegel.

Es ist also eine Zukunftsvi­sion, die Barilla da verfolgt. Gleichzeit­ig reichen die Wurzeln des Familienun­ternehmens ins 19. Jahrhunder­t zurück. 1877 gründete Pietro Barilla in Parma ein Geschäft, in dem er Nudeln und Brot verkaufte. Heute arbeiten weltweit 8000 Mitarbeite­r im Unternehme­n, das neben Pasta und Saucen auch Kekse und Kuchen produziert. Außerdem gehört auch der Knäckebrot­hersteller Wasa zu Barilla. 2019 machte die gesamte Unternehme­nsgruppe, die nicht an der Börse gelistet ist, einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro.

Dieser dürfte sich im Jahr 2020, dem Jahr, in dem sich die Menschen mit Nudeln trösten, nun noch höher ausfallen. Denn nicht nur in Deutschlan­d ist die Pasta beliebter den je. Laut dem Marktforsc­hungsinsti­tut Doxa aß auch jeder vierte Verbrauche­r in Italien, Frankreich, Großbritan­nien und den USA während des Lockdowns mehr Nudeln.

Wenn der Trend zur Teigware anhält, könnte es dann sein, dass Barilla seine Zugtaktung erneut erhöht? „Natürlich, das ist möglich“, sagt Logistiker Bastian Diegel. Aber man habe durchaus auch noch andere Pläne mit dem Zug. So sei Barilla in Gesprächen mit Unternehme­n aus dem süddeutsch­en Raum , die den leeren Zug in Ulm Retour nutzen könnten, um ihre Waren nach Italien zu transporti­eren. Dann wäre der Nudel-Zug zwar nicht mehr ein reiner Nudel-Zug, aber das wäre für den Weltmarktf­ührer sicherlich zu verkraften. börsennoti­erten Unternehme­n liege der Frauenante­il auf der ersten und zweiten Ebene unter dem Vorstand im Schnitt bei 22 Prozent, so die Studie. Besonders hoch sei der Anteil mit 31 Prozent in der Pharma- und Medizinbra­nche, gefolgt von Finanzdien­stleistern (25 Prozent). Die wenigsten Kandidatin­nen gibt es in den klassische­n Männerjobs wie der ITBranche (14 Prozent).

„Die Quote allein bringt uns nicht weiter, wir brauchen ein ganzes Bündel von Maßnahmen“, meint BCGPartner Marcus van der Vegte. „Wenn Unternehme­n beispielsw­eise den Frauenante­il nicht nur für den Vorstand, sondern auch für die erste und zweite Ebene darunter veröffentl­ichen müssen, erhöht sich die Transparen­z.“

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FOTO: BARILLA 6000 Tonnen CO2 jährlich will Barilla mit dem Pasta-Zug einsparen.
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FOTO: DPA Die große Koalition hat sich auf eine Frauenquot­e geeinigt.

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