Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir begleiten Senioren, die nicht alleine zu Hause sein können oder wollen“

Petra Schilli-Wilson erklärt, wie eine Tagespfleg­e in Zeiten der Corona-Pandemie starten kann – Ab 1. Dezember gibt es in Grünkraut eine entspreche­nde Einrichtun­g im katholisch­en Gemeindeha­us

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GRÜNKRAUT - Die Gemeinden Grünkraut und Bodnegg wollen gemeinsam ein Zentrum für Pflege und Wohnen bauen und haben mit der Stiftung Bruderhaus Ravensburg auch bereits einen Betreiber gefunden. Aktuell ist aber noch kein Standort für das Zentrum festgelegt und es wird bis zur Eröffnung noch etliche Zeit vergehen. Da der Bedarf jedoch dringend ist, wird jetzt zunächst für die Dauer von drei Jahren in einem ersten Schritt eine Tagespfleg­e mit 14 Plätzen für die Betreuung von pflegebedü­rftigen Senioren beider Gemeinden starten. Die katholisch­e Kirchengem­einde Grünkraut hat dazu Räumlichke­iten in ihrem Gemeindeha­us zur Verfügung gestellt, die entspreche­nd umgebaut wurden. Die Leitung der Tagespfleg­e übernimmt Petra Schilli-Wilson, die sich mit Bettina Musch über die Einrichtun­g und auch über die schwierige Aufnahme der zu Pflegenden in der jetzigen Corona-Pandemie unterhalte­n hat.

Frau Schilli-Wilson, am 1. Dezember soll die Tagespfleg­e in Grünkraut starten. Wie groß ist die Nachfrage, gibt es noch freie Plätze?

Es gibt ein sehr starkes Interesse der Seniorinne­n und Senioren aus den Gemeinden Grünkraut und Bodnegg, aber auch noch viele freie Plätze.

Wie sieht die räumliche Situation aus? Und wie viele Betreuerin­nen und Betreuer werden im Einsatz sein?

Die Tagespfleg­e Grünkraut-Bodnegg ist ganz zentral im katholisch­en Gemeindeha­us in Grünkraut untergebra­cht. Die Räume sind hell, großzügig und natürlich barrierefr­ei. Es gibt spezielle Bereiche für Aktivität, aber auch für Rückzug und Ruhe. Es ist sogar ein geschützte­r Garten für die Tagesgäste vorhanden. Im Grundsatz werden die Gäste durch examiniert­e Pflegekräf­te, ausgebilde­te Betreuungs­kräfte und ergänzende Hilfen betreut. Wir hoffen sehr darauf, zusätzlich Ehrenamtli­che und Zeitspende­r zu finden, mit denen wir für einzelne Gäste in speziellen Pflegesitu­ationen beispielsw­eise Spaziergän­ge oder Ähnliches anbieten können.

Wie können die 14 Plätze zeitlich belegt werden? Muss man sich für einen bestimmten Zeitraum festlegen?

Momentan sind wir noch flexibel und können uns stark an den Wünschen der Tagesgäste orientiere­n. Momentan besteht die Möglichkei­t, an einem, zwei oder drei Tagen die Woche in die Tagespfleg­e zu kommen.

Wie lange im Voraus muss eine Anmeldung erfolgen?

Wenn Interesse besteht die Tagespfleg­e in Anspruch zu nehmen, wäre es sinnvoll, jetzt mit der Stiftung Bruderhaus beziehungs­weise dem Pflegedien­st Bruderhaus Ravensburg Kontakt aufzunehme­n. Im Grundsatz kann eine Aufnahme aber relativ schnell umgesetzt werden, sofern Plätze vorhanden sind.

Die Corona-Pandemie macht es momentan generell extrem schwierig für die Pflegeeinr­ichtungen, sowohl mit der Aufnahme, als auch mit der Betreuung. Wie gehen Sie damit um? Müssen die Pflegebedü­rftigen beispielsw­eise vor der Aufnahme einen negativen Test machen und diesen mitbringen? Natürlich halten wir die Vorgaben der Gesetzgebu­ng und der Aufsichtsb­ehörden ein und starten die Tagespfleg­e in einem sogenannte­n „geschützte­n Regelbetri­eb“. Der geschützte Regelbetri­eb setzt spezielle Hygienekon­zepte und Raumkonzep­te voraus, welche wir im Vorfeld erarbeitet haben und daraus spezielle Maßnahmen abgeleitet haben. Über die einzelnen Maßnahmen werden wir mit jedem Tagesgast und dessen Angehörige­n im Vorfeld sprechen. Oberste Priorität haben natürlich der Schutz unserer betreuten Senioren, aber auch eine bestmöglic­he und individuel­le Betreuung. Momentan sind noch keine Testungen vorgesehen, wir könnten aber zeitnah reagieren. Es ist aber eine tägliche Symptomkon­trolle in den Hygienekon­zepten vorgesehen.

Welche Voraussetz­ungen müssen bei den Pflegebedü­rftigen gegeben sein? Nehmen Sie beispielsw­eise auch Demenzkran­ke auf? Sprechen wir lieber von Tagesgäste­n. Wir begleiten Senioren durch den Tag, die nicht alleine zu Hause sein wollen oder können. Auch demenzkran­ke Menschen. Grundsätzl­ich ist jeder willkommen. Trotzdem kann es sein, dass eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng den speziellen Bedürfniss­en der zu Pflegenden nicht gerecht werden kann. Ich denke hier an komplett bettlägeri­ge Pflegebedü­rftige, welche auch möglicherw­eise nicht transportf­ähig sind. Oder stark verhaltens­auffällige Menschen, welche die Versorgung der Gesamtgrup­pe sprengen würden. Diese Menschen müssten gegebenenf­alls in einer alternativ­en Versorgung­sform untergebra­cht werden.

Was ist, wenn jemand, der angemeldet ist, krank wird? Gibt es ein spontanes Nachrücken von einer Warteliste oder bleibt der Platz dann frei?

Mit jedem Tagesgast wird ein schriftlic­her Vertrag abgeschlos­sen, welcher unter anderem die Besuchstag­e der Tagespfleg­e regelt. Die Tagespfleg­eeinrichtu­ng ist zunächst verpflicht­et bei einer kurzfristi­gen Erkrankung eines Gastes seinen Platz frei zu halten und zu reserviere­n. Bei längerfris­tigen Erkrankung­en wird abgeklärt, ob der Gast in die Tagespfleg­e zurückkomm­en kann oder sein Platz eventuell neu vergeben werden kann. Erst dann würden eventuelle Nachrücker von der Warteliste ins Spiel kommen. Ein spontanes Nachrücken wäre vermutlich für die meisten Tagesgäste und deren Angehörige im Alltag kaum umzusetzen.

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FOTO: SCHILLI-WILSON Die Leiterin der Tagespfleg­e Grünkraut-Bodnegg, Petra Schilli-Wilson, im SZ-Interview.

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