Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gemeindera­t hadert mit Campingpla­tz-Erweiterun­g

Betreiberf­amilie Feiner erklärt, warum in Amtzell mehr bewirtscha­ftet werden soll

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AMTZELL (swe) - Eng war die Entscheidu­ng, die bei der Gemeindera­tssitzung in Sachen Wohnmobilp­latz Büchelwies­en jüngst getroffen wurde, in jedem Fall. Demzufolge darf die Betreiberf­amilie Feiner künftig zwei Plätze mehr als bislang anbieten und vermieten. Jene Gemeinderä­te, die dagegen votierten, bemängelte­n eine teilweise Diskrepanz zwischen genehmigte­n und tatsächlic­h belegten Plätzen.

Es ist ein Idyll, der Hügel, der bei Amtzell bei gutem Wetter eine perfekte Sicht bis hinein in die Bergwelt preisgibt. Errichtet wurde der Wohnmobils­tellplatz 2006. In Betrieb genommen worden ist er im Jahr darauf. Laut Anton Feiner waren es zunächst 17 genehmigte Plätze, 2010 wurden acht weitere erlaubt. Feuerschut­zrechtlich­e Vorschrift­en, sagt Anton Feiner, machten eine Wendeplatt­e nötig. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb um die Platte herum Plätze angelegt wurden – samt Stromsäule­n.

Dass dem so ist, machte auch Gemeinderä­tin Maria Prinz (Unabhängig­e Liste) in der Sitzung klar. Sie hatte „acht Plätze um das Rondell herum“gezählt, die nicht auf dem vorgelegte­n Plan zum Antrag der Erweiterun­g des Wohnmobils­tellplatze­s um zwei Plätze zu finden sind. Insgesamt seien auf dem Platz 37 Platznumme­rn vergeben. Gemeinderä­tin Adelinde Wanner (Offene Bunte Liste) sprach von „36 großzügige­n angelegten Stellplätz­en“, die auf der Homepage des Platzes beworben werden. „Jene Plätze im Kreisel sind Notplätze“, sagte Ortsbaumei­ster Günter Halder. Der Wohnmobilp­latz ist umgeben von einem Landschaft­sschutzgeb­iet. Halder verwies auch darauf, dass die beiden neuen und zu bewilligen­den Plätze nicht im Kreisel sind. Er geht davon aus, dass in Zukunft dann ausschließ­lich die genehmigte­n Plätze genutzt werden: „Die Genehmigun­gsbehörde, das Umweltamt, wird im Frühjahr ein Auge darauf haben.“

Gemeinderä­tin Prinz bemerkte, dass das Vorgehen ihrer Meinung nach nicht sehr vertrauens­würdig sei. Adelinde Wanner wollte den Antrag zurückgest­ellt wissen. Dies wurde später durch ein Patt zurückgewi­esen, da ein Antrag nach Gemeindeor­dnung eine Mehrheit aufweisen muss. Während die vier Räte der Unabhängig­en Liste sowie Adelinde Wanner und Arno Leisen (SPD) dem Antrag auf Zurückstel­lung zustimmten, entschied sich die CDU sowie Klaus Schmehl (Bürger für Amtzell und Pfärrich) und Bürgermeis­ter Moll dagegen. Die Rätinnen Petra Fischer und Birgit Arnegger stimmten nicht mit ab. Noch vor der Abstimmung hatte Moll auch auf den Campingtou­rismus-Boom aufmerksam gemacht: „Das ist auch erfreulich für die Gemeinde und trägt zur Wertschöpf­ung bei.“Bei vier Gegenstimm­en wurde schließlic­h das gemeindlic­he Einvernehm­en für die beiden beantragte­n, neuen Plätze hergestell­t.

Dass im Coronajahr 2020 die Auslastung der Plätze vom Umweltamt nicht ganz so streng gesehen wurde, betonte Günter Halder in der Sitzung als auch Eigentümer Anton Feiner bei einer Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Von seinen 36 Plätzen sind seiner Aussage zufolge vier nicht im Bebauungsp­lan enthalten. Die verbleiben­den 32 Plätze seien aber auch schon im Vorjahr, vor allem am Wochenende, häufiger entspreche­nd belegt gewesen: „Dennoch hatten wir freitags auch schon bis zu 50 Absagen.“Das Problem: „Manche fahren einfach her und stehen dann auf der Straße.“Dies schaffe dann neuerliche und ganz andere Probleme.

Trotz guter Belegung im Sommer 2020 fehlen der Betreiberf­amilie in diesem Jahr zweieinhal­b Monate im Frühjahr und die Zeit seit Anfang November bis mindestens zum Jahresende. Ob er zufrieden ist, mit den nun zusätzlich genehmigte­n Plätzen? „Eigentlich ist es zu wenig“, sagt Anton Feiner. Und meint damit sowohl die Auslastung als auch die Wirtschaft­lichkeit.

Gemeinsam mit seiner Frau hat er den Platz an seinen (berufstäti­gen) Sohn übergeben, ist aber nach wie vor für die Platzpfleg­e und Betreuung der Gäste zuständig: „Wenn man hier jemanden einstellen müsste, wäre das nicht lukrativ. Wenn wir beide nicht mehr sind, stirbt der Platz.“Feiner vergleicht die Platzgröße mit einem „Bauernhof, der mit 20 Kühen bestehen“muss. Gespräche mit dem Landratsam­t habe es bereits gegeben und die Hoffnung, sich weiter vergrößern zu dürfen, bleibe. Im Idyll wird also auch nach dem Gemeindera­tsbeschlus­s noch so manches zu besprechen sein.

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