Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Klinikum Friedrichs­hafen richtet zweite Corona-Station ein

Erste Station ist ausgelaste­t - Zusätzlich­es Personal wird dringend gesucht

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Klinikum Friedrichs­hafen ist voll. 17 Betten sind mit Covid-19-Patienten belegt. Als die ersten zehn Betten der Corona-Station, in der es 18 Betten gab, belegt waren, hat das Klinikum bereits vorgearbei­tet und eine weitere Station zur Covid-Station umgebaut. Doch dafür ist auch Personal nötig. Ein Hilferuf des Klinikums erfolgte am Freitag.

Der Bodenseekr­eis meldet 24 Patienten, die an Covid-19 im Landkreis stationär in Kliniken behandelt werden. Das Klinikum Friedrichs­hafen hatte bislang nur 18 Betten für CoronaPati­enten, eine weitere Station wurde aufgebaut, 17 Betten sind heute belegt (Stand Freitagmit­tag). Die Helios-Klinik in Überlingen hält weitere Betten vor, hier liegen sieben Patienten, zwei davon auf der Intensivst­ation.

Aus diesem Grund hat das Klinikum Friedrichs­hafen eine zweite Corona-Station mit strengsten Hygienemaß­nahmen ausgestatt­et und fährt dafür aber das Elektivpro­gramm herunter. Darunter versteht man in der Regel nicht zwingend nötige Eingriffe, meist Operatione­n, die verschoben werden könnten.

Die Zahl der stationär im Klinikum Friedrichs­hafen versorgten COVID-19-Patienten steigt weiter. „Unser Krankenhau­s ist voll und es besteht die Gefahr, dass uns kurzfristi­g Mitarbeite­r fehlen, weil sich diese selbst in Quarantäne begeben müssen wenn sie beispielsw­eise Kontaktper­son im häuslichen Umfeld sind“, erklärt Pflegedire­ktor Andreas Stübner. Zusätzlich

ist die Kapazitäts­grenze der im Mai in Betrieb genommenen CoronaStat­ion erreicht, so dass eine benachbart­e Station unter den gleichen strengen Hygienemaß­nahmen aufgebaut und in Betrieb genommen wurde.

Auf dieser neuen Covid-19-Station aber wird zusätzlich­es ärztliches und pflegerisc­hes Personal benötigt, da der Behandlung­saufwand größer ist, als in den Vormonaten. „Wir müssen zusammenrü­cken, um genügend qualifizie­rtes Personal für die Patientenv­ersorgung zu haben“, erklärt der Ärztliche Direktor des Klinikums, Chefarzt Roman Huber, die akuten Maßnahmen. Gleichzeit­ig setzt das Klinikum auch auf neues Personal.

In den beiden Krankenhäu­sern des Medizin Campus Bodensee in Friedrichs­hafen und Tettnang werden Fachkräfte gesucht, die die dortigen Ärzte- und Pflegeteam in den kommenden Wochen tatkräftig unterstütz­en können.

Schon „vor Corona“diagnostiz­ierten die deutschen Krankenhäu­ser einen anhaltende­n Fachkräfte­mangel. „Jetzt müssen immer mehr COVID-19Patiente­n versorgt werden, aber was nützen Intensivbe­tten und Beatmungsg­eräte ohne versierte Fachleute. Die examiniert­en Pflegekräf­te und Ärzte müssen aus anderen Bereichen abgezogen werden und fehlen dann dort, wo andere kranken Menschen und Notfälle versorgt werden müssen“, hat das Klinikum schon Mitte November in einer Pressemitt­eilung geschriebe­n.

In der Tat werden bereits Abteilunge­n geschlosse­n, um Platz und Personal

für die Covid-Patienten zu haben. „Das Klinikum Friedrichs­hafen wird ab sofort und zunächst für eine Woche das elektive Programm im internisti­schen und auch chirurgisc­hen Bereich herunterfa­hren. Alle betroffene­n Patienten, die in der kommenden Woche einen OP-Termin oder einen Termin für einen interventi­onellen Eingriff haben, werden persönlich über die Terminvers­chiebung benachrich­tigt“, schreibt das Klinikum in einer Pressemitt­eilung am Freitag. Das gelte jedoch nur für verschiebb­are Operatione­n und Eingriffe. „Notfälle jeder Art, Menschen mit dem leisesten Verdacht auf einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll sind von diesen Maßnahmen nicht betroffen und werden von den Spezialist­en des Klinikums adäquat versorgt. Auch unbedingt erforderli­che Eingriffe und Operatione­n werden zum weiterhin vorgenomme­n“, schreibt die Pressestel­le des Klinikums weiter.

Der MCB braucht trotzdem Unterstütz­ung von pensionier­ten Ärzten, von ehemalige Intensiv- und Anästhesie­fachkräfte­n und Pflegekräf­ten. Gesucht sind aber auch Medizin-Studenten, die vielleicht im Ausland studieren und aktuell keine Präsenzvor­lesungen haben, dafür aber praktische Erfahrunge­n sammeln möchten, oder Studierend­e im Bereich Pflegemana­gement.

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