Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Meuthens Manöver

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Jörg Meuthen mag Überraschu­ngen. 2017 torpediert­e er beim Parteitag der Südwest-AfD die Pläne von Alice Weidel, die Führung des Südwest-Verbandes zu übernehmen. Stattdesse­n half er seinem damaligen Büroleiter Ralf Özkara ins Amt. Feiern ließ sich Meuthen damals von der „Jungen Alternativ­e“, die heute im Fokus des Verfassung­sschutzes steht.

Zwei Jahre später bemühte Meuthen linke Rhetorik, indem er Teilen der Partei „gruppenbez­ogene Menschenfe­indlichkei­t“vorwarf. Sein Ziel: einen Vertreter des ganz rechten Randes vom Landesvors­itz fernzuhalt­en – war doch gerade bekannt geworden, dass der Verfassung­sschutz Teile der Partei prüfte. Zwischendu­rch besuchte Meuthen das „Kyffhäuser“-Treffen der AfD-Gruppierun­g „Flügel“und ihres Gründers Björn Höcke.

Wofür also steht dieser Jörg Meuthen? Der Professor kam als Euroskepti­ker in die Partei – und fand Lust am Erfolg in der jungen AfD. Er sorgte mit dafür, das Frauke Petry die Partei verließ, im Schultersc­hluss mit Höcke. Gefestigt wurde dabei vor allem eine Position: seine. Als Taktiker in eigener Sache zog Meuthen im Frühjahr auch gegen Andreas Kalbitz und andere „Flügel“-Vertreter ins Feld. Denn eine Beobachtun­g der AfD durch den Verfassung­sschutz würde wohl jedes Erstarken der Partei beenden.

Das sieht zwar durchaus ein Großteil der AfD-Führung mittlerwei­le auch so. Doch Meuthen gilt unterdesse­n vielen als Spalter, der für die eigene Karriere politische Positionen und Parteifreu­nde wechselt, wie es gerade opportun scheint.

Jörg Meuthen steht nicht für einen bürgerlich­en Kurs der AfD. Er steht für das Prinzip: Erfolg heiligt alle Mittel. Damit ist er nicht allein. Man frage Alice Weidel, die den „Flügel“-Mann Höcke erst aus der Partei werfen wollte, später aus taktischen Gründen von Attacken absah. Pöbeln, provoziere­n – die AfD-Spitze distanzier­t sich, schaltet solche Dinge aber nie ab. Das ist ein bekanntes Muster in der Geschichte dieser Partei. Daran wird sich durch die Meuthen-Rede nichts ändern.

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