Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das TV-Kloster Kaltenthal schließt
ARD lässt Kultserie „Um Himmels Willen“im Jahr 2021 auslaufen
MÜNCHEN (KNA) - Die Nachricht kam für alle Fans der Serie „Um Himmels Willen“überraschend. Am ersten Adventswochenende teilte die ARD mit, dass die 2021 zu sehende Jubiläumsstaffel die letzte sein wird. Nach 20 Jahren und 260 Folgen soll Schluss sein mit dem amüsanten Kleinkrieg zwischen Schwester Hanna Jakobi (Janina Hartwig) und Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper).
„Wir sind der festen Überzeugung, dass man aufhören sollte, wenn es am schönsten ist“, ließ die Leiterin der Gemeinschaftsredaktion Serien im Hauptabendprogramm, Jana Brandt, wissen. Zugleich wurde ein „furioses Finale“versprochen.
Damit endet eine der erfolgreichsten Serien im Hauptabendprogramm. Weit über sieben Millionen Zuschauer schalteten am Dienstagabend um 20.15 Uhr ein und wollten die Geschichten rund ums Kloster Kaltenthal sehen. Damit bescherten die Schwestern vom fiktiven Magdalenenorden der ARD regelmäßig himmlische Quoten.
Als es 2002 los ging, war Rosel Zech als Mutter Oberin Elisabeth Reuter mit dabei. Anfangs war die Protestantin unsicher, ob die Leute so etwas wirklich sehen wollten. Aber allen Kirchenaustrittszahlen zum Trotz erfreuten sich die TV-Ordensfrauen seither größter Beliebtheit. Zech kommentierte die Begeisterung eher nüchtern: In einem Fernsehalltag mit Mord und Totschlag „sind eben die Nonnen die Exoten“.
Der Erfinder der Reihe, der Drehbuchautor Michael Baier (19402019), sagte einmal über seine Protagonistinnen: „Meine Nonnen kämpfen heldenhaft – auf verlorenem Posten sozusagen – und verkörpern so etwas wie die Sehnsucht der Menschen nach einem tieferen Sinn.“Dazu komme das Spannungsfeld zwischen „Integrität und Schluritum des Bürgermeisters“. Kurzum: Es gehe um den Konflikt zwischen Menschen, die „guten Willens“seien, und jenen, denen jedes Mittel recht sei, um ihr Ziel zu erreichen.
Jutta Speidel, die bis zur fünften Staffel die zupackende Schwester Lotte Albers verkörperte, hatte Baier die Rolle auf den Leib geschrieben.
Auch für ihre Nachfolgerin Hartwig hielt es der Autor so. Ihre Tanzleidenschaften ließ er in die Bücher einfließen. Den langjährigen Erfolg der Reihe erklärte sich die Schauspielerin damit, dass Geschichten und Schicksale von Menschen erzählt würden, in denen sich die Zuschauer wiederfinden könnten. „Und wir lösen die Konflikte immer auf eine positive Weise.“
Drei Ordensoberinnen standen bisher an der Spitze des Magdalenordens. Nach dem Tod von Rosel Zech 2011 folgte ihr Gaby Dohm als Baronin von Beilheim mit Vorliebe für Antiquitäten und schöne Künste nach. Nina Hoger als Theodora Richter mit mehr Sinn für „moderne Bescheidenheit“übernahm bis zuletzt die Leitung.
So manche Novizin kam ins Kaltenthaler Kloster. Doch viele gingen wieder, weil sie sich verliebten oder merkten, dass das Ordensleben nichts für sie sei. Von der ersten Stunde an mit dabei sind folgende Damen. Die Schweizerin Emanuela von Frankenberg und Ludwigsdorf als Schwester Agnes, die ein Faible für Natur hat und oft blühende Fantasie.
Eher schrullig ist ihre Mitschwester Felicitas, dargestellt von Karin Gregorek. Sie greift schon mal zum Klosterschnaps oder erliegt dem Glücksspiel. Als Schwester Hildegard hält Andrea Sihler bisher allen Oberinnen als Assistentin den Rücken frei.
Mit der Kaltenthaler Niederlassung hatte der Orden stets ein Finanzierungsproblem. Mal gehörte sie der Stadt, dann dem Orden. Nun soll das Kloster unter den Hammer kommen. Dazu geht das Gerücht um, dass es unter dem Klosterwald ein Lithium-Vorkommen geben könnte – ideal, um einen chinesischen Großkonzern in die Gemeinde zu holen, der ein E-Akku-Werk bauen will.
Ob am Ende der Mammon siegt oder die Nächstenliebe, wird sich zeigen. Jürgen Werner, zuletzt mitverantwortlich für die Drehbücher, sagte einmal: „Die Menschen haben in einer Notlage den Wunsch, dass jemand da ist, der sich ganz ohne Hintergedanken um einen kümmert. Hanna nimmt den Menschen als Menschen und versucht, ihm zu helfen. Ich hätte gerne in meiner Nähe eine echte Schwester Hanna.“