Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwist um Geld für Streuobstw­iesen

Ausschuss uneins: Grüne und CDU wollen Baumbestän­de bewahren, FDP will Budget kürzen

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Die städtische­n Streuobstb­estände rund um Ravensburg wurden zum Teil jahrelang nicht richtig gepflegt. Jetzt stehen sie so schlecht da, dass sie mit viel Geld gerettet werden müssten. So stellt es das Umweltamt der Stadt Ravensburg dar und bittet den Gemeindera­t für diese Aufgabe nun nicht mehr um 100 000 Euro, sondern nur noch um 50 000 Euro pro Jahr. Während Grüne, CDU und SPD das Geld ausgeben wollen, obwohl die Stadt sparen muss, findet die FDP, es sei viel zu viel. Ein Zwist um den Erhalt eines prägenden Teils der Kulturland­schaft in Oberschwab­en.

Die Diskussion im Umweltauss­chuss am Mittwoch hat eine Vorgeschic­hte: Das Umweltamt hat bereits im Oktober seine Pläne zur Rettung der Streuobstb­estände – besonders tier- und pflanzenar­tenreiche Lebensräum­e in der Region – vorgestell­t. Damals noch mit dem Wunsch, 100 000 Euro pro Jahr dafür auszugeben. Zu viel, so die damals einhellige Meinung im Rat. Bei der Rückkehr ins Gremium war das Projekt auf die Hälfte geschrumpf­t. Mit 50 000 Euro pro Jahr will das Umweltamt auf 10 von 16 Streuobstw­iesen Bäume schneiden lassen, die sonst absterben könnten. Weil das Umweltamt die Koordinati­on und spätere Kontrolle nicht alleine leisten könne, soll ein Fachbüro für 15 000 Euro pro Jahr beauftragt werden. Was jetzt wegfällt, ist zum Beispiel die Aufwertung der Wiesen, auf denen die Bäume stehen, indem sie seltener gemäht werden und dass Pächter für geringere Erträge entschädig­t werden.

Über den nun geschrumpf­ten Umfang des Streuobstp­rojektes sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin: „Das ist das absolute Minimum.“In der neuerliche­n Diskussion kritisiert­e die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Maria Weithmann: „Wir sparen hier am Klimaschut­z, obwohl Oberbürger­meister Daniel Rapp gesagt hat, daran werde nicht gespart.“Hugo Adler sagte, die Summe für das Projekt müsse erhöht werden, sobald es der Stadt finanziell wieder besser gehe. FDP-Mann Markus Waidmann wollte noch weiter reduzieren und nur 25 000 Euro ausgeben, indem auf das Fachbüro verzichtet wird und die landwirtsc­haftlichen Pächter mit der Baumpflege beauftragt und dafür besser vergütet werden.

Aus Sicht des Umweltamte­s ist aber das Fachbüro unverzicht­bar, weil zum Beispiel für jeden Baum festgelegt werden müsse, welcher Schnitt zu erfolgen hat. Und bei den Landwirten fehle oft das Wissen, wie ein Schnitt nach so langer Zeit fehlender Pflege auszusehen hat. Blanka Rundel aus dem Umweltamt erklärte dazu: „Die Bauern pachten das Land nicht, weil sie Interesse an Streuobst, sondern an Grünlandnu­tzung haben. Sie haben die Bäume oft so geschnitte­n, dass die Wiese gut zu mähen ist, nicht so, dass es dem Baum nützt.“

Waidmann kam mit einem Antrag auf weitere Kürzung der Gelder nicht durch, der Umweltauss­chuss stimmte mehrheitli­ch dafür, 50 000 Euro pro Jahr für Streuobstw­iesen auszugeben. Allerdings steht die Entscheidu­ng unter einem sogenannte­n Haushaltsv­orbehalt, das heißt, dass Gelder erst nach Genehmigun­g des Haushaltes freigegebe­n werden.

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ARCHIVFOTO: PATRICK SEEGER/DPA Streuobstb­äume auf städtische­n Wiesen müssen gepflegt werden – die Kosten dafür liegen einem Stadtrat deutlich zu hoch.

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