Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwist um Geld für Streuobstwiesen
Ausschuss uneins: Grüne und CDU wollen Baumbestände bewahren, FDP will Budget kürzen
RAVENSBURG - Die städtischen Streuobstbestände rund um Ravensburg wurden zum Teil jahrelang nicht richtig gepflegt. Jetzt stehen sie so schlecht da, dass sie mit viel Geld gerettet werden müssten. So stellt es das Umweltamt der Stadt Ravensburg dar und bittet den Gemeinderat für diese Aufgabe nun nicht mehr um 100 000 Euro, sondern nur noch um 50 000 Euro pro Jahr. Während Grüne, CDU und SPD das Geld ausgeben wollen, obwohl die Stadt sparen muss, findet die FDP, es sei viel zu viel. Ein Zwist um den Erhalt eines prägenden Teils der Kulturlandschaft in Oberschwaben.
Die Diskussion im Umweltausschuss am Mittwoch hat eine Vorgeschichte: Das Umweltamt hat bereits im Oktober seine Pläne zur Rettung der Streuobstbestände – besonders tier- und pflanzenartenreiche Lebensräume in der Region – vorgestellt. Damals noch mit dem Wunsch, 100 000 Euro pro Jahr dafür auszugeben. Zu viel, so die damals einhellige Meinung im Rat. Bei der Rückkehr ins Gremium war das Projekt auf die Hälfte geschrumpft. Mit 50 000 Euro pro Jahr will das Umweltamt auf 10 von 16 Streuobstwiesen Bäume schneiden lassen, die sonst absterben könnten. Weil das Umweltamt die Koordination und spätere Kontrolle nicht alleine leisten könne, soll ein Fachbüro für 15 000 Euro pro Jahr beauftragt werden. Was jetzt wegfällt, ist zum Beispiel die Aufwertung der Wiesen, auf denen die Bäume stehen, indem sie seltener gemäht werden und dass Pächter für geringere Erträge entschädigt werden.
Über den nun geschrumpften Umfang des Streuobstprojektes sagte Baubürgermeister Dirk Bastin: „Das ist das absolute Minimum.“In der neuerlichen Diskussion kritisierte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Maria Weithmann: „Wir sparen hier am Klimaschutz, obwohl Oberbürgermeister Daniel Rapp gesagt hat, daran werde nicht gespart.“Hugo Adler sagte, die Summe für das Projekt müsse erhöht werden, sobald es der Stadt finanziell wieder besser gehe. FDP-Mann Markus Waidmann wollte noch weiter reduzieren und nur 25 000 Euro ausgeben, indem auf das Fachbüro verzichtet wird und die landwirtschaftlichen Pächter mit der Baumpflege beauftragt und dafür besser vergütet werden.
Aus Sicht des Umweltamtes ist aber das Fachbüro unverzichtbar, weil zum Beispiel für jeden Baum festgelegt werden müsse, welcher Schnitt zu erfolgen hat. Und bei den Landwirten fehle oft das Wissen, wie ein Schnitt nach so langer Zeit fehlender Pflege auszusehen hat. Blanka Rundel aus dem Umweltamt erklärte dazu: „Die Bauern pachten das Land nicht, weil sie Interesse an Streuobst, sondern an Grünlandnutzung haben. Sie haben die Bäume oft so geschnitten, dass die Wiese gut zu mähen ist, nicht so, dass es dem Baum nützt.“
Waidmann kam mit einem Antrag auf weitere Kürzung der Gelder nicht durch, der Umweltausschuss stimmte mehrheitlich dafür, 50 000 Euro pro Jahr für Streuobstwiesen auszugeben. Allerdings steht die Entscheidung unter einem sogenannten Haushaltsvorbehalt, das heißt, dass Gelder erst nach Genehmigung des Haushaltes freigegeben werden.