Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bernd Joos ist Landwirt und Erfinder
Mit seinem Holzvergaser produziert er Strom und Wärme – Weltweit laufen Anlagen nach seinem Vorbild
BODNEGG - Bernd Joos ist Landwirt und Erfinder. Leidenschaftlich gerne tüftelt er an seinem Holzvergaser, mit dem er Strom und Wärme produziert. Für die Technik des „Joos-Vergasers“hat der 64-Jährige zehn Patente angemeldet. Weltweit werden inzwischen mehr als 1000 Anlagen nach diesem Muster betrieben. Wie seine Erfindung funktioniert und wie er zu seiner Lebensaufgabe kam.
In der Garage von Bernd Joos im kleinen Weiler Graben, das zu Bodnegg gehört, steht eine riesige
Anlage. Diese produziert aus Hackschnitzeln Wärme und Strom. Joos heizt damit aktuell sein eigenes Haus und speist einen Teil des Stroms ins Netz ein. Doch der Holzvergaser könnte noch viel mehr. Ein Einfamilienhaus verbraucht durchschnittlich 25 000 Kilowattstunden Wärmeenergie pro Jahr. Mit seiner Anlage könnte Joos rund 20 solcher Wohnhäuser mit Wärme und Strom versorgen, sagt er. Auch wenn die Anlage bereits läuft, tüftelt das oberschwäbische Urgestein immer weiter.
„Ich finde immer etwas, was ich noch verbessern kann“, sagt er. Die Hackschnitzel, mit denen die Anlage betrieben wird, seien ein Abfallprodukt bei der Holzproduktion im Wald. Damit sei die Anlage deutlich umweltfreundlicher als andere Energieerzeuger, die nicht mit nachwachsenden, sondern mit fossilen Brennstoffen wie Gas oder Öl betrieben werden. Joos bezieht die Hackschnitzel von seinen eigenen Hochstammbäumen und von befreundeten Landwirten.
Angefangen habe alles vor 20 Jahren. Damals habe er mit seinem Oldtimer-Traktor, der aus dem Zweiten Weltkrieg stammt und aufgrund des damaligen Spritmangels mit einem Holzvergaser betrieben wurde, eine Messe besucht. „Da war der Oldtimer natürlich das Highlight. Einige Besucher haben mich gefragt, ob man mit dem Holzvergaser nicht auch Strom produzieren könnte. So kam ich auf die Idee“, erinnert er sich. Aus ersten Modellen wurde ein Prototyp, der aus Schrottteilen gebaut wurde, und schließlich die fertige Anlage in der Garage. „Zu dieser Entwicklung haben sehr viele Leute beigetragen. Viele Freunde und Bekannte haben mir mit ihrem Wissen und ihren Ideen geholfen. Ich habe eben alles verknüpft“, sagt der 64Jährige. Auf seine Erfindung und die Zusammenarbeit mit seinen Helfern ist Bernd Joos stolz. „Wenn ich an der Anlage bin und rumprobieren kann, dann ist das für mich wie der Himmel“, sagt er. Inzwischen ist daraus viel mehr als eine Tüftelei geworden. Bernd Joos hat zehn Patente angemeldet. Weltweit gibt es Lizenznehmer, die Anlagen nach seinem Vorbild betreiben. Sein Sohn Melchior Joos hat vor einigen Jahren eine eigene Firma gegründet und vertreibt Blockheizkraftwerke mit „Joos-Vergaser“.
Das Erfinden sei neben seiner Arbeit als Landwirt immer möglich gewesen. Joos produzierte bis 2019 Milch und stieg dann auf Muttertierhaltung um. Heute hält er sechs Mutterkühe und sieben Kälber der in der Region beheimateten Rasse Original Allgäuer Braunvieh. Für den Schutz und den Erhalt der Rasse setzt er sich mit viel Herzblut ein. „Diese Rasse gehört für mich zur Region und damit auch zu unserer Kultur. Das darf nicht verloren gehen. Deshalb züchte ich genau diese Rasse“, sagt der 64-Jährige.
Ob er sich mehr als Landwirt oder mehr als Erfinder sehe, weiß Bernd Joos selbst nicht genau. „Ich bin immer bei dem, was ich gerade tue, voll bei der Sache“, sagt er. Und diesen Enthusiasmus merkt man Bernd Joos an, wenn er über seine beiden Beschäftigungsfelder spricht.
„Wenn ich an der Anlage bin und rumprobieren kann, dann ist das für mich wie der Himmel.“
Landwirt Bernd Joos
Ein Video zum Thema finden Sie online unter www.schwäbische.de/ holzvergaser