Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Im Keller hat nur Köln etwas zu feiern
In den vergangenen Wochen haben wir an dieser Stelle immer wieder über den FC Schalke 04 geschrieben. Schreiben müssen. Immer wieder gab es neue Tiefpunkte in der an Tiefpunkten schon sowieso nicht armen jüngsten Vergangenheit der Königsblauen. Aber: Es geht offenbar immer noch schlimmer. Es ist schlicht ein Jahr zum Vergessen für den FC Schalke 04 und seine Anhänger. Nach dem 1:4 gegen rotationsfreudige Mönchengladbacher musste Schalkes Neu-Trainer Manuel Baum eingestehen, dass es in dieser Saison nur um den Klassenerhalt gehen wird. „Das ist unser großes Ziel, das sprechen wir offen an.“Ex-Profi Sascha Riether, inzwischen Manager, sagte: „Wir müssen jetzt in den Abstiegsmodus schalten.“
Eine Frage muss allerdings gestattet sein: Warum erst jetzt? Die Niederlage gegen Mönchengladbach war das 25. Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg. Mit drei Punkten und bereits 28 Gegentoren ist Schalke nach neun Spieltagen Tabellenletzter. Wahrlich eine Horrorshow.
Eher horrormäßig war auch die Serie des 1. FC Köln in den vergangenen Wochen. Und als es dann zu einem Spiel kam, bei dem den Kölnern überhaupt niemand irgendetwas zugetraut hatte, gab es einen überraschenden 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund. „Es wurde Zeit, auch wenn die wenigsten geglaubt hätten, dass es heute passiert“, sagte Kölns Torwart Timo Horn bei Sky. Die Kölner waren daher naturgemäß einer der großen Gewinner des neunten Spieltags. Der BVB dagegen, der zuletzt so überzeugend – und erfolgreich – gespielt hatte, spielte schwach und blamierte sich. Zum ersten Mal seit 1991 verlor Dortmund im eigenen Stadion gegen Köln. „Schwer zu akzeptieren“, sagte Trainer Lucien Favre nach dem 1:2 und dem Rückschlag im Kampf um die Tabellenspitze. Dass beide Tore nach einem Eckball nahezu identisch fielen, sorgte für weiteren Unmut in schwarz-gelb. „Das geht nicht“, schimpfte Thorgan Hazard bei Sky: „Das müssen wir besser verteidigen.“
Kaum zu verteidigen, um eine schöne Überleitung zu schaffen, war das 3:3 von Max Kruse beim wilden Unentschieden zwischen Union Berlin und Eintracht Frankfurt. Mit Vollgas in den Winkel – da geriet selbst der eigene Trainer ins Schwärmen. „Ich habe mir das Tor nochmals von der Hintertor-Kamera angeschaut“, sagte Urs Fischer. „Die Flugbahn ist wirklich außergewöhnlich. Den hat er schon toll getroffen.“Kruse hat nicht nur Glamour nach Berlin gebracht, sondern besticht beim Tabellensechsten (!!) auch durch Leistung. Sechs Tore hat Kruse bereits erzielt, fünf vorbereitet – damit ist er an mehr als der Hälfte der Union-Tore beteiligt. Neben dem Platz ist der 32-jährige Ex-Nationalspieler immer wieder für Schlagzeilen gut, auf dem Platz gab er sich am Samstag extrem bescheiden. „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“
Das hätte liebend gerne auch Fabian Klos gesagt. Am Mittwoch wird der Stürmer von Arminia Bielefeld 33 Jahre alt, gegen RB Leipzig machte er sich selbst ein frühzeitiges Geburtstagsgeschenk und traf zum 1:2. Es war das erste Bundesligator von Klos. Aber eben auch eines, das seiner Mannschaft am Ende nicht viel brachte. Bielefeld verlor, und Klos haderte. „Ich bin froh, dass das Thema jetzt vorbei ist. Da das Tor der Mannschaft nicht geholfen hat, kann ich mich aber nicht wirklich darüber freuen.“Denn: Ein zweites Tor verpasste Klos, statt eines Unentschiedens gegen die Spitzenmannschaft gab es für den Aufsteiger die siebte Saisonniederlage.
Doch auch beim Sieger gab es einen Verlierer. Vor der Saison war Alexander Sörloth für 20 Millionen Euro) von Trabzonspor nach Leipzig gekommen. Die Bilanz des Norwegers in der Türkei: 33 Tore in 49 Spielen. Seine Bilanz bislang in Leipzig: acht Spiele, null Tore, noch nicht mal eine Torvorlage. Gegen Bielefeld verschoss Sörloth sogar einen Elfmeter. „Er muss jetzt einfach mal treffen und das nötige Fortune haben“, sagte Trainer Julian Nagelsmann. Ein Blick nach Gelsenkirchen reicht aber: Es geht immer noch schlimmer.