Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Toter Schwan in Fischbach: Fuchs verdächtigt
Polizei geht zunächst von Hundebissen aus – Experten widersprechen
FRIEDRICHSHAFEN - Eine Spaziergängerin hat am Sonntagmittag in Fischbach einen gerissenen Schwan gefunden. Er lag am Ufer des Strandbades. Die Polizei ging in einer ersten Meldung davon aus, dass ein nicht angeleinter Hund den Jungschwan tötete. Ehrenamtliche Experten glauben eher an einen Fuchsbiss.
Den Verletzungen nach zu urteilen, sei das Jungtier womöglich durch einen Hund getötet worden, schreibt die Polizei in ihrer Mitteilung. Zudem habe es in der letzten Zeit vermehrt ähnliche Fälle gegeben.
Auf Nachfrage von Schwäbische.de gab ein Polizeisprecher an, dass beide Angaben von der Finderin stammen, die beim Nabu tätig sei. Beim Nabu war am Montag allerdings niemand zu erreichen, weshalb die Finderin nicht ermittelt werden konnte.
Susanne Kinsch aus Fischbach, seit zwölf Jahren ehrenamtliche „Schwanenmutter“, geht davon aus, dass der Schwan einem Wildtier zum Opfer fiel. „Ein Hund beißt nicht auf diese Weise“, ist sie sich sicher. Sie habe den toten Jungschwan selbst schon am Samstag gesehen. „Er lag ohne Kopf und ohne Hals da. Ein Hund würde nicht den Kopf abbeißen.“Sie nimmt an, dass das junge Tier sich am Ufer unbedarft hingelegt habe und von einem Fuchs oder Marder attackiert wurde.
Zwar sei ein großer Hund durchaus in der Lage, einen Schwan zu verletzen, die Vögel könnten sich aber auch wehren. „Hunde haben normalerweise eher Respekt vor Schwänen“, sagt Kinsch.
Diesen Eindruck teilt Julius Pietruske, Naturwart in Friedrichshafen. Einen Angriff eines Hundes auf Schwäne habe er in 14 Jahren Tätigkeit kaum erlebt. Gefährlich seien für Schwäne wenn überhaupt eher abgerichtete Hunde.
„Ob es in diesem Fall einer war, ist für mich noch unklar. Auch ein Angriff durch einen Fuchs wäre möglich“, sagt er. Tiere, die von Menschen gefüttert würden, wagten sich weiter vom Ufer weg als gewöhnlich. „Dort sind sie für den Fuchs leichte Beute.“
Kinsch und Pietruske weisen allerdings darauf hin, dass am Ufer für Hunde grundsätzlich Leinenzwang herrsche. Ein gut erzogener und angeleinter Hund sei allerdings kein Problem für Schwäne. „Die Tiere sind an Menschen und Hunde am Ufer gewöhnt und wehren sich, wenn sie zu sehr bedrängt werden“, sagt Pietruske. Mehr Schwierigkeiten bereite die zwar oft gut gemeinte, aber schädliche nicht artgerechte Fütterung durch Menschen. Susanne Kinsch, die in diesem Jahr schon 14 Schwäne aufgepäppelt und wieder ausgesetzt hat, weiß von einem drastischen Beispiel aus der vergangenen Woche zu berichten. Ein Schwan habe Reste aus einer Chipstüte gefressen. „Der sah aus wie ein Truthahn.
Alles war verpappt und er konnte nicht mehr schlucken“, erinnert sie sich. Eine Zufütterung durch Menschen sei nicht nötig: „Der See bietet genügend Nahrung für alle Enten, Schwäne und Vögel.“
Wer einen verletzten oder toten Schwan finde, könne sich an das Veterinäramt oder direkt an sie wenden, sagt Kinsch. Wenn ein Tier hinke oder sich nicht mehr entferne, sei das ein deutliches Signal. „Jeder verletzte Schwan bettelt um Hilfe.“Tote Tiere entsorgt der Bauhof, wenn sie äußerlich unverletzt sind, werden die Kadaver zunächst eingefroren und dann auf Krankheitserreger untersucht.
Sorge bereitet der „Schwanenmutter“der Schwund an geeigneten Brutplätzen. „Verbauung und Begradigungen lassen die Plätze verschwinden. Das ist besonders tragisch, da die Schwäne standorttreu und geradezu stur bei der Lage ihrer
Nester sind.“Erste Bedenken bereitet ihr auch, dass sie in diesem Herbst bisher deutlich weniger der Tiere in Fischbach sichten konnte als bislang.
Zeugen, die etwas zu dem toten Schwan in Fischbach beobachtet haben, werden gebeten, sich bei der Wasserschutzpolizei Friedrichshafen unter der Telefonnummer 07541/ 289 30 zu melden.
Die Wasserschutzpolizei weist darauf hin, Hunde stets so zu beaufsichtigen, dass andere Menschen und Tiere nicht gefährdet werden. In diesem Bereich gelte eine generelle Leinenpflicht. Verstöße stellen eine Ordnungswidrigkeit dar. Laut Auskunft der Stadt Friedrichshafen kann diese eine Strafe von fünf bis 5000 Euro nach sich ziehen. Bei dem toten Jungschwan handele es sich um eine Sachbeschädigung, die nicht nachverfolgt werden könne, da der Schwan niemandem gehöre.