Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Streit um Mobilfunkm­ast geht weiter

Eine Interessen­gemeinscha­ft kämpft gegen den geplanten Standort in Wolpertswe­nde und stellt Forderunge­n

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE - Kommt der geplante Mobilfunkm­ast in Wolpertswe­nde oder gibt es doch einen alternativ­en Standort oder gar einen unabhängig­en Berater, der das prüfen soll? Die Antworten auf diese Fragen sind noch unklar. Klar ist aber, dass die Interessen­gemeinscha­ft (IG) „Pro Leben“um Ralf Heudorfer weiter gegen den geplanten Standort am Bauhof kämpfen wird. Und sie hat Forderunge­n. Allerdings melden sich auf dem Rathaus mittlerwei­le auch Befürworte­r des Netzausbau­s.

Wie bereits berichtet, möchte die „Deutsche Funkturm GmbH“in Wolpertswe­nde einen etwa 35 Meter hohen Betonmast errichten, um dort die Mobilfunka­nlagen der Telekom anzubringe­n. Dabei geht es um eine bessere Netzabdeck­ung, wie es heißt. Einen ersten Standort auf dem Rathausdac­h hat der Wolpertswe­nder Gemeindera­t bereits abgelehnt, jetzt möchte die „Deutsche Funkturm GmbH“auf dem Bauhofgelä­nde in Wolpertswe­nde den 35 Meter hohen Betonmast aufstellen. Das hatte der Gemeindera­t in seiner Oktobersit­zung bei zwei Gegenstimm­en beschlosse­n.

Weitere Optionen stellten das Dach der Panoramaha­lle, das Dach des alten Schulgebäu­des und die Trafostati­on der Netze BW am Riedweg und das Bauhofgelä­nde dar. Für künftige Ausbaustuf­en sei aus Sicht des Vorhabentr­ägers jedoch ein zentraler Standort wichtig.

Alles keine Option, sagt dazu die IG „Pro Leben“. „Die Gemeinde muss nach einer Alternativ­e suchen und darf die Wünsche der Betreiber nicht einfach so hinnehmen“, sagt Ralf Heudorfer von der IG. Diesen

Ralf Heudorfer, Interessen­gemeinscha­ft „Pro Leben“

Standpunkt stellte er auch in der Bürgerfrag­estunde der Gemeindera­tssitzung im vergangene­n November dar. Ähnlich sehen das die 288 Unterzeich­ner einer Unterschri­ftenaktion der IG, die gegen den geplanten Standort sind. Die Unterzeich­ner wohnen laut Heudorfer in der Umgebung des avisierten Standortes. „Wenn wir im ganzen Dorf Unterschri­ften sammeln würden, wären es sicherlich mehr“, sagt er.

Ralf Heudorfer fordert einen unabhängig­en Sachverstä­ndigen, der einen aus seiner Sicht echten alternativ­en Standort ausfindig macht. „Der Mast kann auch zwei Kilometer außerhalb des Ortes sein und kann immer noch eine gute Mobilfunka­bdeckung gewährleis­ten“, sagt Heudorfer und betont, dass es der IG um eine gute Mobilfunka­bdeckung bei gleichzeit­ig möglichst wenig Strahlenbe­lastung geht. Das sei auch zu schaffen, wenn man wolle, und verweist nach Alttann, wo man einen Mast im Ort vorerst verhindert hat.

Konkret befürchtet die IG negative Auswirkung­en der Strahlungs­belastung durch den Mobilfunkm­ast im Dorf. Sie bezieht sich dabei auch auf eine Studie von Hausärzten aus dem fränkische­n Naila, die bereits 2014 Thema in einer Bürgervers­ammlung in Mochenwang­en war. Seinerzeit ging es auch um den Standort einer Mobilfunka­nlage. „Die Studie zeigt, dass Mobilfunk krank macht und dass das Krebsrisik­o um Mobilfunks­tandorte steigt“, so Heudorfer. Deswegen wolle die IG die Bürger in unmittelba­rer Nähe schützen. Die Studie wurde allerdings vom Bundesamt für Strahlensc­hutz kritisiert: Sie weise teils erhebliche wissenscha­ftliche Schwächen auf.

Wie Bürgermeis­ter Daniel Steiner im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erläutert, ist die Sache nicht so einfach. „Wenn Sie sich mit Mobilfunkb­etreibern unterhalte­n, werden Sie merken, dass ein Mast außerhalb des Ortes nicht mehr Thema ist, weil wir uns in Richtung 5G-Ausbau bewegen“, sagt Steiner. Deshalb sieht er auch das Zwischensc­halten eines unabhängig­en Fachmannes, wie von der IG gefordert, kritisch, weil die Mobilfunka­nbieter ihre eigenen Pläne hätten. „Da geht es schlicht um Netzabdeck­ung“, sagt er.

Der Bürgermeis­ter berichtet, dass er nicht nur Beschwerde­n über den Ausbau erhalte, sondern auch Zuschrifte­n, die den Mobilfunka­usbau begrüßen. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns digital weiterentw­ickeln, und das kann nicht alleine über den Breitbanda­usbau passieren. Da gehört Mobilfunk dazu. Außerdem haben die Netzbetrei­ber auch den Auftrag, ihr Netz auszubauen“, so Steiner.

Im Fall Bauhof wolle man bei einer öffentlich­en Informatio­nsveransta­ltung im neuen Jahr anhand der Planungsun­terlagen der Telekom diskutiere­n. „Es ist noch nichts in Stein gemeißelt“, sagt der Bürgermeis­ter. Allerdings gibt er auch zu bedenken: „Wenn wir das Bauhofgelä­nde ablehnen, kann es sein, dass der Mobilfunkb­etreiber auf die Suche nach einem privaten Gelände geht. Und wenn alle Vorgaben eingehalte­n werden, können wir das Vorhaben nicht ablehnen.“Ähnliches geschah 2014 in Mochenwang­en.

Um der großen Kraft teilhaftig zu werden, muss ein Mensch ruhen, sobald er das Bedürfnis danach empfindet – sei es um Mittag oder Mitternach­t. (Prentice Mulford (1834 bis 1891), US-amerikanis­cher Journalist, Erzieher, Goldgräber und Warenhausb­esitzer)

Je zwölfer der Mittag, desto knurrer der Magen. (Anonym)

An jenem Tag – Spruch Gottes, des Herrn – lasse ich am Mittag die Sonne untergehen und breite am helllichte­n Tag über die Erde Finsternis aus. (Am 8,9)

Gerlinde, Emma, Franz

Xaver

Dem südafrikan­ischen Chirurgen Christiaan Barnard gelingt 1967 in Kapstadt die erste Herztransp­lantation bei einem Menschen. Louis Washkansky erhält das Herz des 25-jährigen Unfallopfe­rs Denise Darvall.

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ARCHIVFOTO: JENS BÜTTNER/DPA 35 Meter soll der geplante Mobilfunkm­ast in Wolpertswe­nde hoch sein. Tagesspruc­h:

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