Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bundeswehr unterstützt in Bad Waldsee
Aufgrund der vielen Corona-Fälle packen die Soldaten im Spital und im Kloster mit an
BAD WALDSEE - Die Bundeswehr unterstützt ab Donnerstag im Altenheim Spital sowie im Kloster Reute. Jeweils zehn Soldaten sollen die derzeit stark geforderten Mitarbeiter im Tagesgeschäft entlasten.
Nachdem derzeit 26 Bewohner und 16 Mitarbeiter im Alten- und Pflegeheim Spital zum Heiligen Geist sowie 38 Franziskanerinnen und zehn Mitarbeiter im Kloster Reute positiv auf das Coronavirus getestet wurden, gelangen die Institutionen und ihre Mitarbeiter immer mehr an die Belastungsgrenze. Unterstützung wird dringend benötigt – und die kommt nun von der Bundeswehr. Wie Bürgermeister Matthias Henne im SZ-Gespräch berichtet, wurden sowohl für das Spital als auch für das Kloster jeweils zehn Bundeswehrsoldaten angefragt, „die im Hintergrund für Entlastung sorgen können“. Der Antrag wurde am Dienstag bewilligt. Und so helfen die Soldaten unter anderem bei der Essensund Getränkeausgabe, beim Betten machen, bei Fahrdiensten oder der Vermittlung von Telefonaten mit Angehörigen aus. Ersten Erkenntnissen zufolge könnten die Soldaten bis voraussichtlich Mitte Januar vor Ort sein.
Bereits am Mittwoch, 2. Dezember, werden Vertreter der Bundeswehr in Bad Waldsee und Reute erwartet. Sie werden die Lage vor Ort besichtigen, wie von der Stadtverwaltung mitgeteilt wird. Ab Donnerstag werden die 20 Soldaten in den beiden Einrichtungen tatkräftig mit anpacken.
Die Idee, die Bundeswehr um Hilfe zu bitten, stammt vom Waldseer Stadtoberhaupt selbst. „Wir haben einfach ganz frech nachgefragt, weil der Landkreis Ravensburg ja auch Unterstützung bekommen hat. Und wir dachten uns, mehr als nein sagen, können sie nicht.“Es handelt sich also um eine selbstgesteuerte Initiative der Stadt Bad Waldsee, die gleichwohl mit dem Gesundheitsamt und dem Landrat abgestimmt wurde.
Und so lief die Antragsstellung ab: Zunächst trafen sich die Stadtverantwortlichen in der vergangenen Woche mit einem Major, dann ging der Antrag ans Regierungspräsidium Tübingen, von dort ans Innenministerium des Landes und schließlich weiter bis zu den Entscheidungsträgern in Berlin. Und tatsächlich wurde der Antrag genehmigt. „Wir, sowie die Generaloberin des Klosters Reute und der Leiter des Alten- und Pflegeheims Spital freuen uns sehr über die baldige Ankunft der Helfer“, zeigt sich Henne erfreut über den Einsatz der Bundeswehr in Bad Waldsee. Die Bundeswehrangehörigen werden übrigens im Kloster Reute wohnen. Die Franziskanerinnen stellen dafür ihr Bildungshaus Maximilian Kolbe zur Verfügung. Das Bildungshaus wurde im Zuge des „Lockdown Light“vorübergehend geschlossen und steht nun den Soldaten offen.
Ob die Bundeswehrangehörigen auch bei der Kontaktnachverfolgung in der Stadtverwaltung mithelfen, bleibt abzuwarten. Die städtischen Mitarbeiter sind an dieser Stelle nicht nur einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt, sondern werden auch mental gefordert, wie Bürgermeister Henne weiß: „Es gibt Leute am Telefon, die weinen oder sind aufgebracht.“Zudem ist die Ermittlungsgruppe sieben Tage pro Woche im Einsatz und damit eben auch an Sonn- und Feiertagen.
Zum Hintergrund: Im Gut-BethaHaus im Kloster Reute leben 62 hochbetagte und pflegebedürftige Schwestern der Franziskanerinnen von Reute – mehr als die Hälfte wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Die Schwestern werden von einem Team aus rund 40 Mitarbeitenden betreut. Im Spital zum Heiligen Geist leben 75 Bewohner. 26 wurden bisher positiv getestet. Von den insgesamt 82 Mitarbeitern sind 16 derzeit an Corona erkrankt. „Die Zahlen in unserem Spital steigen derzeit nicht mehr so stark an, deshalb bin ich optimistisch, dass hier die Spitze überstanden ist und die Zahlen bald wieder abnehmen. Dennoch appelliere ich an alle, halten Sie die AHARegeln ein, Lüften Sie regelmäßig, reduzieren Sie ihre privaten und beruflichen Kontakte so gut es ihnen möglich ist“, so Bürgermeister Henne.