Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Massive Zweifel am Corona-Management
Viele Bürger im Südwesten vertrauen den Parteien im Kampf gegen die Pandemie nicht
RAVENSBURG - Fast jeder vierte Baden-Württemberger glaubt nicht, dass die Politik die Corona-Krise gut managen kann. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für die „Schwäbische Zeitung“hervor.
Demnach trauen mehr als 23 Prozent der Befragten keiner politischen Partei zu, die Corona-Pandemie im Südwesten erfolgreich zu meistern. Knapp 27 Prozent halten die CDU für diese Aufgabe am besten geeignet, rund 24 Prozent die Grünen. Etwa jeder Zehnte traut ein erfolgreiches Krisenmanagement am ehesten der AfD zu. SPD-Generalsekretär Sascha Binder macht für diese Werte das „chaotische“Corona-Management der grün-schwarzen Landesregierung verantwortlich: „Strategien für Ferien, Schulen und den Umgang mit Hotspots sind immer noch nicht da, über alles andere wird auf den letzten Drücker informiert.“
Dennoch wünschen sich etwa 43 Prozent der Bürger weiter eine Koalition von Grünen und CDU unter Winfried Kretschmann (Grüne). 100 Tage vor den Landtagswahlen am 14. März lehnen aber ebenso viele eine Neuauflage dieser Regierung ab. Zufrieden mit den Ergebnissen äußerte sich Manuel Hagel, Generalsekretär der Südwest-CDU: „Im Bund wie im Land haben wir mit Sofortund Überbrückungshilfen, dem größten Programm in der Geschichte des Landes, gehandelt. Wir werden alles dafür tun, um diesem Vertrauen auch in der anstehenden Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise gerecht zu werden.“
AfD-Landeschefin Alice Weidel kritisierte: „Der wirtschaftsfeindliche, gegen die Automobilindustrie gerichtete Kurs der Landesregierung hat zu Arbeitslosigkeit und Zukunftsangst
geführt.“Nur die AfD wehre sich gegen Eingriffe in die Grundrechte durch den Lockdown.
FDP-Landeschef Michael Theurer monierte, Regierungen in Bund und Land fehle eine einheitliche Corona-Strategie. „Außerdem treiben sie zahlreiche Unternehmen, insbesondere Mittelständler und Soloselbstständige an den Rand des finanziellen Ruins oder darüber hinaus“, so Theurer. Die Grünen wollten sich nicht zur Umfrage äußern.
An der Online-Befragung beteiligten sich vom 23. November bis zum 3. Dezember insgesamt 4152 Menschen. LEITARTIKEL