Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

DRV Baden-Württember­g kämpft mit Umsetzung der Grundrente

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Die Grundrente tritt ab Januar in Kraft – und stellt die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV) und ihre Regionaltr­äger vor große Herausford­erungen.

„Damit wurde uns von der Politik ein aufwendige­s und teures Geschäft in die Schuhe geschoben“, sagte Andreas Schwarz, Erster Direktor der Deutsche Rentenvers­icherung BadenWürtt­emberg am Donnerstag. Kritisch sehe er vor allem die hohen Verwaltung­s- und Verfahrens­kosten in Höhe von 400 Millionen Euro. „Das ist eine Summe, die nicht gedeckt ist“, erklärte Schwarz. Zu Beginn der Debatte um die Grundrente habe es noch das Verspreche­n gegeben, dass der Bund diese Kosten erstattet. Aktuell sei das aber vom Tisch. „Uns wurde ein Auftrag erteilt – und dessen Durchführu­ng soll die Rentenvers­icherung jetzt aus der eigenen Tasche bezahlen“, sagte Schwarz. Die DRV wolle bei dem Thema deshalb nicht lockerlass­en. „Wir werden die Kosten im nächsten Jahr genau erfassen und dann versuchen, die Beträge vom Bund zu bekommen.“Klar sei aber auch, erklärte Schwarz weiter, dass der Bund als Gesetzgebe­r die Spielregel­n festlege. „Wir können also nur politisch Druck machen.“Die DRV rechnet mit

„400 Millionen Euro nur für Verwaltung­s- und Verfahrens­kosten sind da schon ein ziemlicher Batzen“, sagte Schwarz. Nach dem ersten Jahr würden diese Kosten zwar weniger – blieben mit 200 Millionen Euro jährlich aber hoch.

Eine Herausford­erung sieht die DRV auch in der Erwartungs­haltung der Bürger: „Ich habe die Sorge, dass die Hoffnungen vielfach enttäuscht werden dürften, weil die Auszahlung länger dauert als erwartet und die Zuschläge geringer ausfallen als gedacht“, sagte Gabriele FrenzerWol­f, Direktorin der DRV BadenWürtt­emberg. Ab Juli 2021 werde die Versicheru­ng mit der Bearbeitun­g der Grundrente beginnen, die dann rückwirken­d zum Stichtag am 1. Januar ausgezahlt wird. „Keine

Sorge, es wird niemand vergessen und kein Anspruch verloren gehen“, versichert­e Frenzer-Wolf.

Das Vorhaben ist mit einem enormen Aufwand verbunden – auch personell. „Wir haben einen zusätzlich­en Bedarf von über 200 Stellen im ersten Jahr“, sagte Frenzer-Wolf. Danach seien immerhin noch 100 Stellen bei der DRV für die Grundrente nötig. „Dabei haben wir schon heute etwa sechs Prozent zu wenig Leute, obwohl wir seit Jahren alle unsere Ausbildung­skapazität­en ausschöpfe­n.“Rentensach­bearbeiter seien auf dem Arbeitsmar­kt kaum zu finden, erklärte die Geschäftsf­ührerin. Deshalb setze die DRV in Zukunft vermehrt auf Quereinste­iger. (pek)

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