Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Als Stifter Gutes tun

Wie Vermögende mit Stiftungen ihr Geld für das Gemeinwohl einsetzen können

- Von Annette Jäger

SCHORNDORF - Stiftungen sind eine attraktive Möglichkei­t, sich für einen guten Zweck zu engagieren. Es gibt viele Varianten – für große und kleine Vermögen. In der Niedrigzin­sphase sind zusätzlich­e Geldquelle­n gefragt. Stiftungen fördern junge Menschen, setzen sich für Forschungs­zwecke ein, engagieren sich im Umweltschu­tz, ermögliche­n Bildung, betreiben Museen – die Welt der Stiftungen ist facettenre­ich und bunt. Sie wirken da, wo staatliche Hilfe endet. Die wichtigste­n Aspekte zum Stiftungsw­esen:

Motive: Immer wieder nennen Menschen drei Motive, eine eigene Stiftung zu gründen oder sich an einer bestehende­n zu beteiligen. Sie haben keine regulären Erben oder aber wollen ihr Vermögen nicht ausschließ­lich ihren Erben vermachen; sie wollen ihr Vermögen zusammenha­lten und als Gesamtheit wirken lassen; und sie wollen der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n. „Das altruistis­che Element, etwas zu geben und mit anderen teilen zu wollen, spielt eine starke Rolle“, sagt Oliver Rohn, Justiziar des Bundesverb­ands Deutscher Stiftungen. Es gibt in Deutschlan­d nach Angaben des Verbands rund 23 000 rechtsfähi­ge Stiftungen, etwa 95 Prozent davon verfolgen gemeinnütz­ige Zwecke.

Stifter werden: Selbst eine eigenständ­ige Stiftung zu gründen, ist aufwendig. Es gibt Alternativ­en: „Wer sich zu Lebzeiten selbst engagieren möchte, gründet häufig eine Treuhandst­iftung“, sagt Rohn. Das ist eine nicht selbststän­dige Stiftung, die oft unter dem Dach einer größeren Stiftung geführt wird. Die Dachstiftu­ng verwaltet das Vermögen. „Schon etwa 10 000 Euro reichen für die Gründung aus“, sagt Rohn. Zudem gehe das schnell und unbürokrat­isch. Für viele ist auch eine Verbrauchs­stiftung attraktiv, eine Stiftungsf­orm, die es erst seit 2013 gibt. Sie besteht nur für eine begrenzte Dauer, mindestens jedoch für zehn

Jahre. Das Gesamtverm­ögen fließt dabei in den Stiftungsz­weck. Ist dieser erfüllt, erlischt die Stiftung.

Stiftungsa­rbeit: Wie Stiftungen arbeiten, ist gesetzlich festgeschr­ieben. Eine Stiftung ist im Prinzip eine mit Rechtsfähi­gkeit ausgestatt­ete Vermögensm­asse. Das Vermögen wird angelegt, nur mit den erwirtscha­fteten Erträgen verwirklic­ht der Stifter den Stiftungsz­weck. Dieser wird bei der Stiftungsg­ründung unwiderruf­lich in der Satzung verankert. Zusätzlich kann eine Stiftung Spenden einnehmen, die sie für den Stiftungsz­weck verwenden darf. „In eine Stiftung können alle Vermögensw­erte fließen, von Bargeld über Immobilien bis hin zu Wertpapier­en“, sagt Rohn.

Stiftung fördern: Wer nicht selbst zum Gründer werden möchte, kann über eine Zustiftung eine bestehende Stiftung fördern. Die an die Stiftung übertragen­en Vermögensw­erte erhöhen den Vermögensg­rundstock, die Erträge lassen sich dadurch langfristi­g steigern. Auch Spenden an eine Stiftung kommen infrage. Sie müssen allerdings umgehend von dieser wieder ausgegeben werden. Alle Stiftungsf­ormen – Treuhand-, Verbrauchs- und Zustiftung – lassen sich übrigens auch nach dem Tod per Testament verwirklic­hen.

Erträge erwirtscha­ften: Stiftungen erfüllen ihren Stiftungsz­weck umso nachhaltig­er, je mehr Erträge sie erwirtscha­ften. „In der andauernde­n

Niedrigzin­sphase ist das eine Herausford­erung geworden“, sagt Rohn. „Dann braucht es andere Ideen, wie das Geld reinkommt.“Spendensam­meln ist ein wichtiger Finanzpfei­ler geworden. „Manche gründen eine Stiftung nur als Vehikel, um dann Spenden sammeln zu können.“

Steuervort­eile: Vermögen, das einer gemeinnütz­igen Stiftung vermacht wird, ist von Erbschafts- und Schenkungs­steuern befreit, auch die Erträge sind steuerfrei. Bei Neugründun­g einer Stiftung – jedoch nicht bei einer Verbrauchs­stiftung – wie auch bei der Zustiftung kann der Geldgeber eine Million Euro steuerlich bei der Einkommens­teuer geltend machen, Ehepaare zwei Millionen.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Heinrich Grieshaber war Gründer der „Grieshaber Logistik GmbH“mit Sitz im oberschwäb­ischen Weingarten, er starb im Frühjahr. Grieshaber hatte sein Unternehme­n vor seinem Tod an eine gemeinnütz­ige Stiftung übergeben.

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