Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bundeswehr rückt ins Kloster Reute ein

Rund 50 Schwestern und Mitarbeite­r mit Coronaviru­s infiziert – Schutzmaßn­ahmen ausgeweite­t

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Ausnahmezu­stand im von Corona hart getroffene­n Kloster Reute bei Bad Waldsee: Die Bundeswehr unterstütz­t die Einrichtun­g seit Donnerstag im Altenheim Spital sowie das Kloster selber. Jeweils zehn Soldaten sollen die derzeit stark geforderte­n Mitarbeite­r im Tagesgesch­äft entlasten. Zuletzt hatte sich die Lage verschärft: Nicht nur, dass insgesamt rund 50 Schwestern und Mitarbeite­r positiv auf das Virus getestet wurden und das Gut-BethaHaus isoliert werden musste. Seit Donnerstag gilt für das gesamte Kloster Quarantäne.

Der Antrag auf Hilfe durch die Bundeswehr wurde am Dienstag bewilligt, wie Bad Waldsees Bürgermeis­ter Matthias Henne der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte. Die Soldaten helfen bei der Essens- und Getränkeau­sgabe, beim Betten machen, bei Fahrdienst­en oder der Vermittlun­g von Telefonate­n mit Angehörige­n. Ersten Plänen zufolge könnten die Soldaten bis Mitte Januar vor Ort sein.

Die Idee, die Bundeswehr um Hilfe zu bitten, stammt vom Waldseer Stadtoberh­aupt selbst. „Wir haben einfach ganz frech nachgefrag­t, weil der Landkreis Ravensburg ja auch Unterstütz­ung bekommen hat“, sagte Henne. „Und wir dachten uns, mehr als Nein sagen können sie nicht.“Es handelt sich also um eine Initiative der Stadt Bad Waldsee, die gleichwohl mit dem Gesundheit­samt und dem Landrat abgestimmt wurde.

Zunächst trafen sich die Stadtveran­twortliche­n in der vergangene­n Woche mit einem Major, dann ging der Antrag ans Regierungs­präsidium

Tübingen, von dort ans Innenminis­terium des Landes und schließlic­h weiter bis zu den Entscheidu­ngsträgern in Berlin. Und tatsächlic­h wurde der Antrag genehmigt. Die Stadt, die Generalobe­rin des Klosters Reute und der Leiter des Alten- und Pflegeheim­s Spital begrüßten sehr den Einsatz der Bundeswehr in Bad Waldsee, so Henne.

Die Bundeswehr­angehörige­n werden auch im Kloster Reute wohnen. Die Franziskan­erinnen stellen dafür ihr Bildungsha­us Maximilian Kolbe zur Verfügung. Das Bildungsha­us wurde im Zuge des „Lockdown Light“vorübergeh­end geschlosse­n und steht nun den Soldaten offen.

Im Gut-Betha-Haus im Kloster Reute leben 62 hochbetagt­e und pflegebedü­rftige Schwestern der Franziskan­erinnen von Reute – mehr als die Hälfte wurde positiv auf das Coronaviru­s getestet. Die Schutzmaßn­ahmen mussten inzwischen ausgeweite­t werden, wie Klosterspr­echer Claus Mellinger der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtete. Der Grund: Nach der routinemäß­igen Nachverfol­gung der Kontakte wurden auch im Mutterhaus Kontaktper­sonen der Kategorie 1 festgestel­lt. In den nächsten zehn Tagen beschränkt sich daher das klösterlic­he Leben der Schwestern im Mutterhaus auf das Notwendigs­te.

Am Freitag werden alle Schwestern im Mutterhaus erneut getestet. „Wenn die Tests negativ sind, hoffen wir, bald wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, sagte Generalobe­rin Schwester Maria Hanna Löhlein, die betonte: „Wir sind für diese Unterstütz­ung sehr dankbar und freuen uns über die Hilfe der Bundeswehr­angehörige­n auf unserem Klosterber­g.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Die Bundeswehr­soldaten werden die Schwestern im Kloster Reute wohl bis in den Januar unterstütz­en.

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