Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburg muss bei der Kultur sparen
Weniger Geld von 2022 an – Vielleicht schon früher Kürzungen für manche Veranstalter
RAVENSBURG - Kulturschaffende haben es schwer in Corona-Zeiten. Dennoch werden einige von ihnen mittelfristig mit geringeren öffentlichen Zuschüssen rechnen müssen. In Ravensburg gibt es Kürzungen, in deutlicher Form aber erst 2022. Ausnahme: Wer geplante größere Veranstaltungen ausfallen lassen muss oder geringere Ausgaben hat, bekommt schon früher weniger Geld.
Einstimmig hat der Bildungs- und Kulturausschuss des Ravensburger Gemeinderats beschlossen, entsprechend den Entscheidungen zur Konsolidierung des städtischen Haushaltes die Zuschüsse für Kultureinrichtungen und Vereine (auch Sportvereine) von 2022 an um zehn Prozent zu kürzen. Zunächst war eine Reduzierung bereits für 2021 vorgesehen, um den Institutionen Planungssicherheit zu geben, wurde diese Entscheidung
dann aber um ein Jahr verschoben.
Betroffen sind im Kulturbereich unter anderem:
Theater Ravensburg: Zuschuss 2020 und 2021 182 800 Euro, von 2022 an 164 520 Euro
Zehntscheuer Ravensburg: Zuschuss 2020 und 2021 175 000 Euro, von 2022 an 157 500 Euro
Figurentheater Ravensburg: Zuschuss 2020 und 2021 37 000 Euro, von 2022 an 33 300 Euro
Jazztime Ravensburg: Zuschuss 2020 und 2021 30 000 Euro, von 2022 an 27 000 Euro
Milka Faschingsgesellschaft: Zuschuss 2020 und 2021 25 000 Euro, von 2022 an 22 500 Euro
Schwarze Veri Zunft: Zuschuss 2020 und 2021 18 000 Euro, von 2022 an 16 200 Euro
Ottokars Puppentheater: Zuschuss 2020 und 2021 11 700, von 2022 an keine Immobilienförderung mehr
Darüber hinaus behält sich die Stadt vor, aufgrund von coronabedingten Einschränkungen des Spieloder Veranstaltungsbetriebes und damit vielleicht verbundener Reduzierung der Aufwendungen der Vereine oder Kultureinrichtungen die Förderbeträge schon 2021, zudem aber auch 2022 zu reduzieren.
„Wir lassen trotzdem niemanden im Regen stehen“, betont Kulturamtsleiterin Verena Müller im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“: „Die Stadträte haben klargemacht, dass sie hinter unseren Kulturschaffenden stehen und sie nicht im Stich lassen werden.“Trotz Haushaltssperre sei die Vereinsförderung der einzige Bereich, in dem Geld ausgeschüttet werden dürfe, so Müller.
Das Kulturamt soll, so der Auftrag der Stadträte, die geltenden Kulturförderrichtlinien, die aus dem Jahr 2015 stammen, überarbeiten. Im Ausschuss hieß es dazu: „Dies ist insbesondere auch im Hinblick auf das zukünftige Preiskonzept der städtischen Veranstaltungshäuser Schwörsaal, Konzerthaus und Oberschwabenhalle erforderlich. Ferner sollen den Vereinen auch klare Vorgaben zum Recht der jederzeitigen
Prüfung durch die Stadt Ravensburg, zur Vorlage von Jahresberichten/Jahresabschlüssen sowie von Projektförderanträgen gemacht werden. Das Ziel ist es, die Kulturförderrichtlinien transparent zu gestalten“.
Transparenz soll es auch dahingehend geben, dass kulturelle Einrichtungen, die Fördermittel erhalten, alle drei Monate dem Kulturamt gegenüber über ihre finanzielle Situation berichten. Kulturamtsleiterin Müller: „Wir wollen so vermeiden, dass eine Schieflage entsteht. Denn wenn es wegen Corona kein Bühnenprogramm gibt, aber weiterhin die üblichen Zuschüsse fließen, dann erwirtschaftet mancher vielleicht ein riesiges Plus. Und das kann nicht sein, schließlich ist die Kulturförderung eine freiwillige Leistung der Stadt. Letztlich sind das Steuergelder.“
In Einzelgesprächen haben Veranstalter und Kulturamt daher bereits in einigen Bereichen für das laufende Corona-Jahr Zuschüsse angepasst, das heißt: gekürzt. Zwei weitere Vereine könnten davon schon bald ebenfalls betroffen sein: die Milka Faschingsgesellschaft und die Ravensburger Schwarze Veri Zunft. Denn wenn, wie angekündigt, die MilkaKampagne nur online stattfindet und die Fasnet großteils ausfällt, würden den beiden Vereinen geringere Kosten entstehen und damit Fördermittel reduziert werden.
Ein Sonderfall ist Ottokars Puppentheater. Dessen Mietvertrag im Vogthaus läuft zum 31. Dezember 2021 aus und wird aufgrund der Anschlussnutzung des Gebäudes durch die Musikschule nicht verlängert. Ottokar soll daher künftig in den Räumlichkeiten des Figurentheaters spielen. Die Mietkosten für die Gastvorstellungen von Ottokars Puppentheater im Figurentheater will die städtische Kulturförderung erstatten.