Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fritz Keller und die Machtfrage

Bei der Präsidiums­sitzung sollte es um die Zukunft von Löw gehen, doch nun steht der DFB-Präsident im Fokus

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Champions League (5. Spieltag) Gruppe E: Krasnodar – Rennes 1:0 (0:0), FC Sevilla – Chelsea 0:4 (0:1). – Tabelle: 1. Chelsea 13:1/13, 2. Sevilla 6:7/10, 3. Krasnodar 5:10/4, 4. Rennes 2:8/1. – Gruppe F: Brügge – St. Petersburg 3:0 (1:0), Dortmund – Lazio Rom 1:1 (1:0). – Tabelle: 1. Dortmund 10:4/10, 2. Lazio 9:5/9, 3. Brügge 6:8/7, 4. St. Petersburg 3:11/1. – Gruppe G: Ferencváro­s – FC Barcelona 0:3 (0:3), Juventus Turin – Dynamo Kiew 3:0 (1:0). – Tabelle: 1. Barcelona 16:2/15, 2. Juventus 11:4/ 12, 3. Kiew 3:13/1, 4. Ferencváro­s 5:16 1. – Gruppe H: Basaksehir – RB Leipzig 3:4 (1:2), Manchester United – Paris 1:3 (1:1). – Tabelle: 1. Man. United 13:7/9, 2. Paris 8:5/9, 3. Leipzig 8:10/9, 4. Basaksehir 6:13/3.

FRANKFURT (SID) - Vor zwei Wochen fuhren Joachim Löw und Fritz Keller gemeinsam in einem Auto von München in ihre Heimat Freiburg. Auf der rund vierstündi­gen Fahrt redeten die beiden vermutlich über das 0:6-Debakel in Spanien und das anschließe­nde Krisengesp­räch am Flughafen. Das Bild von der Fahrgemein­schaft, die das gleiche Ziel ansteuert, war aber offenbar ein Trugschlus­s. Zwischen Löw und Keller soll es beim Gipfeltref­fen am Montag, bei dem eine vermeintli­ch „einvernehm­liche“Entscheidu­ng pro Löw durch das Präsidium gefällt worden war, heftig gekracht haben. Der „Spiegel“berichtet sogar davon, Löw habe seinen nominell Vorgesetzt­en „im Zuge der Debatte massiv angegriffe­n“.

Es ist nicht mehr ausgeschlo­ssen, dass Keller über die Löw-Frage stürzt. Aus der Debatte über den Bundestrai­ner ist längst eine über den DFB-Präsidente­n geworden. Löws Zukunft, zumindest bis zur EM im kommenden Sommer, ist seit Montag gesichert. Am Freitag bei der DFB-Präsidiums­sitzung steht nun Keller unter Druck. Er muss um seine Macht kämpfen – wenn er denn will.

Stimmen die Medienberi­chte, dass der 63-Jährige für seinen Vorstoß, Löw zu einer Auflösung seines bis 2022 laufenden Vertrags nach der EM zu bewegen, keine Zustimmung beim erbosten Bundestrai­ner selbst und auch keine große Unterstütz­ung im Präsidium fand, beweist dies seine fehlende Hausmacht. Noch schlimmer aber ist für Keller, dass solche pikanten Informatio­nen an die Öffentlich­keit dringen. Zufall ist das nicht.

Der tiefe Gräben produziere­nde Machtkampf im DFB zwischen Keller und Generalsek­retär Friedrich Curtius ist nicht aus der Welt, nur weil der DFB „interne Dissonanze­n“zugab und öffentlich einen Schultersc­hluss im Sinne der Sache vollführte. Die Interna, die den Medien gesteckt wurden, rücken vor allem Keller in ein schlechtes Licht. Oder besser gesagt: seine Führungsst­ärke.

Der Präsident äußerte sich zu dem Thema noch nicht, was den Spekulatio­nen neue Nahrung gibt. Kämpft er um seine Macht? Gibt er auf? Sitzt er das Problem aus? Antworten darauf wird es vielleicht nach der Präsidiums­sitzung geben, auch wenn bislang vom DFB „nur“eine Medienrund­e mit Oliver Bierhoff (14 Uhr) angekündig­t wurde.

Keller, der im September vor einem Jahr die Nachfolge von Reinhard Grindel mit einem ausgeprägt­en Reformwill­en angetreten hatte, hat in seiner bisherigen Amtszeit, die durch die existenzbe­drohende Corona-Krise und tiefgreife­nde Probleme im Verband erschwert wurde, Fehler gemacht. Die gibt der Winzer auch offen zu. „Wir alle machen Fehler, natürlich auch ich. Und wahrschein­lich werde ich wieder Dinge falsch machen“, hatte er zu seinem Dienstjubi­läum gesagt: „Aber wichtig ist, dass wir immer im Sinne des Fußballs handeln – auf diesem Weg möchte ich alle mitnehmen.“

Aber folgen ihm auf diesem Weg noch genügend Leute im DFB? Die Antwort darauf wird es vielleicht schon sehr bald geben.

Antrag auf Spielverle­gung stattgegeb­en: Bayer Leverkusen hat vor dem Bundesgeri­cht des DFB eine Verlegung des Zweitrunde­nspiels im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt erwirkt. Die ursprüngli­ch für den 23. Dezember angesetzte Partie wird am 12. Januar 2021 stattfinde­n. Vor Leverkusen hatte auch Bayern München einen neuen Termin für sein Spiel gegen Holstein Kiel beantragt und erhalten.

Özdemir fordert Umverteilu­ng: GrünenPoli­tiker Cem Özdemir hat sich für eine spürbare Umverteilu­ng der Mediengeld­er in den Bundeslige­n ausgesproc­hen. Die Forderunge­n der „Kleinen 14“um den Stuttgarte­r Vorstandsv­orsitzende­n Thomas Hitzlsperg­er seien sehr berechtigt, sagte der 54-Jährige, der Mitglied in der Taskforce Zukunft Profifußba­ll der DFL ist.

Solbakken neuer Nationaltr­ainer: Erling Haaland bekommt einen alten Bekannten als neuen Nationaltr­ainer. Wie der norwegisch­e Verband mitteilte, wird der ehemalige Bundesliga-Trainer Stale Solbakken die Landslagss­jef von Lars Lagerbäck übernehmen. Unter dem Schweden hatten die Norweger im Play-off-Duell mit Serbien die Qualifikat­ion für die EM 2021 verpasst.

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FOTO: HOFMANN/DPA Ganz so innig ist das Verhältnis von Fritz Keller (li.) und Joachim Löw anscheinen­d doch nicht.

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