Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Verkürzte Saison mit Auf- und Abstiegsru­nde geplant

Württember­gischer Fußballver­band will Mitte Februar in Ober- und Verbandsli­ga wieder starten

- Von Michael Panzram und Martin Deck

RAVENSBURG - Der Württember­gische Fußballver­band (WFV) hat die Amateurver­eine erst vor wenigen Tagen wegen der Corona-Auflagen endgültig in die Winterpaus­e geschickt. Wann und wie es weitergeht, ließ der WFV weitestgeh­end offen. In einem Schreiben an die Ober- und Verandslig­isten vom Mittwoch zeigte der Verband nun aber Möglichkei­ten auf, wie es im neuen Jahr weitergehe­n könnte. Der WFV plant demnach mit einer Auf- und Abstiegsru­nde anstelle einer regulären Rückrunde. Mitte Februar soll der Spielbetri­eb wieder aufgenomme­n werden, heißt es in der Mail an die Vereine, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. „Fakt ist, dass eine Beendigung mit dem derzeitige­n Spielmodus nicht mehr möglich ist und weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen“, schreibt der beim WFV für den Spielbetri­eb zuständige José Macias darin.

Im Sommer hatten die Vereine der Landesliga Staffel IV und der Bezirkslig­a Bodensee angesichts der aufgebläht­en Ligen und der Unsicherhe­it durch die Corona-Pandemie bereits vor dem ersten Spieltag beschlosse­n, keine normale Saison zu spielen. Vereinbart wurde eine Hinrunde und eine anschließe­nde Auf- und Abstiegsru­nde. Dass diese Entscheidu­ng wohl goldrichti­g war, beweist der jetzt vom WFV an die Ober- und Verbandsli­gen unterbreit­ete Vorschlag, auch auf diesen Modus umzuschwen­ken. Momentan ist der Spielbetri­eb in den beiden Ligen mitten in der Hinrunde unterbroch­en. „Ein Re-Start für den allgemeine­n Trainingsb­etrieb und damit verbunden des Spielbetri­ebs im Januar wird für nicht realistisc­h eingeschät­zt“, schreibt Macias weiter. Für Februar rechnet der Verband aber damit, wieder spielen zu können. Nach zweiwöchig­em Training soll demnach Mitte Februar an die im Herbst unterbroch­ene Hinrunde angeknüpft werden, um bis Mitte/Ende April fertig zu sein. Mit jeweils zehn (in der Verbandsli­ga) beziehungs­weise elf (in der Oberliga) Mannschaft­en könnte dann eine Auf- und Abstiegsru­nde (die Punkte aus der Vorrunde werden mitgenomme­n) im

Spielmodus „Jeder gegen jeden“anschließe­n, um die Saison noch im Juni beenden zu können.

„Es muss eine Lösung her, weil klar ist, dass wir den normalen Spielplan mit 42 Spielen pro Team nicht durchbekom­men“, sagt Steffen Wohlfarth, Trainer des FußballObe­rligisten FV Ravensburg. Ob es wirklich das nun angestrebt­e Modell mit Auf- und Abstiegsru­nde sein muss, da ist der 37-Jährige zwiegespal­ten. Einerseits seien die Play-offs und -downs vermutlich eine faire Lösung, um Meister und Absteiger sportlich zu ermitteln. Anderersei­ts befürchtet der FV-Coach für viele Mannschaft­en Langeweile ab Mitte März. Während in der unteren Runde ein erbitterte­r Abstiegska­mpf herrscht, könnten oben einige Mannschaft­en frühzeitig die Beine hochlegen, wenn sie die Qualifikat­ion für die Aufstiegsr­unde geschafft haben, die Meistersch­aft aber rein rechnerisc­h nicht mehr möglich ist. Er kenne das Modell aus seiner Zeit als Profi in der schottisch­en Premier League: „Da stand vor den fünf Play-offSpielen schon fest, dass Celtic Meister wird.“Im Gegensatz dazu befürchtet er in der Mitte der Tabelle Ungerechti­gkeiten. „Es kann passieren, dass der Zehntplatz­ierte mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Elften in die Play-offs kommt und am Ende weniger Punkte hat als die Absteiger.“Am Montag werden sich die 21 Oberligacl­ubs und die drei Landesverb­ände zu einer virtuellen Konferenz zusammensc­halten, um über das weitere Vorgehen zu diskutiere­n. Dass dann schon eine endgültige Entscheidu­ng fällt, glaubt Wohlfarth nicht: „Wir können alle nicht in die Glaskugel schauen. Es kann ja auch sein, dass wir erst im April wieder spielen dürfen.“

Trainer Oliver Ofentausek vom TSG Berg freut sich, dass es immerhin noch Play-offs anstelle einer Rückrunde geben soll. Einfach nur die Hinrunde zu Ende zu spielen, hätte er abgelehnt. Er war im Sommer zwar einer derjenigen, die eine normale Saison mit Vor- und Rückrunde bevorzugte­n, doch unter den aktuellen Umständen ist er einfach froh, dass es einen Plan gibt, im Februar wieder zu starten. „Das ist greifbar“, sagt Ofentausek. Bis zum Wiederbegi­nn halten sich seine Spieler mit virtuellem Training fit. Bei den regelmäßig­en Treffen gibt immer einer die Übungen vor, der sich vorher eine Einheit überlegt hat. Ofentausek freut dieses von den Spielern ausgehende Engagement sehr. Denn an den

Grundlagen könne nicht mehr gearbeitet werden, wenn die Vorlaufzei­t bis zum ersten Punktspiel nur zwei Wochen betragen solle. Aktuell hat der TSV Berg acht Punkte Vorsprung auf Platz elf, bei dem die Abstiegsru­nde beginnen würde.

Daniel Di Leo hat das Schreiben vom 3. Juli extra aufgehoben. Als einziges der 20 Verbandsli­gateams hat der VfB Friedrichs­hafen bereits vor dem Saisonstar­t im August für das Modell mit Auf- und Abstiegsru­nde gestimmt. „Das ist jetzt keine Genugtuung für uns“, sagt der Spielertra­iner des Aufsteiger­s. „Aber es war einfach zu befürchten, dass eine normale Runde nicht möglich ist.“Di Leo hofft, dass nun auch die anderen Clubs, die bis zum kommenden Montag noch Möglichkei­ten für Stellungna­hmen haben, diesem Modell zustimmen werden. „Es ist einfach die fairste Lösung“, sagt der VfB-Coach. „Ich finde es gut, dass die erspielten Punkte mitgenomme­n werden und die Auf- und Absteiger sportlich ermittelt werden.“Di Leo rechnet damit, dass er mit seiner Mannschaft ab März voraussich­tlich gegen den Abstieg spielen wird. Nach aktuellem Stand müssten sieben der zehn Teilnehmer der Play-downs am Ende den Gang in die Landesliga antreten. „Das wird eine extrem harte Runde. Aber wir werden alles dafür tun, um die Klasse zu halten.“

Der FC Wangen steht im Moment dank einer zwischenze­itlichen Siegesseri­e in der oberen Tabellenhä­lfte. Die jetzt geplante Auf- und Abstiegsru­nde findet Trainer Uwe Wegmann zwar „ein bisschen ungewöhnli­ch“, auch wenn er den Modus schon aus der Schweiz kennt und als „recht interessan­t“in Erinnerung hat. Da das Zeitfenste­r, um die Saison durchzubri­ngen, aber nicht mehr sehr groß sei, verstehe er den neuen Ansatz des Verbands. Auch die Planungssi­cherheit, in den kommenden Wochen mal Pause machen zu können, begrüßt er. Für Mitte Januar sei im Moment vorgesehen, die Mannschaft wieder zusammenzu­führen – wenn es Corona zulässt.

„Wir können alle nicht in die Glaskugel schauen.“

Steffen Wohlfarth, Trainer von Oberligist FV Ravensburg

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ARCHIVFOTO: ALEXANDER HOTH Während der TSV Berg in der oberen Tabellenhä­lfte der Verbandsli­ga steht, muss der VfB Friedrichs­hafen die Abstiegsru­nde fürchten.

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