Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hoffnung auf den Anfang vom Ende der Geschichte
Einen feinen Sinn für Ironie scheinen die Verantwortlichen ja zu haben: Ausgerechnet dort, wo fast das gesamte Jahr über selbst ernannte „Querdenker“bei ihren Demos die Mär vom wahlweise harmlosen bis frei erfundenen Coronavirus verbreiteten, entsteht jetzt das Impfzentrum für den Landkreis Ravensburg. Am 15. Januar also sollen auch in der Ravensburger Oberschwabenhalle die ersten Schritte zum Anfang vom Ende der Pandemie eingeläutet werden. 800 Menschen sollen dann täglich geimpft werden, an sieben Tagen der Woche, von morgens früh bis abends spät.
Dafür braucht es noch eine gewaltige Kraftanstrengung, vor allem auch beim Personal. Aus den Krankenhäusern alleine kann das nicht kommen, die Mitarbeiter dort sind derzeit wieder am Anschlag. So meldete die OSK in Ravensburg diese Woche einen neuen Höchststand bei den Corona-Patienten im EK. Schon bittet das Land deshalb darum, dass sich Ärzte melden, die sich in einem Impfzentrum engagieren möchten. Gespräche mit Hilfsorganisationen laufen, auch für medizinische Fachkräfte und freiwillige Helfer soll es Einsatzpläne geben. Und dann – traurig genug – wird es auch noch Sicherheitsdienste rund um die Uhr geben müssen, denn Impfzentren gelten als gefährdete Einrichtungen.
Ob die Pandemie bis Ende Juli so weit eingedämmt werden kann, dass wieder ein normales Leben, einschließlich größeren Veranstaltungen, möglich sein wird, kann derzeit niemand verlässlich sagen. Und damit bleibt vorerst auch offen, ob Ravensburg 2021 wieder sein Rutenfest feiern kann – vielleicht in einer etwas abgespeckten Form. Die Hoffnung jedenfalls haben Stadt und Rutenfestkommission nicht aufgegeben, notfalls wollen die Verantwortlichen auch kurzfristig etwas auf die Beine stellen. Wie diese Verantwortlichen dann heißen werden, steht auch noch nicht fest. Im Frühjahr wird es Neuwahlen bei der RFK geben. Dass diese spannender werden dürften als die derzeit noch laufende außerordentliche Kassenprüfung, hängt wiederum mit dem Coronavirus, den selbst ernannten „Querdenkern“und ihren Demonstrationen auf dem Platz vor der Oberschwabenhalle zusammen. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt, ihr Ende noch nicht.
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Deutlich lieber als über diese Art von Querdenkern berichten wir über Menschen mit Zivilcourage und Verantwortungsbewusstsein. Beispielsweise über die drei jungen Männer, die dieser Tage für ihr Einschreiten von der Polizei geehrt wurden. Es geht dabei in keinem Fall um einen Helden, der sich einem Messerstecher in den Weg stellt, sondern um vermeintlich unspektakuläres Einschreiten: Achtgeben auf andere, den Mund zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle aufmachen. Zur Nachahmung empfohlen!