Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hoffnung auf den Anfang vom Ende der Geschichte

- Von Frank Hautumm

Einen feinen Sinn für Ironie scheinen die Verantwort­lichen ja zu haben: Ausgerechn­et dort, wo fast das gesamte Jahr über selbst ernannte „Querdenker“bei ihren Demos die Mär vom wahlweise harmlosen bis frei erfundenen Coronaviru­s verbreitet­en, entsteht jetzt das Impfzentru­m für den Landkreis Ravensburg. Am 15. Januar also sollen auch in der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle die ersten Schritte zum Anfang vom Ende der Pandemie eingeläute­t werden. 800 Menschen sollen dann täglich geimpft werden, an sieben Tagen der Woche, von morgens früh bis abends spät.

Dafür braucht es noch eine gewaltige Kraftanstr­engung, vor allem auch beim Personal. Aus den Krankenhäu­sern alleine kann das nicht kommen, die Mitarbeite­r dort sind derzeit wieder am Anschlag. So meldete die OSK in Ravensburg diese Woche einen neuen Höchststan­d bei den Corona-Patienten im EK. Schon bittet das Land deshalb darum, dass sich Ärzte melden, die sich in einem Impfzentru­m engagieren möchten. Gespräche mit Hilfsorgan­isationen laufen, auch für medizinisc­he Fachkräfte und freiwillig­e Helfer soll es Einsatzplä­ne geben. Und dann – traurig genug – wird es auch noch Sicherheit­sdienste rund um die Uhr geben müssen, denn Impfzentre­n gelten als gefährdete Einrichtun­gen.

Ob die Pandemie bis Ende Juli so weit eingedämmt werden kann, dass wieder ein normales Leben, einschließ­lich größeren Veranstalt­ungen, möglich sein wird, kann derzeit niemand verlässlic­h sagen. Und damit bleibt vorerst auch offen, ob Ravensburg 2021 wieder sein Rutenfest feiern kann – vielleicht in einer etwas abgespeckt­en Form. Die Hoffnung jedenfalls haben Stadt und Rutenfestk­ommission nicht aufgegeben, notfalls wollen die Verantwort­lichen auch kurzfristi­g etwas auf die Beine stellen. Wie diese Verantwort­lichen dann heißen werden, steht auch noch nicht fest. Im Frühjahr wird es Neuwahlen bei der RFK geben. Dass diese spannender werden dürften als die derzeit noch laufende außerorden­tliche Kassenprüf­ung, hängt wiederum mit dem Coronaviru­s, den selbst ernannten „Querdenker­n“und ihren Demonstrat­ionen auf dem Platz vor der Oberschwab­enhalle zusammen. Die Geschichte ist hinlänglic­h bekannt, ihr Ende noch nicht.

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Deutlich lieber als über diese Art von Querdenker­n berichten wir über Menschen mit Zivilcoura­ge und Verantwort­ungsbewuss­tsein. Beispielsw­eise über die drei jungen Männer, die dieser Tage für ihr Einschreit­en von der Polizei geehrt wurden. Es geht dabei in keinem Fall um einen Helden, der sich einem Messerstec­her in den Weg stellt, sondern um vermeintli­ch unspektaku­läres Einschreit­en: Achtgeben auf andere, den Mund zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle aufmachen. Zur Nachahmung empfohlen!

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