Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Landesregierung soll Kiesabbau prüfen
Petitionsausschuss in Stuttgart bittet die Ministerien, die Sache unter die Lupe zu nehmen
Über ein Ärztehaus auf dem Baindter Dorfplatz wollte Bürgermeisterin Simone Rürup nicht reden – es soll mehr „ein Haus für gesundheitliche Dienstleistungen“sein. Das ist ein Universitätsklinikum ja auch. Somit wird Baindt zum Pilgerort für alle Kranken der Region, wird nebenbei zum Kurort erhoben, und obendrein ist ein Problem definitiv gelöst: die Belebung des Dorfplatzes.
KREIS RAVENSBURG - Bei einer Enthaltung hat der Petitionsausschuss des baden-württembergischen Landtages entschieden, dass der umstrittene Kiesabbau bei Vogt von der Landesregierung geprüft werden soll. Der Beschluss wurde am Donnerstagnachmittag in Stuttgart gefällt. Damit kommt wieder Bewegung in die Sache. Der Ausgang ist aber nach wie vor offen.
Der Verein Natur- und Kulturlandschaft Altdorfer Wald hatte bereits im Sommer 2019 eine Petition eingereicht, die fordert, vom geplanten elf Hektar großen Kiesabbaugebiet in der Nähe des Vogter Teilortes Grund Abstand zu nehmen. Dort hat das Unternehmen „Meichle und Mohr“ein Gebiet gepachtet und möchte Kies abbauen. Dagegen gibt es aber schon seit Jahren Widerstand von Bürgern und Kommunen. Im Juli besuchte eine Delegation des Petitionsausschusses des Landtages Vogt und sprach mit allen Beteiligten. Jetzt wurde die Sache in Stuttgart verhandelt. Damit hat der Verein Altdorfer Wald einen Teilerfolg erzielt.
„Der Ausschuss ist meinem Beschlussvorschlag gefolgt“, berichtet die Vorsitzende des Ausschusses, Petra Krebs. Sie ist Landtagsabgeordnete der Grünen aus Wangen. Der Beschluss sieht vor, das Material an die Landesregierung weiterzureichen. Dazu wird es einen Bericht von Petra Krebs geben. Darin soll eine Aufforderung enthalten sein, die strittigen Punkte des RegionalplanEntwurfs erneut zu prüfen. Dazu gehören vor allem Umweltthemen wie die Wasser-, aber auch die Verkehrsproblematik und der Landschaftsschutz (Waldburger Rücken). Dass das Thema Kiesabbau im Altdorfer
Wald in Stuttgart mittlerweile Beachtung gefunden hat, zeige auch, dass sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei Petra Krebs erkundigt habe. Nicht zuletzt zeigt der breite Widerstand gegen das Vorhaben, der auch von Gemeinderäten mitgetragen wird, welche Dimension die Diskussion angenommen hat. Auch im Kreistag war es schon mehrfach Thema. Es sei auch allen klar, so Krebs, dass der Kiesabbau im Altdorfer Wald nicht einfach vom Tisch gekehrt werden kann.
Während der breiten Diskussion und auch beim Vororttermin im Juli sei klar geworden, dass es viele Punkte gibt, die man sich noch mal genau anschauen müsse, erklärt Krebs. „Mir geht es in der Sache stark um Natur- und Wasserschutz“, sagt sie. Wichtig sei ihr aber auch, dass deutlich wurde, dass der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben unter Direktor Wilfried Franke ordentlich gearbeitet habe. Der Regionalverband erstellt den Regionalplan, in dem auch die Kiesabbaugebiet ausgewiesen werden. Der Regionalplan stellt für die Entwicklung der Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und den Bodenseekreis das zentrale Instrument dar.
So sei der Beschluss ein guter Kompromissvorschlag. Das verschaffe dem Landkreis Zeit, die Machbarkeitsstudie für einen Naturpark und ein Biosphärengebiet ausarbeiten zu lassen. Zudem wird geprüft, ob ein Landschaftsschutzgebiet auf dem Waldburger Rücken ausgewiesen werden kann.
rund um das Thema Kiesabbau gibt es unter der Adresse www.schwäbische.de/kiesabbau