Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Feuer mit dem griechischen Gladiator
Der VfB bleibt trotz des 1:3 gegen Bayern guter Dinge und peilt in Bremen einen Befreiungssieg an
Hertha gewinnt Hauptstadt-Derby: Ausgerechnet im Berliner Derby bei Hertha BSC hat Union Berlin die erste Niederlage seit Mitte September kassiert. Die Überraschungsmannschaft aus Köpenick verlor am Freitagabend im Olympiastadion des Lokalrivalen. Taiwo Awoniyi (20.) brachte Union zunächst in Führung, sein Teamkollege Robert Andrich sah wenig später nach einem Foulspiel die Rote Karte (23.). Peter Pekarik (51.) und Krzysztof Piatek (74. und 77.) drehten in der zweiten Halbzeit das Spiel zum ersten HerthaHeimsieg dieser Saison.
Weitere Corona-Fälle in Heidenheim: Die Zahl der Corona-Fälle beim 1. FC Heidenheim nimmt vor dem Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth am Samstag (13 Uhr/Sky) zu. Gianni Mollo und Julian Stark seien positiv getestet worden, teilte der FußballZweitligist am Freitag mit. Kevin Ibrahim, Jonas Föhrenbach und Melvin Ramusovic sind weiterhin in Quarantäne. Alle anderen Spieler seien dagegen negativ getestet worden, sodass die Partie stattfinden könne, hieß es.
STUTTGART - Lange wollte sich VfBTrainer Pellegrino Matarazzo nicht mehr aufhalten mit dem 1:3 gegen den FC Bayern am letzten Wochenende im sicher beeindruckendsten Stuttgarter Spiel der Hinrunde, das mit mehr Cleverness und Erfahrung auch ein 3:1 hätte sein können. „Es war nicht so, dass wir nicht effizient waren – die Bayern waren einfach extrem effizient, wie eine Spitzenmannschaft eben“, sagte Matarazoo und ging dann doch auf die Abwehrfehler ein: „Bei zwei Toren ziehen Gegenspieler (Coman und Costa, d. Redaktion) nach innen auf ihren starken Fuß und schließen auf den kurzen Pfosten ab. Das kann man theoretisch verteidigen, wenn man sagt: Der Verteidiger deckt den kurzen Pfosten ab, der Torhüter konzentriert sich aufs lange Eck. Wir haben das Thema auch angesprochen, aber nicht trainiert, weil es sehr komplex ist und extrem aufwendig zu lernen, das passt nicht in einen Wochenrhythmus rein“, sagte der Trainer. „Und beim Schuss zum 2:1 von Lewandowski hätte Marc-Oliver Kempf früher stören müssen.“
Viel lieber wollte der Trainer über das Positive reden: „Wir haben gesehen, dass wir jedem Gegner gefährlich werden können – wenn wir unsere Energie und Intensität auf den Platz bekommen. Wenn wir so weiterspielen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder dreifach punkten.“Am liebsten soll die Serie von vier Remis und einer Niederlage bereits am Sonntag (15.30 Uhr) bei Werder Bremen beendet werden in einem Auswärtsspiel, das es laut Matarazzo eigentlich nicht mehr gibt in der Corona-Zeit. „Ohne Zuschauer hat die
Heimmannschaft nur noch kleine Vorteile, sie kennt den Platz, hat keine Reisestrapazen. Aber inzwischen fährt man zu einem Auswärtsspiel mit dem Ziel, es auch zu gewinnen.“
Die Voraussetzungen seien günstig. Die Mannschaft zeige nach wie vor Feuer im Training, sagte Matarazzo, der den von Arsenal ausgeliehenen Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos hervorhob. Auf die Frage des SZ-Reporters, wie wichtig der 1,92Meter-Mann für die Abwehr sei, wurde der Coach fast pathetisch: „Er ist unser griechischer Gladiator. Er ist ein Monster, was die Physis angeht. Er ist schnell, er ist hart im Zweikampf, und ich mag auch seine Emotionen im Training und im Spiel. Wenn er einen Fehler macht, dann brummelt er vor sich hin, irgendwelche griechischen Schimpfwörter, das gefällt mir gut. Er ist ein harter Hund, und es freut mich, dass wir einen solchen Mann haben.“Wie groß allerdings die Chancen sind, den Griechen, der mindestens fünf Millionen Euro Ablöse kosten dürfte, fest zu verpflichten oder erneut auszuleihen, darüber wollte Matarazzo keine Auskunft geben.
Tatsache ist: Das Kaderkarussell beim VfB dreht sich weiter. Innenverteidiger Marcin Kaminski (28) etwa, zuletzt auf dem Abstellgleis, könnte den Club bereits im Winter verlassen, Junioren-Nationalspieler Jakov Suver (17) dürfte ihn ersetzen. Und für Torjäger Nicolas Gonzalez bietet Zenit St. Petersburg angeblich 30 Millionen Euro, eine Summe, bei der der VfB schwach werden könnte. In Bremen wird der Argentinier weiter ausfallen. Er habe nach seinem Innenbandriss noch zu große Schmerzen, sagte Matarazzo, „die werden ihn auch noch eine Weile begleiten“.