Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lawinengefahr in den Alpen
Höchste Warnstufe in Osttirol – Stromausfälle durch Neuschnee
BOZEN/INNSBRUCK (dpa/AFP) Große Neuschneemengen haben in Teilen der Alpen zu erheblichen Verkehrsproblemen und höchster Lawinengefahr geführt. Betroffen war auch der Brennerpass zwischen Österreich und Italien. Dort waren Zugverbindungen unterbrochen und auch die Autobahn teilweise gesperrt. In ganz Südtirol gebe es viele Stromausfälle, teilte der Zivilschutz mit. Rund 1400 Feuerwehrleute waren seit Sonntagfrüh im Einsatz.
In Osttirol in Österreich wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Es sei mit spontanen Lawinen, „vereinzelt auch extrem großen“zu rechnen, so die Behörden.
In Prägraten am Großvenediger in Österreich ging am Samstag ein Schneebrett ab, wie die Polizei mitteilte. Vier Häuser und ein Fahrzeug wurden beschädigt. Niemand wurde verletzt. Etwa 100 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Die Schneemassen brachen auch in einen Schafstall und türmten sich in einem Gasthaus. Die Menschen wurden aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. In Tirol waren am Sonntag rund 3500 Haushalte ohne Strom, nachdem Bäume auf Stromleitungen gefallen waren. Generell waren in Österreich viele Bergstraßen nur mit Schneeketten befahrbar oder überhaupt gesperrt, darunter der Plöckenpass oder die Zufahrt ins Lesachtal in Kärnten. Die Lage sollte sich nur langsam entspannen. Auch am Sonntag wurde regional mehr als ein Meter Neuschnee erwartet.
Nach einer Datenauswertung lagen die 24-Stunden-Neuschneemengen in einigen Gebieten im Rekordbereich: In Umhausen im Ötztal schneite es von Samstag auf Sonntag rund 80 Zentimeter, der Tagesrekord lag dort bei 45 Zentimetern im Oktober
2013. Auch am Brenner lag der Wert mit 90 Zentimetern Neuschnee fast auf Rekordniveau.
In der Schweiz machte der Schnee unter anderem der Matterhorn Gotthard Bahn zu schaffen. Die Bahn meldete am Sonntag auf Twitter eine Streckenunterbrechung zwischen Andermatt und Sedrun. Für Skitouren, Freeriden und Schneeschuhwanderungen abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse kritisch. In einigen Regionen kam es zu Überschwemmungen durch geschmolzenen Schnee.
In der norditalienischen Region Venetien war die Feuerwehr rund um die Uhr im Einsatz und rückte mehr als 400-mal aus. In der Dolomiten-Gegend um Belluno türmte sich der Schnee meterhoch, Stromtrassen wurden beschädigt. Die Behörden warnten vor der Gefahr von Schlammlawinen aufgrund des schlechten Wetters. In Modena in der nördlichen Emilia-Romagna trat der Fluss Panaro über die Ufer und sorgte für Evakuierungen. Die Bewohner der betroffenen Gebiete waren gezwungen, in die höheren Stockwerke ihrer Häuser zu flüchten. Auch der Fluss Po, die Hauptwasserader im Norden Italiens, stieg binnen 24 Stunden um 2,5 Meter an.
Auch auf der größten Baleareninsel Mallorca ist der Winter inzwischen angekommen. Der Gipfel des Puig Major im Tramuntana-Gebirge, mit 1445 Metern der höchste der derzeit touristenleeren spanischen Urlaubshochburg, war am Wochenende laut Medienberichten mit einer vier bis fünf Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt. In der Nacht auf Samstag habe es erstmals richtig heftig geschneit, berichtete die „Diario de Mallorca“. Die Schneegrenze sank auf 850 bis 900 Meter.