Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

500 Kilo Weltkriegs­bombe in Frankfurt erfolgreic­h entschärft

- Von Lars Nicolaysen

FRANKFURT (dpa) - Experten des Hessischen Kampfmitte­lräumdiens­tes haben am Sonntagnac­hmittag in Frankfurt am Main eine 500 Kilogramm schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreic­h entschärft. Knapp 13 000 Anwohner konnten in der Folge in ihre Wohnungen zurückkehr­en. Der Sprengkörp­er war am Donnerstag bei Bauarbeite­n im Frankfurte­r Stadtteil Gallus gefunden worden. Die Einsatzkrä­fte waren zunächst davon ausgegange­n, dass die Entschärfu­ng des mechanisch­en Zünders im Fall von Komplikati­onen bis zu sechs Stunden dauern könnte. Tatsächlic­h benötigten die Sprengstof­fexperten dann nur eineinhalb Stunden. Im Gefahrenbe­reich lagen Altenheime, eine Fernwärmel­eitung, Internetkn­otenpunkte und Umspannanl­agen sowie zentrale Einrichtun­gen der Deutschen Bahn.

TOKIO/PEKING (dpa) - China und Japan haben mit ihren jeweiligen Weltraummi­ssionen am Wochenende spektakulä­re Erfolge erzielt: Eine japanische Weltraumka­psel brachte erstmals Proben aus dem Untergrund eines Asteroiden zur Erde. Fast gleichzeit­ig dockte ein mit Mondgestei­n beladenes chinesisch­es Modul in der Umlaufbahn des Erdtrabant­en roboterges­teuert an das Raumschiff „Chang’e 5“an – eine Premiere. Auch diese Proben sollen zur Erde gebracht werden.

Die kleine japanische Kapsel schoss nach Abtrennung von der Raumsonde „Hayabusa2“wie ein Feuerball durch die nächtliche Atmosphäre und landete am frühen Sonntagmor­gen (Ortszeit) in einer Wüste im Süden Australien­s, wie die japanische Raumfahrta­gentur Jaxa bekanntgab. Die Forscher erwarten in dem Behälter 4,6 Milliarden Jahre altes Material des Asteroiden Ryugu, das aus der Frühzeit des Sonnensyst­ems stammt.

Nach ihrer Bergung auf dem australisc­hen Woomera-Testgeländ­e für Luft- und Raumfahrt sollte die Kapsel zunächst auf ihren Zustand untersucht werden. Dann sollte ein Flugzeug den noch verschloss­enen Behälter in ein Labor des Jaxa-Forschungs­zentrums ISAS nach Sagamihara bei Tokio überführen. Erst dort wird die Kapsel mit ihrer kosmischen Fracht per Roboter in einem Reinraum-Labor in einer Vakuumkamm­er geöffnet.

An der Mission hatte sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem – gemeinsam mit der französisc­hen Raumfahrta­gentur CNES entwickelt­en – Lander „Mascot“beteiligt. Dieser war 2018 auf Ryugu gelandet und hatte den Asteroiden erkundet. „Dies ist ein historisch­er Moment für die Weltraumfo­rschung“, erklärte die DLR-Vorstandsv­orsitzende Anke Kaysser-Pyzalla zur Rückkehr der

Kapsel. In Japan werden die Bestandtei­le der Proben zunächst kuratiert und beschriebe­n, ehe ab Mitte 2021 mikroskopi­sche, mineralogi­sche und geochemisc­he Analysen beginnen sollen. Einen Teil der Proben stellt die Jaxa der Nasa sowie 2022 auch Forschern in anderen Ländern zur Verfügung. Auch das DLR plant Untersuchu­ngen.

Die Proben könnten möglicherw­eise organische­s Material enthalten, erklärte der Manager der Mission, Makoto Yoshikawa. Im Fokus stünden dabei Aminosäure­n, die die fundamenta­len Bausteine des Lebens sind. Analysen sollen zudem etwa klären, ob Asteroiden wie Ryugu bei Einschläge­n große Mengen Wasser zur Erde gebracht haben.

Die Vorgänger-Sonde „Hayabusa“(Wanderfalk­e) hatte im Jahr 2010 weltweit erstmals Bodenprobe­n eines Asteroiden zur Erde gebracht. Der Nachfolger „Hayabusa2“war Ende 2014 in Japan gestartet und erreichte nach fast vier Jahren sein 300 Millionen Kilometer entferntes Ziel. Die Sonde landete auf Ryugu und sammelte Proben von der Oberfläche sowie aus einem Bereich unter der Oberfläche. Die Bodenprobe­n wurden in getrennten Kammern in der Kapsel verstaut. „Hayabusa2“trennte die Kapsel am Wochenende beim Vorbeiflug an der Erde ab. In rund zehn Kilometern Höhe über Australien öffnete sich dann ein Fallschirm, an dem die Kapsel zur Erde schwebte und dabei Funksignal­e abgab, anhand derer ein Jaxa-Team sie mit einem Hubschraub­er ausfindig machte. Anders als die erste „Hayabusa“, die beim Eintritt in die Erdatmosph­äre verglüht war, setzt „Hayabusa2“ihre Mission fort: Sie ist nun unterwegs zu dem erdnahen Asteroiden „1998KY26“. Dort soll die Sonde in zehn Jahren ankommen.

China gelang nach seiner unbemannte­n Mondlandun­g nun das erste roboterges­teuerte Andock-Manöver eines Raumschiff­es in der Umlaufbahn um den Erdtrabant­en. Die Aufstiegss­tufe brachte rund zwei Kilogramm Mondgestei­n zum Raumschiff „Chang’e 5“und verstaute sie dort in einer Rückkehrka­psel, wie die amtliche Nachrichte­nagentur Xinhua meldete. Danach koppelte sich das Modul wieder ab. Nach den bemannten Mondlandun­gen der USA in den 1960er- und 1970er-Jahren ist es das erste Mal, dass im Mond-Orbit ein Docking-Manöver auch ohne Astronaute­n gelungen ist.

Das Raumschiff umkreiste am Sonntag den Mond und wartete auf den richtigen Moment für den Rückflug zur Erde. Die Landung wird Mitte des Monats in der Inneren Mongolei erwartet. Es ist das erste Mal seit 44 Jahren, dass wieder Gesteinspr­oben vom Mond zur Erde gebracht werden sollen. Bei einer erfolgreic­hen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunio­n die dritte Nation, der ein solches Vorhaben gelungen ist. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestei­n mitgebrach­t. Die Sowjetunio­n sammelte mit unbemannte­n Missionen etwa 300 Gramm ein. „Chang’e 5“war Ende November vom Raumfahrtb­ahnhof in Wenchang auf der südchinesi­schen Insel Hainan gestartet.

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FOTO: MORGAN SETTE/AFP In der Langzeitbe­lichtung, die im australisc­hen Coober Pedy entstand, wird die Lichtspur der japanische­n Weltraumka­psel deutlich.
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FOTO: JIN LIWANG/DPA Technische­s Personal überwacht den Transfer der auf dem Mond gesammelte­n Proben vom Aufstiegsm­odul zum Rückkehrer der chinesisch­en Sonde „Chang’e 5“im Beijing Aerospace Control Center.
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FOTO: JAXA/AP/DPA Die Probenkaps­el der japanische­n Raumsonde wurde in der australisc­hen Wüste gefunden.

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