Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Anwohner im Burach haben ein erweitertes Nahversorgungsangebot
Arslan’s Lebensmittel hat sich vergrößert und zieht auch Kunden aus Weingarten an – Regionale Waren geschätzt – Viele wollen nicht in Discounter
RAVENSBURG - Welche Rolle spielt eine gute Nahversorgung? Erhan Arslan, Inhaber von Arslan's Lebensmittel, hat bereits im Januar 2020 das Lebensmittelgeschäft der Familie Arnegger im Ravensburger Wohngebiet Burach übernommen und will in Zukunft auf sein Konzept „frisch, regional, nah“setzen. Er glaubt, dass eine Nahversorgung wichtig ist und auch kleinere Geschäfte neben großen Discountern bestehen können.
Arslan vergrößerte seine Ladenfläche auf 400 Quadratmeter. Auch das Sortiment wurde von ehemals 400 auf circa 7000 Artikel erweitert. So sind regionale Produkte wie beispielsweise Mehl aus der Schuler Mühle, Waldburger Schinken und Wurstwaren oder Nudeln vom Geflügelhof Lauratal erhältlich.
Der Laden bietet ein Vollsortiment an, das bedeutet, es sind Artikel von Batterien über Schreib- und Haushaltswaren bis hin zu Getränken zu finden. Auch frische Backwaren der Bäckerei Zembrod sind integriert.
„Wir finden es großartig, dass es nun eine noch größere Auswahl an
Produkten gibt und das Geschäft für uns hier so praktisch zu erreichen ist“, so ein Rentnerehepaar, das im angrenzenden Wohngebiet lebt.
Arslan berichtet, dass nicht nur Kunden vom angrenzenden Wohngebiet zum Einkaufen kommen, sondern auch vom Gebiet Vorderer Ochsen, Sonnenbüchel oder von noch weiter entfernt. Schulen wie die Martinusschule, das Bildungszentrum St. Konrad oder die Humpis-Schule
befinden sich in unmittelbarer Nähe. „Das ist nicht nur für Eltern praktisch, die vielleicht noch schnell etwas für das Mittagessen kaufen wollen, sondern auch für ältere Schüler“, so Arslan.
So wie zwei Schüler der Martinusschule, die mit Brötchen aus dem Lebensmittelgeschäft kommen. Die beiden 15- und 18-jährigen Schüler sagen, sie spazieren gerne in den Pausen hierher und holen sich eine
Kleinigkeit zu Essen. Sie schätzen die Nähe zur Schule. Dies wird auf viele der Anwohner, Eltern oder Schüler aus der Gegend zutreffen.
Arslan, der das Geschäft mit seiner Frau Juliane führt, begrüßt viele Kunden mit Namen. Auf Extrawünsche versuche der gelernte Kaufmann stets einzugehen. „Wir sind mit Herzblut dabei“, sagt er. Das kommt bei Kunden gut an: „Ich kam schon früher oft hier her zum Einkaufen. Der Laden liegt für mich praktisch, meine Kinder gehen nebenan auf die Schule, ich finde hier alles, was ich brauche“, so eine 41jährige Einkäuferin. Sie schätze zudem gerade in Zeiten von Corona das stressfreie Einkaufen im Vergleich zu großen Discountern.
Diesen Gedanken teilt sie mit einer 64-jährigen Ladenbesucherin: „Ich fühle mich derzeit in kleineren Läden wohler als in großen Discountern, das mochte ich sowieso noch nie so gerne“. Es sei eine tolle Alternative zu Geschäften in Weingarten. Parkplätze seien direkt vor der Tür, Inhaber und Verkäuferinnen seien stets freundlich, hilfsbereit und bemüht. Zum ersten Mal hingegen sind zwei Rentner aus
Weingarten im Laden. Die beiden sind mehr als 80 Jahre alt, erzählen sie stolz, und haben aus der Zeitung von der Neueröffnung erfahren. Sie wohnen im Vorderen Ochsen und sind gespannt, was es für Produkte gibt. „Ich werde nun sicher öfter her kommen, da können wir ja sogar zu Fuß hinlaufen“, so die Seniorin. „Zu Fuß erreichbar, übersichtlich, man bekommt alles, was man braucht, was will man mehr“? Eine Nahversorgung gewinne für sie zunehmend an Bedeutung, nicht nur wegen Corona, sondern auch aus praktischen Gründen.
Erst Mitte Oktober schloss der Nahkauf in Weingarten, nur wenige Wochen zuvor Schuh Lebensmittel, ebenfalls in Weingarten, was viele der Anwohner in diesen Gebieten zutiefst bedauerten. Nicht nur, aber auch gerade in Zeiten von Corona bevorzugen scheinbar einige Bürger ein kleineres, persönlicheres Einkaufsumfeld. Viele der Befragten sind sich sicher, dass ein mit Leidenschaft geführtes Lebensmittelgeschäft neben Discountern bestehen kann und dass eine gute Nahversorgung zur Lebens- und Wohnqualität beiträgt.
Zum Artikel „Blutritt Weingarten: Blutfreitag öffnet sich für Frauen“(SZ vom 25. November):