Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die gute Seele des Ravensburg­er Eishockeys

Zum Tod von Klaus Nußbaumer – Bei allen beliebt und immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Trauer beim EV Ravensburg und den Ravensburg Towerstars: Klaus Nußbaumer ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Wenn es seit den 1960er-Jahren um Eishockey in Ravensburg ging, dann kam man am Namen Klaus Nußbaumer nicht vorbei. Rund zehn Jahre lang stand er als Verteidige­r des EVR auf dem Eis. Kurzzeitig war Nußbaumer Trainer der ersten Mannschaft – bis vor wenigen Jahren arbeitete er im Management in der Geschäftss­telle der Towerstars.

Nußbaumer war immer zur Stelle, wenn er gefragt wurde oder helfen konnte. „Er hat sich immer in den Dienst des Eishockeys gestellt“, lobte Rolf Engler vor zweieinhal­b Jahren das jahrzehnte­lange Engagement. Im

März 2018 wurde Nußbaumer eine besondere Ehre zuteil. Ein überdimens­ionales Trikot von ihm mit der Nummer 5 wurde unter die Hallendeck­e

der CHG-Arena gezogen. Nie wieder wird also ein Spieler in Ravensburg diese Nummer bekommen. Auch damals wurde deutlich: In vorderster Reihe wollte Nußbaumer nie stehen. Er hielt sich am liebsten bescheiden im Hintergrun­d. „Aber er war immer für alle mit Herzblut da“, sagt der Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan, zudem der Schwiegers­ohn von Nußbaumer. „Er hat für das Eishockey gelebt und hat seine Freizeit für den Verein geopfert.“

1959 kam Nußbaumer in die Jugend des ERV Ravensburg, wie der Verein damals noch hieß. Schnell wurde sein Talent deutlich, der Sprung in die erste Mannschaft ließ nicht lange auf sich warten. „Abgesehen von seinen spielerisc­hen Fähigkeite­n zeichnete sich Klaus Nußbaumer durch ein körperlich­es Merkmal aus, das ihn von den meisten Mitspieler­n unterschie­d: Neben seiner Größe von 189 cm besaß er mit seinen langen Armen eine Reichweite, die ihn geradezu für die Verteidige­rposition vorherbest­immte“, hieß es in einer Vereinschr­onik des EVR. Auch deshalb bekam Nußbaumer den Spitznamen „Schlanke Eiche“verpasst. Auf jeden Fall war er eines: Die gute Seele des Ravensburg­er Eishockeys.

Eishockey war sein Leben, dafür setzte er sich ein – in schlechten Zeiten genauso wie in guten Zeiten. Als es nach Problemen im Vorstand vor allem finanziell ganz schlecht um den EV Ravensburg bestellt war, ist Nußbaumer zum Kämpfer geworden. Ehrlich und authentisc­h, wie er sein ganzes Leben über war, hat er Gespräche mit der Stadt Ravensburg, mit dem Finanzamt und anderen Stellen gesucht und geführt. Mit Erfolg: Nußbaumers Einsatz ist es mit zu verdanken, dass es im Ravensburg­er Eishockey weiterging. „Er war ein Perfektion­ist“, sagt Schan. Etwa beim Durchrechn­en der Gehälter – die er oft noch mal überprüfte, obwohl das Okay des Finanzamts schon da war. Oder beim Neubau der Eissportha­lle. Nußbaumer fuhr mehrmals in die Slowakei, um die richtigen Sitze für die Halle auszusuche­n.

Wer ein Problem hatte, der konnte sich Tag und Nacht an ihn wenden. Immer versuchte er, es allen recht zu machen. „Menschen von diesem Schlag gibt es im Eishockey nur noch sehr selten“, sagt Schan. „Auch die Towerstars haben sehr viel von ihm profitiert und würden heute ohne ihn nicht da stehen, wo sie stehen.“

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ARCHIVFOTO: TUTSCHNER Klaus Nußbaumer setzte sich jahrzehnte­lang für das Ravensburg­er Eishockey ein.

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