Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zum Freiwilligeneinsatz von Wolfegg nach Benin
Benedikt Adler berichtet von seinem fünfmonatigen Engagement in dem westafrikanischen Land
WOLFEGG - Der Wolfegger Benedikt Adler hat sich am 17. Januar dieses Jahres auf den Weg nach Natitingou im Norden der westafrikanischen Republik Benin gemacht. Ziel des 26Jährigen: ein Freiwilligeneinsatz im Centre de Formation Liweitari (CFL), ein Ausbildungszentrum, das 2009 von dem Schweizer Heinrich Roth privat initiiert wurde.
Er sei schon immer interessiert daran gewesen, einmal in Afrika zu arbeiten und dort Zeit zu verbringen. „Wichtig war mir, dass mein Aufenthalt Sinn macht, nicht nur aus reinen Freizeitgründen“, sagt Adler. Im CFL befinden sich derzeit 72 Lehrlinge in insgesamt fünf Berufen in Ausbildung, die nach deutschem Vorbild dual erfolgt. Zu den Ausbildungsberufen zählen Biologische Landwirtschaft, Automechanik, Metallbau, Elektrik und das Handwerk Mauerbau. Der Kontakt zum CFL sei über Bekannte zustande gekommen, die sich beim Verein Freundeskreis Liweitari engagieren. Der Verein mit Sitz in Kißlegg wurde 2013 von Klaus Edele gegründet und unterstützt mit diversen Aktionen und Projekten das CFL in Benin.
Adler, der 2017 sein Studium der Betriebswirtschaft an der Hochschule Ravensburg-Weingarten abschloss, unterstützte das CFL vor Ort, indem er sein Wissen im Bereich
Büromanagement und Finanzcontrolling einbrachte. So half er unter anderem neue Dokumentenvorlagen und Formulare aufzusetzen, analysierte Einsparungspotenziale und übernahm Übersetzungen vom Deutschen ins Französische für Kooperationen mit der lokalen Stadtverwaltung.
„Das CFL finanziert sich zu 50 Prozent aus Spendeneinnahmen und zu 50 Prozent aus Einnahmen durch Projekte und Aufträge, die von Auszubildenden der Einrichtung übernommen werden“, berichtet Adler. Die Finanzierung gestalte sich jedoch zunehmend schwieriger. „Viele der Absolventen des CFL machen sich nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung selbstständig und übernehmen dann selbst Aufträge. Einerseits ist dies ja genau das Ziel der Einrichtung, aber die Aufträge und die dadurch generierten Einnahmen fehlen dann wiederum dem CFL“, erklärt der 26-Jährige.
Er sei von den einheimischen Mitarbeitern freundlich aufgenommen worden, berichtet der Wolfegger. „Es waren immer sehr nette, respektvolle Begegnungen“. So haben Mitarbeiter ihn auch zu Hause zum Essen eingeladen. Es habe ihn interessiert zu sehen, wie die Beniner leben, ihre Häuser und ihr Umfeld kennenzulernen. „Mir ist aufgefallen, dass Kinder dort kaum Spielsachen besitzen, kein Vergleich zu Kindern hier in Deutschland.“Auch außerhalb des Zentrums – in der Stadt – habe er nie negative Erfahrungen gemacht. Beim Verhandeln auf dem Markt müsse man zwar aufpassen, dass man nicht über den Tisch gezogen werde, aber das sei auch alles, erzählt er lachend.
Besonders gefreut habe er sich, dass Mitarbeiter gegen Ende seines Aufenthalts gezielt auf ihn zugekommen seien und ihn um ehrliches Feedback und Verbesserungsvorschläge gebeten haben. Das habe ihm gezeigt, dass er und seine Arbeit wirklich akzeptiert und geschätzt werden. „Die einheimischen Mitarbeiter haben Freude am Input von außen. Sie sind interessiert an Ideen von einem Land wie Deutschland, das viel weiter entwickelt ist als ihr eigenes Land“, erzählt er.
Ursprünglich sei sein Aufenthalt auf vier Monate ausgerichtet gewesen. Aufgrund von Corona wurde sein Rückflug jedoch gestrichen und so verlängerte Adler um weitere vier Wochen. Ein Abbruch aufgrund von Corona sei für ihn nie in Frage gekommen, sagt er. Zwei seiner Kollegen, Schweizer Zivildienstleistende, seien dagegen von der Schweizer Regierung zurückbeordert worden. Obwohl die Deutsche Botschaft zwar eine Rückkehr nach Deutschland empfahl, blieb er. „Abbrechen war nie eine Option für mich. Ich hatte keine Angst. Auf die zwölf Millionen Einwohner in Benin gab es nur ungefähr 200 bis 300 Fälle. Benin wurde nicht zum Risikogebiet erklärt.“So musste Adler nach seiner Rückkehr im Juni auch nicht in Quarantäne.
Derzeit arbeitet der junge Mann wieder im väterlichen Betrieb in Wolfegg. Er habe immer noch zu einigen Mitarbeitern und Lehrlingen via Facebook Kontakt, berichtet Adler. Sollte sich irgendwann wieder einmal die Möglichkeit ergeben, werde er gerne noch einmal hingehen, sagt Adler. Er könne einen Freiwilligeneinsatz jedem nur empfehlen.
„Es ist eine sehr gute Erfahrung zu sehen, wie das Leben anderswo aussieht und wie gut es uns hier in Deutschland geht. Der Unterschied ist teilweise extrem. Manchmal ist es kaum zu glauben, dass es dieselbe Welt ist.“
„Wichtig war mir, dass mein Aufenthalt Sinn macht.“
Benedikt Adler, machte Freiwilligendienst in Benin