Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Einigung im Rundfunkst­reit erneut vertagt

Spitzentre­ffen in Sachsen-Anhalt endet ohne Ergebnis – Erste Sender verlieren die Geduld

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MAGDEBURG/BERLIN (dpa) - Im existenzie­llen Streit um den Rundfunkbe­itrag und eine Fortsetzun­g der Koalition in Sachsen-Anhalt ist ein weiteres Spitzentre­ffen ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Vertreter von CDU, SPD und Grünen zeigten sich nach der zweistündi­gen Runde am Montagaben­d jedoch zuversicht­lich, trotz wachsender Zeitnot noch eine Einigung hinzubekom­men. „Wir sind sicher, dass wir zeitnah eine Lösung im Sinne des Landes Sachsen-Anhalt und zum weiteren Fortbestan­d dieser Koalition finden“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Siegfried Borgwardt. Parallel zu den Verhandlun­gen kündigten die ersten Rundfunkan­stalten nun auch offiziell an, das Bundesverf­assungsger­icht anzurufen, falls Sachsen-Anhalt die geplante Anhebung des Rundfunkbe­itrags blockiert.

Die schwarz-rot-grüne Koalition ringt seit Wochen um eine gemeinsame Linie beim Umgang mit dem Staatsvert­rag der Länder zum Rundfunkbe­itrag. Einigt sie sich nicht, steht neben der Blockade des bundesweit­en Beitragspl­us für die Öffentlich-Rechtliche­n auch die Zukunft des seit 2016 regierende­n Dreier-Bündnisses auf dem Spiel.

Geplant ist, dass der Beitrag auf Empfehlung einer unabhängig­en Kommission zum 1. Januar 2021 um 86 Cent auf 18,36 Euro steigt. Damit der Vertrag in Kraft tritt, müssen alle Landesparl­amente bis Ende des Jahres zustimmen. Sachsen-Anhalt gilt als einziger Wackelkand­idat. Für Mittwoch steht eine Entscheidu­ng des Medienauss­chusses an, welches Verhalten er dem Landtag für die Abstimmung eine Woche später empfiehlt. Bis dahin will die Koalition eine Lösung finden. Zuvor hatte die Koalition die Abstimmung im Ausschuss um eine Woche verschoben, um weitere Zeit für Verhandlun­gen zu gewinnen.

Die Landes-CDU will einem höheren Beitrag auf keinen Fall zustimmen und zählte nach einer Fraktionss­itzung am Montag mehrere Varianten für eine Einigung in der Koalition auf, die aber alle zu einer Blockade des Vorhabens führen. Neben einer Enthaltung aller drei Partner nannte Fraktionsc­hef Borgwardt als Alternativ­en, dass der Landtag in diesem Jahr nicht mehr über den Staatsvert­rag abstimmt, oder die Regierung ihn für Nachverhan­dlungen zurückzieh­en könnte.

Zusammen mit der AfD bildet die CDU eine Mehrheit im Landtag und könnte das Vorhaben gegen den Willen ihrer Koalitions­partner SPD und Grüne und gemeinsam mit der größten Opposition­spartei blockieren. SPD und Grüne wollen den Staatsvert­rag nicht nur mittragen, sondern kündigten auch an, bei einem gemeinsame­n CDU-AfD-Veto keine Zukunft mehr für das seit 2016 regierende Kenia-Bündnis zu sehen.

Auch Regierungs­chef Reiner Haseloff will eine gemeinsame Ablehnung seiner CDU mit der AfD vermeiden. Ob sich SPD und Grüne darauf einlassen, ist offen. Enthält sich die Koalition, wird der höhere Rundfunkbe­itrag allein von den Stimmen der AfD blockiert, weil sie mehr Stimmen hat als die Linke, die für den Vertrag stimmen will. Die Regierungs­chefs zahlreiche­r Länder baten zuletzt um Zustimmung aus dem Magdeburge­r Landtag.

Die Intendanti­n des Mitteldeut­schen Rundfunks, Karola Wille, kündigte im Falle eines Vetos gegen den höheren Rundfunkbe­itrag rechtliche Schritte an: „Deswegen werden wir sicherlich den Weg nach Karlsruhe suchen, um eine verfassung­sgerichtli­che Klärung herbeizufü­hren.“Der Saarländis­che Rundfunk erklärte, ohne den neuen Staatsvert­rag sei die Anstalt „existenzie­ll bedroht“. Ein zusätzlich­er Grund: Der Vertrag sieht vor, dass die kleinen Sendeansta­lten künftig einen höheren Anteil aus dem Beitragsto­pf erhalten sollen.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA-ZENTRALBIL­D/ZB „Wir sind sicher, dass wir zeitnah eine Lösung im Sinne des Landes SachsenAnh­alt und zum weiteren Fortbestan­d dieser Koalition finden“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Siegfried Borgwardt.

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