Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wärmster Novembertag seit Messbeginn
Vergangener Monat war zu trocken und deutlich zu warm – Winter könnte streng werden
BAD SCHUSSENRIED - Beinahe drei Wochen lang verwöhnten uns Hochdruckgebiete mit lauer Luft und außerhalb einiger zäher Nebelregionen mit viel Sonnenschein. Dann ging es langsam, aber sicher bergab und der November zeigt letztendlich doch noch sein wahres Gesicht.
Zum Monatsbeginn schaufelte das nordatlantische Orkantief „Nina“auf seiner Vorderseite warme Mallorcaluft über die Alpen und sorgte zusammen mit der Energie des ehemaligen Hurrikans „Zeta“für extreme Temperaturverhältnisse. An den meisten der 91 Wetterstationen im Messnetz der Wetterwarte Süd wurde am 2. (Montag) nach einer nahezu sommerlich lauen Novembernacht die 20-Grad-Marke erreicht, verbreitet mit neuen Rekordwerten.
Friedrichshafen vermeldete 22,8°C, Wangen: 22,2°C, Isny: 22,1°C und Lindau: 22,0°C. In Bad Schussenried wurde mit 20,8°C der alte Höchstwert von 20,3°C aus dem Jahre 2015 um ein halbes Grad überboten. An diesem Tag war es mit einem Mittelwert von 16,2°C zehn Grad wärmer als normalerweise um diese Jahreszeit. Danach ging es mit gedämpften Temperaturen und einem Wechselspiel aus teils zähem Nebel und strahlendem Sonnenschein weiter, bevor sich ab dem 11. (Sankt Martin) nochmals für ein paar Tage ungewöhnlich mildes und schönes Novemberwetter einstellte, der sprichwörtliche „Martini-Sommer“, in der Nordostschweiz etwas treffender als „Martinssömmerli“bezeichnet. Am 19. beendete die Kaltfront des ExHurrikans „Eta“, mittlerweile ein ganz gewöhnliches Tief, den „goldenen
Oktober“im November. Von nun an teilte das Nebelgrau die Region. Während naturgemäß bevorzugt im Allgäu und auf der Westalb der Nebel kaum eine Rolle spielte, ließ sich andernorts die Sonne nur selten blicken, so besonders am westlichen Bodensee und in weiten Teilen Oberschwabens.
Trotz der recht kühlen letzten Monatsdekade war dieser November in den Niederungen zwei Grad, in den vom Sonnenschein verwöhnten
Berglagen teilweise mehr als drei Grad zu warm. In den allermeisten Region geht er als ausgesprochen sonnenscheinreich und erheblich zu trocken in die wetterkundlichen Jahrbücher ein. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried wurden lediglich 26,1 Liter/m2 Niederschlag (Mittelwert: 64,0 Liter/m2) und immerhin 70,1 Sonnenscheinstunden (Mittelwert: 51,8 Stunden) verzeichnet, für einen ausgeprägten Nebelort ganz beachtlich.
Pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn am 1. Dezember fiel vielerorts bereits mehr Schnee als den gesamten vergangenen Winter hindurch. Wie der in diesem Jahr ausfallen wird, steht in den Sternen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet allerdings einen deutlich zu warmen, die Schweizer „Wetterschmöcker aus dem Muotathal“dagegen einen schneereichen, langen Winter mit einem verspäteten Frühling. Doch wir im südlichen BadenWürttemberg schauen wie jedes Jahr vor allem auf die Prognose von „Boier Karle“aus Menzenweiler, dem weit über die Region hinaus bekannten Wetterorakel vom Atzenberg. Und der gibt klar zu verstehen: „Zieht euch warm an, es kommt ein strenger Winter!“