Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Kloster Reute ist abgesperrt
Gottesdienste in der Pfarrkirche abgesagt – Soldaten verbreiten Optimismus
BAD WALDSEE - Das Coronavirus lässt das Kloster Reute und die Franziskanerinnen nicht zur Ruhe kommen: Nun wurde der Klosterberg auch für Besucher abgesperrt. Außerdem wurden sämtliche Gottesdienste abgesagt. Das haben die Stadt Bad Waldsee, die Ortschaftsverwaltung Reute-Gaisbeuren, das Kloster und die Kirche gemeinschaftlich so abgestimmt.
Der Neuschnee hat das Kloster an diesem Montag bedeckt und von weitem wirkt der Klosterberg beinahe wie ein Lebkuchenhaus, das von einer süßen Zuckerschicht überzogen ist. Doch schnell wird klar, die Idylle der vergangenen Winter spielt in diesem Jahr kaum eine Rolle. Rotweiße Absperrbänder brechen das harmonische Bild jäh. Auf den Hinweisschildern, die an den Eingängen zum Klosterberg sacht vom Wind umspielt werden, steht unmissverständlich geschrieben: „Quarantänegebiet! Betreten des Klosterbergs verboten. Zutritt ausschließlich für autorisiertes Personal!“
„Diese Maßnahme ist zum Schutz der gesamten Bevölkerung sehr wichtig und muss unbedingt eingehalten werden. Bürgermeister Matthias Henne hat zudem einen weiteren Antrag auf zusätzliche Unterstützung für das Kloster von Seiten der Bundeswehr gestellt“, teilt Rathaussprecherin Brigitte Göppel mit. Wie die SZ erfahren hat, sollen zu den bereits anwesenden zehn Bundeswehrsoldaten nochmals zehn weitere Bundeswehrangehörige hinzustoßen, so der Wunsch der Verantwortlichen.
Die Sperrung des Klostergeländes betrifft auch die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Die Gottesdienste am 3. und 4. Advent sind abgesagt. Für die Weihnachtsfeiertage suchen Bürgermeister Henne, Ortsvorsteher
TRAUERANZEIGEN
Achim Strobel und Pfarrer Thomas Bucher nach alternativen Lösungen. Es sind also schwierige Zeiten – und für die Franziskanerinnen von Reute zudem herausfordernde. Erst musste das Gut-Betha-Haus unter Quarantäne gestellt werden, vergangenen Donnerstag dann das gesamte Kloster. Am Freitag wurden alle Schwestern des Mutterhauses erneut auf das Coronavirus getestet. Schon am Freitagabend stand fest, dass insgesamt 50 Schwestern an Corona erkrankt sind. Und so manche infizierte Schwester hat stark mit dem Virus zu
kämpfen. Nun ist also das gesamte Klostergelände abgesperrt.
Da kam die Unterstützung der Bundeswehr zu richtigen Zeit. Die Zusammenarbeit mit den Bundeswehrsoldaten läuft laut Klostersprecher Claus Mellinger sehr gut. „Die Schwestern haben laut geklatscht, als sie angekommen sind“, berichtet der Klostersprecher und ist dankbar für die dringend benötigte Unterstützung, die für die Franziskanerinnen Entlastung bedeutet. „Das ist wirklich eine große Hilfe“, betont Mellinger.
Im Alten- und Pflegeheim Spital zum Heiligen Geist ist dieser Tage ein leises Durchatmen zu vernehmen. Die Corona-Fallzahlen sind nun seit mehreren Tagen nicht mehr angestiegen und so hoffen die Verantwortlichen darauf, den Höhepunkt des Virusausbruchs erreicht oder gar überstanden zu haben. Auch hier gibt es viel Lob für die Unterstützung der Bundeswehr. „Die Soldaten leisten wirklich großartige Arbeit. Wir sind sehr dankbar und froh. Sie unterstützen die Mitarbeiter bei der Essensverteilung und bei den alltäglichen Arbeiten. Sie haben für die Bewohner immer ein offenes Ohr und bringen, was unbezahlbar ist, gute Laune und viel Optimismus ins Haus“, beschreibt Göppel die Aufgaben und hebt außerdem hervor, dass sich die Soldaten schnell in die Tagesabläufe eingefunden und mit den Mitarbeitern und den Bewohnern vertraut gemacht haben. „Sie gehören bereits mit zur ,Spital-Familie’“, sagt Göppel. Die Soldaten sind nicht in der direkten Pflege tätig.
Ob der neuerlichen Maßnahmenverschärfung im Kloster Reute richtet Bürgermeister Henne einen Appell an die Waldseer: „Mir ist sehr wohl bewusst, dass solche Meldungen, aber auch die zahlreichen anderen Einschränkungen, denen wir derzeit ausgesetzt sind, bei vielen Bürgern für große Verunsicherung sorgen. Dennoch sollten wir in diesen Tagen eigenverantwortlich, rücksichtsvoll und ebenso aufmerksam wie besonnen auf diese besonderen Herausforderungen reagieren“, so das Stadtoberhaupt und weiter: „Und dazu möchte ich Sie alle sehr herzlich aufrufen und appelliere an Sie: Halten Sie sich an die AHA+L-Regel, vermeiden Sie nach Möglichkeit soziale Kontakte. Denken Sie bitte daran, dass Sie sich nicht nur selbst einer Ansteckungsgefahr aussetzen, sondern Sie selbst auch andere anstecken können.“