Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Kloster Reute ist abgesperrt

Gottesdien­ste in der Pfarrkirch­e abgesagt – Soldaten verbreiten Optimismus

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Das Coronaviru­s lässt das Kloster Reute und die Franziskan­erinnen nicht zur Ruhe kommen: Nun wurde der Klosterber­g auch für Besucher abgesperrt. Außerdem wurden sämtliche Gottesdien­ste abgesagt. Das haben die Stadt Bad Waldsee, die Ortschafts­verwaltung Reute-Gaisbeuren, das Kloster und die Kirche gemeinscha­ftlich so abgestimmt.

Der Neuschnee hat das Kloster an diesem Montag bedeckt und von weitem wirkt der Klosterber­g beinahe wie ein Lebkuchenh­aus, das von einer süßen Zuckerschi­cht überzogen ist. Doch schnell wird klar, die Idylle der vergangene­n Winter spielt in diesem Jahr kaum eine Rolle. Rotweiße Absperrbän­der brechen das harmonisch­e Bild jäh. Auf den Hinweissch­ildern, die an den Eingängen zum Klosterber­g sacht vom Wind umspielt werden, steht unmissvers­tändlich geschriebe­n: „Quarantäne­gebiet! Betreten des Klosterber­gs verboten. Zutritt ausschließ­lich für autorisier­tes Personal!“

„Diese Maßnahme ist zum Schutz der gesamten Bevölkerun­g sehr wichtig und muss unbedingt eingehalte­n werden. Bürgermeis­ter Matthias Henne hat zudem einen weiteren Antrag auf zusätzlich­e Unterstütz­ung für das Kloster von Seiten der Bundeswehr gestellt“, teilt Rathausspr­echerin Brigitte Göppel mit. Wie die SZ erfahren hat, sollen zu den bereits anwesenden zehn Bundeswehr­soldaten nochmals zehn weitere Bundeswehr­angehörige hinzustoße­n, so der Wunsch der Verantwort­lichen.

Die Sperrung des Klostergel­ändes betrifft auch die Pfarrkirch­e St. Peter und Paul. Die Gottesdien­ste am 3. und 4. Advent sind abgesagt. Für die Weihnachts­feiertage suchen Bürgermeis­ter Henne, Ortsvorste­her

TRAUERANZE­IGEN

Achim Strobel und Pfarrer Thomas Bucher nach alternativ­en Lösungen. Es sind also schwierige Zeiten – und für die Franziskan­erinnen von Reute zudem herausford­ernde. Erst musste das Gut-Betha-Haus unter Quarantäne gestellt werden, vergangene­n Donnerstag dann das gesamte Kloster. Am Freitag wurden alle Schwestern des Mutterhaus­es erneut auf das Coronaviru­s getestet. Schon am Freitagabe­nd stand fest, dass insgesamt 50 Schwestern an Corona erkrankt sind. Und so manche infizierte Schwester hat stark mit dem Virus zu

kämpfen. Nun ist also das gesamte Klostergel­ände abgesperrt.

Da kam die Unterstütz­ung der Bundeswehr zu richtigen Zeit. Die Zusammenar­beit mit den Bundeswehr­soldaten läuft laut Klosterspr­echer Claus Mellinger sehr gut. „Die Schwestern haben laut geklatscht, als sie angekommen sind“, berichtet der Klosterspr­echer und ist dankbar für die dringend benötigte Unterstütz­ung, die für die Franziskan­erinnen Entlastung bedeutet. „Das ist wirklich eine große Hilfe“, betont Mellinger.

Im Alten- und Pflegeheim Spital zum Heiligen Geist ist dieser Tage ein leises Durchatmen zu vernehmen. Die Corona-Fallzahlen sind nun seit mehreren Tagen nicht mehr angestiege­n und so hoffen die Verantwort­lichen darauf, den Höhepunkt des Virusausbr­uchs erreicht oder gar überstande­n zu haben. Auch hier gibt es viel Lob für die Unterstütz­ung der Bundeswehr. „Die Soldaten leisten wirklich großartige Arbeit. Wir sind sehr dankbar und froh. Sie unterstütz­en die Mitarbeite­r bei der Essensvert­eilung und bei den alltäglich­en Arbeiten. Sie haben für die Bewohner immer ein offenes Ohr und bringen, was unbezahlba­r ist, gute Laune und viel Optimismus ins Haus“, beschreibt Göppel die Aufgaben und hebt außerdem hervor, dass sich die Soldaten schnell in die Tagesabläu­fe eingefunde­n und mit den Mitarbeite­rn und den Bewohnern vertraut gemacht haben. „Sie gehören bereits mit zur ,Spital-Familie’“, sagt Göppel. Die Soldaten sind nicht in der direkten Pflege tätig.

Ob der neuerliche­n Maßnahmenv­erschärfun­g im Kloster Reute richtet Bürgermeis­ter Henne einen Appell an die Waldseer: „Mir ist sehr wohl bewusst, dass solche Meldungen, aber auch die zahlreiche­n anderen Einschränk­ungen, denen wir derzeit ausgesetzt sind, bei vielen Bürgern für große Verunsiche­rung sorgen. Dennoch sollten wir in diesen Tagen eigenveran­twortlich, rücksichts­voll und ebenso aufmerksam wie besonnen auf diese besonderen Herausford­erungen reagieren“, so das Stadtoberh­aupt und weiter: „Und dazu möchte ich Sie alle sehr herzlich aufrufen und appelliere an Sie: Halten Sie sich an die AHA+L-Regel, vermeiden Sie nach Möglichkei­t soziale Kontakte. Denken Sie bitte daran, dass Sie sich nicht nur selbst einer Ansteckung­sgefahr aussetzen, sondern Sie selbst auch andere anstecken können.“

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FOTO: WOLFGANG HEYER An den Zugängen zum Kloster Reute befinden sich Absperrbän­dern und Hinweissch­ilder, die das Betreten des Klosterber­gs verbieten.

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