Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Jetzt kommt der Sturm“
Seifert verteilt die TV-Milliarden und warnt die Clubs – Mehr Geld wird gleichmäßig ausgeschüttet, gesellschaftliches Interesse spielt eine Rolle
Champions League (6. Spieltag)
Gruppe E: FC Chelsea – FK Krasnodar, Stade Rennes – FC Sevilla (beide 21 Uhr). Gruppe F: Zenit St. Petersburg – Borussia Dortmund, Lazio Rom – FC Brügge (beide 18.55). – Tabelle: 1. Dortmund 10:4/10,
2. Rom 9:5/9, 3. Brügge 6:8/7, 4. St. Petersburg 3:11/1.
Gruppe G: FC Barcelona – Juventus Turin, Dynamo Kiew – Ferencvaros Budapest (beide 21 Uhr).
Gruppe H: Paris St. Germain – Istanbul Basaksehir, RB Leipzig – Manchester United (beide 21 Uhr). – Tabelle: 1. Manchester 13:7/9, 2. Paris 8:5/9, 3. Leipzig 8:10/9,
4. Istanbul 6:13/3.
Gruppe A: Bayern München – Lokomotive Moskau, RB Salzburg – Atlético Madrid (beide Mi., 21 Uhr). – Tabelle: 1. München 16:5/ 13, 2. Madrid 5:8/6, 3. Salzburg 10:15/4,
4. Moskau 5:8/3.
Gruppe B: Real Madrid – Borussia Mönchengladbach, Inter Mailand – Schachtjor Donezk (beide Mi., 21 Uhr). – Tabelle: 1. Mönchengladbach 16:7/8, 2. Donezk 5:12/7,
3. Madrid 9:9/7, 4. Mailand 7:9/5.
Gruppe C: Manchester City – Olympique Marseille, Olympiakos Piräus – FC Porto (beide Mi., 21 Uhr).
Gruppe D: Ajax Amsterdam – Atalanta Bergamo, FC Midtjylland – FC Liverpool (beide Mi., 18.55).
Bundesliga (10. Spieltag)
TSG Hoffenheim – FC Augsburg 3:1 (1:1) Tore: 1:0 Grillitsch (17.), 1:1 Caligiuri (31.), 2:1 Grilitsch (46.), 3:1 Bebou (50.).
FRANKFURT (SID) - Bevor Christian Seifert die mit Spannung erwartete Lösung im Streit um die TV-Gelder verkündete, schockierte er mit einem Schreckensszenario. Bis zu zwei Milliarden Euro an Umsatzeinbußen befürchtet der DFL-Boss für den deutschen Profifußball durch die Corona-Pandemie – und die große Bedrohung folgt erst noch. „Die letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm“, warnte Seifert und fügte mit Blick auf den neuen Verteilerschlüssel der TVMilliarden hinzu: „Mitten im Sturm sollte man nicht das Dach decken.“
Deshalb hat die DFL in ihrem neuen Verteilermodell für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 auch nur kleinere Anpassungen vorgenommen. „In wirklich unsicheren Zeiten versuchen wir, Beschlüsse zu fassen, um irgendwie alle 36 Clubs durch diese Krise zu fahren“, sagte Seifert und betonte: „Es sind keine Zeiten für radikale Lösungen, sondern für verlässliche Lösungen, in denen man den Blick nach vorne wirft.“
In den kommenden vier Jahren gibt es für die Medienrechte aus dem deutschsprachigen Raum pro Saison durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro zu verteilen – um die Stabilität der Clubs der Bundesliga und 2. Liga zu sichern, wird ein größerer Teil der Summe als bislang gleichmäßig verteilt (53 Prozent in den kommenden zwei Spielzeiten). So erhalten alle Clubs der Bundesliga aus der Säule „Gleichverteilung“in der nächsten Saison sicher 24,7 Millionen Euro, in der 2. Liga werden alle Vereine 6,9 Millionen Euro bekommen.
Für Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellt die Entscheidung einen „schmerzhaften Kompromiss“dar. „Dieser ist vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie und aus Solidaritätsgründen aber unumgänglich und daher auch richtig“, sagte der BVB-Boss.
Als zweite große Säule dient wie bisher die sportliche Leistung (42 Prozent bis 2022/23, danach 43 Prozent). Auch gute Nachwuchsarbeit wird weiterhin honoriert (3 Prozent bis 2022/23, danach 4 Prozent) – neu ist jedoch die Berücksichtigung des gesellschaftlichen Interesses als vierte Säule (2 Prozent bis 2022/23, danach 3 Prozent). Dafür werden aber nicht Einschaltquoten herangezogen, sondern „das Auftreten der
Spieler und die Außenwirkung einer Mannschaft“, wie Seifert sagte. In der Marktforschung wird das Interesse von Fans an den Vereinen der Bundesliga und 2. Liga abgefragt.
Von Fanseite gab es jedoch umgehend Kritik am neuen Modell. Als „absolut enttäuschend“bezeichnete das Fanbündnis „Unsere Kurve“den Entschluss und erklärte: „Wir können keine substantiellen Veränderungen erkennen. Die marginale Erhöhung des Prozentsatzes in der Säule Gleichverteilung entpuppt sich als vorübergehende Corona-Hilfsmaßnahme.“Zudem sei „das Leistungsund Vermarktungsprinzip weiterhin vorherrschend und bestehende Unterschiede werden zementiert“.
Seifert war hingegen mit dem neuen Schlüssel zufrieden. „Es ist ein Bekenntnis zum Leistungsprinzip, aber dennoch auch ein Setzen von neuen Impulsen“, sagte er zum Beschluss des neunköpfigen DFL-Präsidiums, der den 36 Proficlubs auf einer rund dreieinhalbstündigen virtuellen Mitgliederversammlung präsentiert wurde. Präsidiumsmitglied
Christian Seifert
Oliver Leki, Finanzvorstand beim SC Freiburg, hatte danach „den Eindruck, dass ein ganz breiter Konsens besteht“. Das war in den vergangenen Monaten völlig anders – hitziger denn je hatten die Clubs über das Verteilermodell gestritten. Vor allem der Zank zwischen den „Großen 15“(14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV) rund um BayernBoss Karl-Heinz Rummenigge und den „Kleinen 14“aus vier Bundesligisten (darunter der VfB Stuttgart sowie der FC Augsburg) und zehn Zweitligisten hatte für Aufsehen gesorgt. Auf Reformbestrebungen der „K14“für mehr Chancengleichheit durch starke Umverteilung von oben nach unten folgte scharfe Kritik.
Die Clubs nahm Seifert nun aber in die Pflicht. „Dieser Beschluss hat das Potenzial, die Liga zusammenzuhalten. Ob es dazu kommt, müssen andere entscheiden“, sagte er und forderte die Vereine auf, an der Senkung ihrer Personalkosten zu arbeiten: „Der eine oder andere Club hat bei den Spielergehältern noch zu wenig gemacht.“Denn ausgestanden ist diese Krise noch lange nicht.
„Mitten im Sturm sollte man nicht das Dach decken.“