Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In die Hauptrunde gezittert
Handballerinnen mühen sich im EM-Spiel gegen Außenseiter Polen zu einem 21:21
KOLDING (SID/dpa) - Dem Debakel folgte ein Nervenspiel: Die deutschen Handballerinnen sind zwei Tage nach ihrer historischen Demütigung bei der Europameisterschaft in Dänemark mit einem hart erkämpften Remis in die Hauptrunde eingezogen. Die DHB-Auswahl von Bundestrainer Henk Groener sicherte sich durch 21:21 (9:8) gegen Außenseiter Polen ihr Ticket für die heiße Turnierphase, in die das deutsche Team zwei wertvolle Punkte mitnimmt.
Im Kampf um die Halbfinalplätze trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nun unter anderem auf Kroatien. Die zwei verbleibenden Plätze in der deutschen Hauptrundengruppe II machen Ungarn, Serbien und der überraschend noch punktlose Weltmeister Niederlande diesen Dienstag unter sich aus. Das nächste Spiel der deutschen Auswahl findet am Donnerstag statt.
Marlene Zapf vom TuS Metzingen war am Montagabend in Kolding mit vier Treffern die beste Werferin der lange Zeit undisziplinierten DHBFrauen, die am Samstag gegen EMRekordchampion Norwegen mit 23:42 die höchste Niederlage ihrer Länderspielgeschichte kassiert hatten. Durch das 22:19 zum Auftakt über Rumänien hatte das deutsche Team das Weiterkommen vor dem PolenSpiel aber noch in der eigenen Hand – und schaffte es letztlich trotz einiger Anlaufschwierigkeiten.
Groener, der nach seiner CoronaInfektion erst wenige Tage vor dem Norwegen-Spiel nach Dänemark reisen konnte, hatte vor dem Endspiel gegen das Nachbarland den ResetKnopf gedrückt und eine „Trotzreaktion“angekündigt. Zunächst fand das deutsche Team, selbst ernannter Medaillenanwärter, aber nicht in die Partie: Es dauerte 6:29 Minuten, bis Julia Maidhof in Unterzahl den ersten deutschen Treffer zum 1:3 erzielen konnte. Es blieb aber auch danach ein äußerst zähes Spiel aus DHB-Sicht; nach einem hergeschenkten Gegenstoß durch Linksaußen Antje Lauenroth erhöhte Polen auf 2:6 (12. Minute), Groener nahm die erste Auszeit.
„Die Abwehr ist zu wenig, wir sind zu offen, das ist zu löchrig“, sagte er und kritisierte „Alibi-Bewegungen ohne Druck“im Angriff. Speziell die Chancenverwertung war erneut nicht gut; gerade mal 47 Prozent der Würfe landeten im gegnerischen Tor. Immerhin: Die personell umgestellte deutsche Deckung stellte die Polinnen nach der Auszeit vor größere Probleme, allerdings machten sich die DHB-Frauen mit allein fünf (!) Zeitstrafen in den ersten 22 Minuten das Leben auch selbst schwer.
So dauerte es bis zur 28. Minute, ehe sich die DHB-Auswahl zum Ausgleich durch Luisa Schulze kämpfte. Die 9:8-Pausenführung verschaffte nur etwas Rückenwind. Polen ging im zweiten Durchgang zwischenzeitlich mit zwei Treffern in Führung und forderte dem deutschen Team bis zur letzten Spielminute alles ab. In der allerdings verspielte Deutschland ein 21:19. Ein Unentschieden also – und ganz viel Erleichterung, nicht nur bei Kreisläuferin Julia Behnke: „Ich bin wirklich glücklich, dass wir jetzt in der Hauptrunde stehen.“