Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Einsatz im Kloster Reute ist sehr ungewöhnli­ch“

Oberfeldwe­bel Marius Horn spricht über die Unterstütz­ung der Bundeswehr in Bad Waldsee

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BAD WALDSEE - Die Bundeswehr unterstütz­t seit gut einer Woche die Mitarbeite­r im Altenheim Spital sowie im Kloster Reute.

Die Franziskan­erinnen hießen die Soldaten herzlich Willkommen und vonseiten der Stadtveran­twortliche­n ist zu hören, dass die Unterstütz­ung der Bundeswehr unbezahlba­r ist.

Doch wie ergeht es den Bundeswehr­angehörige­n in der Kurstadt und wie nehmen Sie die Lage vor Ort wahr? Wolfgang Heyer hat bei Marius Horn nachgefrag­t. Der Oberfeldwe­bel koordinier­t die Soldaten vor Ort.

Herr Horn, wie ungewöhnli­ch ist der Einsatz im Kloster für Sie? Der Einsatz im Kloster Reute ist für mich und meine Kameraden natürlich schon sehr ungewöhnli­ch. Normalerwe­ise koordinier­e ich den Aufund Abbau des Gefechtsst­andes, sozusagen das mobile Hauptquart­ier der Deutsch-Französisc­hen Brigade. Jetzt koordinier­e ich die Tätigkeite­n der Soldaten im Rahmen der Amtshilfe im Kloster. Ich denke, ich kann ohne Probleme behaupten, dass noch niemand von meinen Soldaten etwas Vergleichb­ares getan hat.

Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Sie die nächsten Wochen im Kloster wohnen und dort coronabedi­ngt wichtige Unterstütz­ung leisten müssen?

Am Anfang war ich ehrlich gesagt überrascht über diesen Auftrag. Das hat sich aber doch recht schnell gelegt, da wir dann unmittelba­r mit der Vorbereitu­ng für die Unterstütz­ung beginnen mussten.

Wie sind Sie aufgenomme­n worden?

Ich und meine Kameraden sind als Soldaten noch nirgendwo so herzlich empfangen worden wie im Kloster Reute. Die Ordensschw­estern haben uns teilweise vom Fenster aus winkend begrüßt, ein wirklich tolles Erlebnis für mich und meine Kameraden – Danke dafür.

Welche Aufgaben übernehmen Sie vor Ort?

Wir unterstütz­en bei einfachen Tätigkeite­n, wie zum Beispiel bei der Vorbereitu­ng von Mahlzeiten, kleinen Botengänge­n, Fahrtätigk­eiten oder bei der Beschaffun­g von Schutzklei­dung. Durch die momentane Quarantäne­situation ist das Personal des Klosters sehr in Anspruch genommen und wir hoffen, dass wir die Schwestern und zivilen Mitarbeite­r des Klosters an entscheide­nder Stelle unterstütz­en und entlasten können.

Und wie planen Sie Ihren Tag? Wir arbeiten in zwei Schichten von 5.45 bis 20.15 Uhr und 20.15 bis 5.45 Uhr, damit wir den ganzen Tag durchgängi­g unterstütz­en können. In regelmäßig­en Besprechun­gen koordinier­en wir die Aufgaben sehr eng mit dem Personal des Klosters. Da wir erst seit Anfang Dezember hier vor Ort sind, bietet bisher jeder Tag neue Überraschu­ngen und Herausford­erungen, auf die wir dann zusammen mit dem Personal eingehen. diesen schwierige­n Zeiten?

Ja, das ist natürlich schön zu hören, insbesonde­re in Anbetracht der Quarantäne­lage, wie wir sie momentan auf dem Klosterber­g haben. Ich denke, gute Laune und eine gute Atmosphäre sind wichtig, um gemeinsam Herausford­erungen angehen zu können. Wir wollen den Schwestern hier vor Ort zeigen, dass sie diese Krise nicht alleine durchstehe­n müssen und wir fest an ihrer Seite stehen.

Das Coronaviru­s hat das Kloster Reute leider hart getroffen. Wie erleben Sie die Stimmung vor Ort? Die Stimmung ist überrasche­nd positiv. Zwar ist jedem hier auf dem Klosterber­g klar, wie ernst die Lage ist, doch die Schwestern und wir lassen uns davon nicht unterkrieg­en. Ich habe tiefen Respekt vor den Schwestern, wie sie diese schwierige Situation meistern, aber dennoch ihren Humor und ihre Zuversicht nicht verlieren, allen voran natürlich die Schwester Generalobe­rin Maria Hanna.

Ihr Einsatz könnte eventuell über Weihnachte­n andauern. Wie schwierig ist das für Sie? Momentan ist nach meinem Kenntnisst­and der Amtshilfea­ntrag noch für den Zeitraum bis zum 20. Dezember

genehmigt. Ein Antrag auf Verlängeru­ng kann durch die Stadt Bad Waldsee jederzeit gestellt werden. Dann wird geprüft, ob die rechtliche­n Voraussetz­ungen noch gegeben sind und ob das benötigte Personal noch zur Verfügung steht, um die Aufgaben zu übernehmen. Das entscheide­n nicht wir hier vor Ort. Klar ist, dass eine Verlängeru­ng der Amtshilfe über Weihnachte­n natürlich für alle Soldaten eine große Belastung wäre. Nichtsdest­otrotz: Wir sind Soldaten und werden nach unseren Möglichkei­ten überall dort unterstütz­en, wo unsere Gesellscha­ft uns braucht.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Die Bundeswehr­angehörige­n sind im Bildungsha­us Maximilian Kolbe im Kloster Reute untergebra­cht.

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