Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Leipzig siegt, Eklat in Paris
Während RB im Achtelfinale steht, gibt es im anderen Duell einen Rassismus-Skandal
LEIPZIG (dpa) - RB Leipzig hat nach dem deutschen auch dem englischen Rekordmeister getrotzt und ist ins Achtelfinale der Champions League gestürmt. Der Halbfinalist der Vorsaison bezwang am Dienstagabend Manchester United mit 3:2 (2:0) und zog in der hochkarätig besetzten Gruppe H an den Briten vorbei.
Angeliño (2.), Amadou Haidara (13.) und Justin Kluivert (69.) brachten die zeitweise Hochgeschwindigkeitsfußball spielende Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann früh auf Kurs – im Hinspiel Ende Oktober hatte Leipzig noch ein bitteres 0:5 kassiert. Bruno Fernandes (80./Foulelfmeter) und Paul Pogba (82.) sorgten noch einmal für Spannung.
Drei Tage nach dem hochklassigen Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern (3:3) startete Leipzig rasant. Einen langen Ball von rechts nahm Angeliño mit links direkt und traf nach 109 Sekunden mit Wucht zur Führung. Nagelsmann ballte an der Seitenlinie beide Hände zu Fäusten und brüllte seine Freude Richtung Boden. Nach dem Einzug ins Halbfinale in der vergangenen Saison habe sein Team „Blut geleckt“, hatte er kurz vor Anpfiff gesagt. „Das würden wir gerne wiederholen.“
Mit hohem Tempo und taktisch bestens eingestellt setzten die Leipziger den englischen Rekordmeister unter Druck. In der Verteidigung, in der Abwehrchef Dayot Upamecano gesperrt fehlte, bildete Nagelsmann eine Dreierkette, so dass die Außenspieler Nordi Mukiele und besonders Angeliño äußerst offensiv spielen konnten. Haidara traf nach starker Flanke des Spaniers zum 2:0. Das vermeintliche 3:0 von Willi Orban zählte nicht, der 28-Jährige traf aus dem Abseits (29.).
Die Gäste wurden von der Geschwindigkeit von RB überrascht. Dabei hatte United-Trainer Ole Gunnar Solskjaer noch gewarnt, der Kantersieg im Hinspiel „bedeute nichts“. Das Nagelsmann-Team sei „unberechenbar“. Mason Greenwood prüfte RBTorwart Peter Gulacsi (9.) – viel mehr kam nicht vom Sechsten der Premier League in der ersten halben Stunde. Und United hatte großes Glück, dass Emil Forsberg seine Riesenchance unbedrängt im Strafraum vergab (17.).
Eine erste Schwächephase der Leipziger mit zu vielen Ballverlusten zum Ende der ersten Halbzeit wurde noch nicht bestraft. Solskjaer reagierte und brachte Offensivspieler Donny van de Beek – und die Gäste wurden etwas stärker. Leipzig ließ sich nach der Pause an den eigenen Strafraum drängen, dennoch kam Uniteds in der Liga zuletzt so starker Spielmacher Fernandes eine Stunde lange nicht zur Entfaltung. Das änderte sich: In der 66. Minute musste Gulacsi, der dann immer stärker gefordert wurde, bei einem Schuss des Portugiesen eingreifen, kurz darauf traf Fernandes mit einem Freistoß die Latte (68.). Marcus Rashford, Dreifachtorschütze im Hinspiel, wurde von der RB-Abwehr bis dahin gut aus dem Spiel genommen.
Nagelsmann wirkte unzufrieden und wechselte nach einer Stunde doppelt. Yussuf Poulsen besetzte das
Sturmzentrum. Zudem kam Kluivert, der, nachdem er bei den Bayern sein erstes Tor für RB erzielt hatte, den Ball zum vermeintlich beruhigenden 3:0 ins Tor beförderte. Den zweifelhaften Elfmeter zum 3:1 verursachte Ibrahima Konaté mit einem Foul an Greenwod.
Pogbas Tor ließ RB zittern, fast wäre Mukiele in der 94. Minute noch ein Eigentor unterlaufen. Doch Gulacsi hielt den Sieg fest.
Ob United damit ausgeschieden ist, ist noch offen, denn das zweite Gruppenspiel zwischen Paris St. Germain und Istanbul Basaksehir wurde beim Stand von 0:0 unterbrochen, nachdem der rumänische Vierte Offizielle den Assistenztrainer Basaksehirs beleidigt haben soll. Nach 90-minütiger Spielpause war schließlich klar: Die Partie wird – wie die Europäische Fußball-Union am späten Dienstagabend mitteilte – am Mittwoch um 18.55 Uhr nachgeholt. In der 14. Minute kam es im Prinzenpark zum Eklat. Das Schiedsrichtergespann hatte Basaksehir-Co-Trainer Pierre Webo aus Kamerun wegen unsportlichen Verhaltens auf die Tribüne geschickt. Bei diesem Vorgang soll das Wort „negro“gefallen sein, dies warfen die Türken dem rumänischen Schiedsrichter lautstark vor, wie deutlich über die Außenmikrofone zu hören war. Das Schiedsrichtergespann wurde angeführt von Ovidiu Hategan, Vierter Offizieller an der Linie war Sebastian Coltescu. Nach minutenlanger Diskussion verließen die Mannschaften geschlossen das Feld. Die UEFA teilte mit, dass nach Rücksprache mit beiden Teams vereinbart worden sei, das Spiel mit einem anderen Vierten Offiziellen wieder aufzunehmen. Auf dem Rasen jedoch tat sich: nichts.