Löw steckt im Umfragetief

FRANKFURT (dpa) - Joachim Löws Rechtfertigung ist auf geteiltes Echo gestoßen, immerhin: Die Auslosung der Qualifikationsgruppen zur WM 2022 verfolgte der Bundestrainer gemeinsam mit DFB-Präsident Fritz Keller. Die Differenzen zwischen beiden seien ausgeräumt, hatte Löw versichert – und sich dennoch „maßlos enttäuscht“von Teilen der Verbandsspitze gezeigt.

So schleppt der DFB zwei Spannungsfelder ins EM-Jahr 2021. Der Verband ist von Intrigen zerrissen und steckt in einer Glaubwürdigkeitskrise. Und Löw muss die Nationalmannschaft reparieren. In der WM-Qualifikation für 2022, die im März mit drei Partien beginnt, sind zunächst Island, außerdem Rumänien, Nordmazedonien, Armenien und Liechtenstein die Gegner. Keine Gradmesser – aber die Chance für Löw, seinen kritisierten Umbruch geräuschlos fortzusetzen.

„Wir sind absolut überzeugt von unserem Weg“, hatte er am Montag kämpferisch gesagt. „Der Löwe in Löw“, schrieb die „Frankfurter Rundschau“. Der Boulevard war weniger angetan. Löw weiß, dass eine gute Pressekonferenz nicht reichen wird, um die Fans zurückzugewinnen, denen das 0:6 in Spanien im Kopf bleiben wird. Laut Umfrage von YouGov hält nur ein Drittel den 60-Jährigen noch für den Richtigen. 40 Prozent sind der Meinung, Löw solle abtreten.

Löw sagte, aufgeben sei aber keine Option. „Man lernt, dass Ziele nicht immer erreicht werden. Aber ich habe die Motivation. Und ich habe sie nie verloren. Niederlagen lassen meine Motivation nicht einfach verschwinden“, sagte der Weltmeister-Trainer von 2014. Eine Rückkehr der Ex-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng aber bleibt nur die Notlösung vor der EM, falls personelle Probleme auftauchen. „Im Moment sehe ich keine Veranlassung, aber ich bin der Allererste, der im Sinne des Erfolgs und der Nationalmannschaft alles Erdenkliche tut, was möglich ist.“Kapitän Manuel Neuer scheint auf die Rückkehr der drei Routiniers zu hoffen: „Ich glaube, dass Löw die Tür nicht komplett zugemacht hat. Er hat sich gestellt, alle Fragen beantwortet. Man wird sehen, was passiert.“