Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weiter Diskussion um zweites Impfzentrum
Der Landkreis will sich bei der Landesregierung für weiteren Standort einsetzen
KREIS RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg gehört in Baden-Württemberg flächenmäßig zu den größten –dennoch hat das Land nur ein Corona-Impfzentrum vorgesehen. Es soll sich an der Oberschwabenhalle in Ravensburg befinden (die SZ berichtete). Ein zweites Kreisimpfzentrum für Ravensburg habe das Land bisher abgelehnt, wie Landrat Harald Sievers bei der jüngsten Kreistagssitzung am Dienstag auf Nachfrage von Wangens Oberbürgermeister Michael Lang (Freie Wähler) und Leutkirchs OB Hans-Jörg Henle (CDU) sagte. Neben Landrat Sievers will auch der Landtagsabgeordnete Raimund Haser (CDU) trotzdem weiterhin versuchen, die Landesregierung von einem weiteren Standort im Allgäu zu überzeugen.
Die Bürgermeister aus den Allgäu-Städten sprechen sich verstärkt für ein zweites Kreisimpfzentrum aus. OB Henle plädiert für einen zweiten Standort im östlichen Teil des Kreises. „Ravensburg ist flächenmäßig groß und bevölkerungsreich“, sagte er vor dem Kreistagsplenum. Es solle und werde seiner Ansicht nach nicht an Personalkapazitäten scheitern. „Ich bin überzeugt, dass zwei Zentren besser sind.“OB Lang hat für ein zweites Impfzentrum bereits die Alte Sporthalle in Wangen angeboten. Für wohnortnahe und möglichst schnelle Impfungen seien die Entfernungen einiger Kreisgemeinden zum Ravensburger Impfzentrum zu groß. Wangen liegt beispielsweise näher an Lindau als an Ravensburg. Es koste „zu viel Zeit auf der B 32 rauf- und runterzufahren“.
Der Landtagsabgeordnete Haser pflichtet ihm bei: „Die Entfernung zwischen Wilhelmsdorf und Isny kommt dann zum Tragen, wenn die mobilen Teams die Menschen in unseren Einrichtungen impfen sollen und zu viel Zeit auf der Straße liegen lassen.“Er verweist darauf, dass auch in anderen Themenbereichen die Zuständigkeiten im Landkreis dezentral aufgeteilt seien: „So hat die Oberschwabenklinik drei Standorte, ebenso die Berufsschulen – eben weil die Wege bei uns lang sind“, so Haser.
Das Land sei auf den Wunsch nach einem zweiten Impfzentrum im
Landkreis Ravensburg derweil nicht eingegangen, erklärte der erste Landesbeamte Andreas Honikel-Günther in der Kreistagssitzung am Dienstag. „Um ein zweites Impfzentrum betreiben zu können, braucht es Personal und Impfstoff “, sagte Honikel-Günther. Die Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer könnten in der ersten Phase nicht die komplette Bestellmenge an Dosen liefern, fuhr er fort. Fraglich sei deshalb, ob zu Beginn überhaupt zwei Impfzentren betrieben werden könnten. Außerdem erklärte er, dass das Land seiner Einschätzung nach keinen Sonderweg für den Kreis Ravensburg erlauben werde. Sollten große Landkreise ein weiteres Impfzentrum bekommen, stünde der Ortenau-Kreis als größter Flächenlandkreis in Baden-Württember an erster Stelle, erst dann folge der Kreis Ravensburg. Die Frage nach einem zweiten Impfzentrum habe nicht der Kreis zu entscheiden, „wenn, dann ist es eine landespolitische Maßnahme“, so Honikel-Günther.