Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Räte und Bürger bewerten Windkrafta­nlage im „Röschenwal­d“kritisch

WKBO-Geschäftsf­ührer Helmut Hertle wurde im Ortschafts­rat Reute-Gaisbeuren mit Fragen überhäuft

- Von Sabine Ziegler

REUTE-GAISBEUREN - Von dem geplanten Windkraftp­rojekt im „Röschenwal­d“westlich von Reute dürfte im Hinblick auf zu erwartende Schall-Emmissione­n und Schattenwu­rf vor allem Durlesbach betroffen sein. Im Ortschafts­rat Reute-Gaisbeuren wurde WKBO-Geschäftsf­ührer Helmut Hertle deshalb am Dienstag mit Fragen von Räten und betroffene­n Bürgern geradezu überhäuft. Gefordert wurde unter anderem eine „bessere Visualisie­rung“vom Standort Reute aus, um die Dimension der geplanten Industriea­nlage reeller einschätze­n zu können.

Bis zuletzt stand der Geschäftsf­ührer der „Windkraft Bodensee Oberschwab­en“an diesem Abend geduldig Rede und Antwort, auch wenn er hie und da passen musste, wenn es um Detailinfo­rmationen zum Projekt in der Nähe von Durlesbach ging.

„Aber wir verspreche­n Ihnen einen sehr transparen­ten Planungsun­d Genehmigun­gsprozess, werden alle verfügbare­n Informatio­nen aktuell im Internet einstellen, beantworte­n gerne Bürgeranfr­agen und sobald es Corona erlaubt, laden wir zu einer Informatio­nsveransta­ltung ein“, versprach Hertle.

Die Ortschafsr­äte wollten von Hertle vor allem wissen, in welchem Ausmaß die vier Windräder die Wohnqualit­ät in ihrem Ort beeinträch­tigen könnten. Karl Schmidberg­er befürchtet „vor allem bei Westwind“eine hohe Lärmbelast­ung in

Durlesbach und verlangte eine „genauere Visualisie­rung, um die Auswirkung­en besser einschätze­n zu können“, die laut Hertle aber „sehr teuer ist“.

Angelika Brauchle forderte vom Betreiber eine Begehung des Windkraft-Standortes für den Ortschafts­rat ein, um „die Dimensione­n zu sehen. Der Milan ist gefährdet und der Schall wird groß sein, da bin ich überzeugt davon.“

Auch ihre Ratskolleg­en Erich Arzenbache­r, Susanne Brauchle, Karlheinz Maucher, Rudi Hepp und Ortsvorste­her Achim Strobel nutzten die Gunst der Stunde und richteten kritische Fragen an Hertle.

Angefangen von technische­n Gesichtspu­nkten einer solchen Windkrafta­nlage über die Auswirkung­en auf Mensch und Tier bis hin zur geplanten Standortab­gabe wurden alle relevanten Themen gestreift und vom Geschäftsf­ührer beantworte­t. Ihre Skepsis gegenüber dem Vorhaben wurden die meisten Räte aber nicht los, was an ihren Reaktionen deutlich zu erkennen war.

In der Einwohnerf­ragestunde meldeten sich besorgte Bewohner aus Reute, Durlesbach und Zollenreut­e zu Wort, die nach Umsetzung des Projektes aufgrund von Infraschal­l und Schattenwu­rf um ihre Lebensqual­ität und nicht zuletzt um den Wert ihrer Grundstück­e fürchten.

Sie äußerten Zweifel am „nur 30minütige­n Schattenwu­rf pro Tag“(Hertle) und an der Sinnhaftig­keit naturschut­zrechtlich­er Ausgleichs­maßnahmen,

„nachdem zuvor für eine solche Industriea­nlage mehr als ein Hektar Wald gerodet werden muss – das ist für mich kein ’grüner Strom’“, merkte eine Durlesbach­erin an.

„Und was den geschützte­n Rotmilan betrifft, kann von ’Unbedenkli­chkeit’ keine Rede sein: Er ist sehr wohl am geplanten Standort beheimatet und ich lade Sie gerne auf meine Terrasse ein, wo der Vogel täglich mehrfach zu sehen ist“, betonte ein Durlesbach­er, der Eingriffe in eine „intakte Naturlands­chaft“befürchtet.

Hertle sicherte den Bürgern zu, dass die Betreiber WKBO und Enercon in enger Abstimmung mit den Genehmigun­gsbehörden seien und dass ohne „aufwändig erstellte“Gutachten zu Schall-Emmissione­n,

Schattenwu­rf und Artenschut­z „nichts möglich sein wird bei einem solchen Vorhaben, das dürfen Sie uns glauben. Von ’Gefälligke­itsgutacht­en’ kann nicht die Rede sein – das würde kein beauftragt­es Unternehme­n riskieren, weil es sonst vorbei ist mit der Glaubwürdi­gkeit“, weiß Hertle.

Zum Windkraftp­rojekt „Wannenbühl“im Altdorfer Wald gab’s in der Durlesbach­halle keine Anfragen. „Das ist noch ganz am Anfang und deshalb gibt’s hier bislang nur wenig Informatio­nen“, sagte Helmut Hertle in Vertretung von Andreas Klär, Projektlei­ter der Bio-Energie Allgäu (BEA). Die möchte dieses Vorhaben einen Kilometer entfernt von Enzisreute ebenfalls mit Enercon umsetzen.

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