Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Open-Air-Gottesdienste zu Weihnachten
Auf dem Ravensburger Marienplatz wollen evangelische und katholische Christen gemeinsam feiern
RAVENSBURG - Die Kirchen gehen hinaus in die Stadt. Und sie haben eine Botschaft, die in diesen Tagen wichtiger ist denn je: „Fürchtet Euch nicht!“Das ist die zentrale Idee für den Heiligen Abend in Ravensburg. Dazu lebt diese Stadt wieder einmal in bemerkenswerter Weise die Ökumene. Der Marienplatz soll am 24. Dezember Mittelpunkt dieser außergewöhnlichen Weihnachtsgottesdienste werden.
Die evangelischen und katholischen Gemeinden im Zentrum haben gemeinsam mit der Ravensburger Stadtverwaltung in den vergangenen Wochen ein Konzept entwickelt, das jetzt ausgereift ist und von dem alle hoffen, dass es Bestand hat: Am Heiligen Abend soll es vier verkürzte ökumenische Freiluftgottesdienste auf dem Marienplatz geben: Um 15 und 16 Uhr als Krippenfeier vorzugsweise für Familien mit Kindern und um 17 sowie 18 Uhr als ökumenische
ANZEIGE Christvesper. Beim großen Christbaum soll der zentrale Platz dafür sein, die Bühne wird Richtung Ravensbuch aufgebaut, erklären die evangelischen Pfarrer Hermann Henzler-Hermann und Philipp Jägle sowie Michael Schindler, Pastoralreferent im Pfarramt Liebfrauen und St. Jodok, die Planung.
Bis zu 500 Menschen wären dann – Stand heute – zugelassen. Mit Mund-Nasen-Bedeckung und dem nötigen Abstand dürfte unter freiem Himmel dann sogar gesungen werden, wenn es bei den bisherigen Regeln bleibt. Damit das reibungslos funktioniert, sind ab Donnerstag, 17. Dezember, auf den Webseiten der katholischen und der evangelischen Kirche in Ravensburg Online-Reservierungen möglich. Kirchenbesucher erhalten dann eine Art Ticket, nur mit diesem kommt man am 24. auf den Marienplatz. Ehrenamtliche Helfer weisen ein. Ein „Einbahnstraßensystem“–
Eingang vom Grünen Turm aus, Ausgang Richtung Stadtmitte – soll für möglichst wenige direkte Begegnungen sorgen. Die Gottesdienste werden nur 30 Minuten dauern. Wer nicht internetaffin ist, kann sich auch in den Pfarrämtern per Telefon eintragen lassen. Anmeldungen sind übrigens auch für alle „normalen“Gottesdienste erforderlich.
„Wir wollen aus der Not eine Tugend machen und mutig mit neuen Ideen nach draußen gehen“, sagen die Verantwortlichen. „In dieser Situation haben sich viele Ideen entwickelt, die wir möglichst auch in die Zeit nach der Pandemie hinüberretten wollen.“
Dazu gehört auch, dass Ravensburg wieder einmal ein starkes Zeichen für die Ökumene setzt: „Es war uns ganz klar, dass man den Marienplatz nicht für eine Konfession nutzen kann.“Michael Schindler hält die Open-Air-Formate auch theologisch für spannend: „Weihnachten ist eine Botschaft für die Welt, sie gehört eigentlich ins Freie.“Und man wolle auch kein kleineres Format
vom sonst Üblichen auflegen, sondern ein etwas anderes, aber genauso schönes Weihnachten feiern.