Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weihnachtsgottesdienste sollen stattfinden
Die evangelische Kirchengemeinde erhöht die Zahl der Andachten – Teilweise Anmeldung erforderlich
WEINGARTEN - Die evangelische Kirchengemeinde will mit einem detaillierten Hygienekonzept möglichst vielen Gläubigen die Teilnahme an einer Andacht an den Weihnachtstagen ermöglichen. So soll es gerade an Heiligabend eine Vielzahl an kurzen Gottesdiensten geben, für die teilweise sogar Tickets gebucht werden müssen. Allerdings ist das nur der aktuelle Stand. Auch Weingartens evangelischer Pfarrer Stephan Günzler weiß, dass all die Pläne unter Vorbehalt stehen und durch neue Vorgaben von Bund und Ländern noch gekippt werden können.
„Ja, gerade in diesem schwierigen Jahr soll es Weihnachten werden in unseren Herzen und Häusern“, schreibt Günzler im aktuellen Gemeindebrief. „Sicher, manches wird anders sein (müssen!) in diesem Jahr. Dicht und dicht in einer übervollen Kirche werden wir dieses Jahr nicht feiern können. Und doch soll es ein Weihnachten werden, wo alle Platz bekommen.“Daher hat sich der evangelische Kirchengemeinderat eine Vielzahl an Maßnahmen überlegt.
Grundsätzlich werden die Feiern am 24. Dezember entzerrt. Von 14 bis 23 Uhr gibt es in der evangelischen Stadtkirche jeweils zur vollen Stunde eine kleine zwanzigminütige Andacht, in der die Weihnachtsgeschichte zu hören ist. „Denn Festtage, hohe Feiertage, Gottesdienste im Kirchenjahr sind das Gegenteil von Alltag, sie unterbrechen unser ewig Gleiches und verhelfen uns zu einer inneren Ordnung. Ein Fest ist immer im Augenblick, feiert die Vergänglichkeit und bleibt einzigartig in der Wiederholung“, schreibt Günzler. „2020 ist ein schwieriges Jahr und vieles hat gefehlt – umso größer ist unser Wunsch, Gemeinsamkeit, Verbundenheit und Freude miteinander zu teilen. Trotz und mit allen Auflagen.“
Da – nach aktuellem Stand – nur 70 Personen im Kirchenraum erlaubt sind, bittet Pfarrer Günzler darum, die Stoßzeiten am späten Nachmittag und frühen Abend zu meiden. „Die Andacht wird zwar auch auf den Hof übertragen, aber besser, Sie kommen um 14 Uhr oder 19 Uhr oder später. Dann finden Sie Platz in der Kirche“, schreibt er. Für die Gottesdienste um 16 und 17 Uhr braucht jeder Gläubige eine Eintrittskarte. Diese werden ab Montag, 14. Dezember, um 16 Uhr vergeben. Jeder Interessierte kann sich online unter www.weingarten.evangelisch.de oder über die Telefonnummer 0751 / 56835930 anmelden. Familien mit kleinen Kindern sind bereits um 10 Uhr und um 11 Uhr in die kleine Kirche eingeladen.
Bei jedem der Gottesdienste dürfen sich die Gläubigen nach der Weihnachtsgeschichte ein „Friedenslicht von Bethlehem“mit nach draußen nehmen. Dort sollen dann im Kerzenschein unter dem Christbaum im Kirchhof Weihnachtslieder gesungen werden. Allerdings müssen dabei, wie auch während der gesamten Andacht, Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden. Parallel wird die Zeit genutzt, um die Kirche
gut zu lüften. 20 Minuten vor der jeweiligen Andacht können sich die Bürger in die Kirche setzen und weihnachtlicher Musik lauschen, bevor der kleine Gottesdienst selbst dann mit dem Glockenläuten beginnt. Allerdings gibt es auch hier Regeln. Damit es keinen „Gegenverkehr“gibt, ist in der Stadtkirche der Zugang nur durch das Hauptportal möglich. Hinaus gehen alle Besucher durch die beiden Seitentüren. Und natürlich muss stets ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden.
Ferner bittet die Kirchengemeinde darum, ein Kärtchen mit Namen und Adresse mitzubringen – das dann in bereitgestellte Kästchen geworfen soll – oder sich vor Ort in die Besucherliste einzutragen. Die Adressen werden drei Wochen verschlossen aufbewahrt und danach vernichtet.
Nach Heiligabend werden in der Stadtkirche vier weitere evangelische Weihnachtsgottesdienste am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag (jeweils 9.30 Uhr) sowie am 27. Dezember (9.30 Uhr und 16 Uhr) gefeiert. Dabei wird der Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag – etwas überraschend – als Singgottesdienst mit einer kleinen Singgruppe stattfinden, für die man sich bei Pfarrer Günzler (Telefon: 0751 / 48843) anmelden kann.
Und auch die instrumentale Begleitung des Weihnachtslieder-Singens am Heiligen Abend mutet in diesen Zeiten etwas ungewöhnlich an. Daher äußert sich auch die Stadtverwaltung in einer Anfrage mit Blick auf die weihnachtlichen Gottesdienste eher zurückhaltend. Laut derzeit geltenden Verordnungen seien religiöse Feierlichkeiten unter Einhaltung der Abstandsregeln nach wie vor gestattet. Das Virus verbreite sich aber dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen – also gerade auch bei den gut besuchten Weihnachtsmessen.
„Das Gebot dieser Tage lautet daher, Kontakte, wo es möglich ist, zu beschränken und im besten Falle im kleinen Kreis der Familie zu Hause zu bleiben“, schreibt die Pressestelle. „Die Veranstalter sind weiter dazu verpflichtet, sämtliche Maßnahmen zur Einhaltung der Regelungen in einem Hygienekonzept abzubilden. Die Stadt ist über die stattfindenden Gottesdienste informiert und kann nur an alle Veranstalter und Teilnehmenden appellieren, im Sinne der eigenen Gesundheit und derer der Mitmenschen, die bestehenden Regelungen einzuhalten und die gebotenen und im Hygienekonzept fixierten Maßnahmen zu beachten.“