Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwingendes Herunterfa­hren

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Deutschlan­d hat Zeit verloren. Vielleicht haben sich manche Entscheidu­ngsträger auch von einer enorm lautstarke­n, aber sehr kleinen Minderheit beeindruck­en lassen. Jetzt sind die Infektions­wie die Todeszahle­n so hoch, dass mit den Worten des baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n das öffentlich­e Leben radikal herunterge­fahren werden muss.

Der „Wellenbrec­her-Shutdown“war marketingt­echnisch eine hübsche sprachlich­e Erfindung, aber gebrochen hat er nichts. Das moderate Vorgehen Ende Oktober war nicht ausreichen­d. Corona grassiert stärker denn je. Der Chronisten­pflicht halber der Hinweis: Im Herbst war Angela Merkel mehr oder minder die Einzige, die strengere Schritte umsetzen wollte. Sie scheiterte an Länderinte­ressen oder vermeintli­chen Befindlich­keiten von Parteifreu­nden. Auch die Vertreter der anderen Parteien waren nicht wirklich eine Stütze für die Bundeskanz­lerin im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Ihr Gesicht sprach damals Bände.

Nun muss hart herunterge­fahren werden. Die Belegungen der Intensivst­ationen der Krankenhäu­ser steigen stark an. Die Belastung des medizinisc­hen Personals ist enorm. Corona ist außer Kontrolle geraten, resümiert Bayerns Regierungs­chef Markus Söder (CSU).

Doch der Staat hat die Pflicht, die Gesundheit und das Leben der Menschen zu schützen. Darum geht es. Appelle an die Vernunft haben ganz offensicht­lich nichts bewirkt. Ähnliches gilt europaweit: In Schweden, der Schweiz oder Italien sieht es nicht besser aus, vielfach sogar dramatisch schlechter. In Belgien zeigt sich hingegen, dass konsequent­e und strikte Maßnahmen Infektions­zahlen nach unten drücken können.

Es gibt nicht die berühmte Blaupause für das Überwinden dieser Massenerkr­ankung, es gibt keinen Königsweg. Es mag eine Floskel sein, aber bis Impfungen zu einer spürbaren Verbesseru­ng der Situation führen, ist neben dem Staat eben jeder Einzelne gefordert. Manchmal wiederhole­n sich auch die Grundthese­n von Kommentare­n.

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